Autor Thema: Ein Dorf.  (Gelesen 20054 mal)

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Re: Ein Dorf.
« Antwort #120 am: 29. Jan 13, 10:45 »
Vanion wusste keine Antwort. Die einzig mögliche Antwort, die er geben konnte, und die ihm sofort in den Sinn kam, war, der Königin Caldriens die Schuld zu geben. Sie war diejenige gewesen, die das Imperium wieder ausgerufen hatte, auch im Namen Jeldriks. Loenna hatte damit nicht nur die Sieger entzweit, sondern das Land beinahe in deinen dritten Krieg gestürzt. Selbst jetzt war die Situation nur ruhig, weil eine Art Balance zwischen den Parteien herrschte. Die Proklamation war falsch! Dumm und falsch!, dachte der Knappe. Aber eben das war er, ein Knappe - ein Knappe einer Ritterin Caldriens, deren Lehnsherr am Ende die Königin - nein, die Imperatorin - war.

Er rutschte unruhig auf der Bank.

Der Pilgerzug soll nur weltlichen Interessen einiger weniger Mächtiger gedient haben? Das kann ich nicht glauben. Solche und ähnliche Gedanken gingen dem jungen Mann durch den Kopf. Natürlich war Vanion nicht so naiv zu glauben, dass der Pilgerzug so selbstlos gewesen war, wie er gewesen sein sollte. Aber bewusst darüber nachgedacht hatte er nie. Vanions Instinkt hieß ihm, von dem Thema rasch abzulenken und einfach zu hoffen, dass Konrad ihn nicht zwingen würde, offene Worte über seine, Vanions, Königin - verflucht, sie ist Imperatorin, vergiss das nicht! - zu verlieren.

"Aber.. nun.." Der Ritter bemerkte, dass Vanion krampfhaft nach Ausflüchten suchte. "..im Namen von fünf Göttern, ja, aber der sechste war auch Teil des Zuges. Nur allzu oft war die Saat des Täuschers zu bemerken, und am Ende, am Ende Konars, gab er den Wolfslord als seine Marionette aus."
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Offline Tobi

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Re: Ein Dorf.
« Antwort #121 am: 29. Jan 13, 14:05 »
Der Körper des Jeldriken war alt, seine Bewegungen langsam und kraftsparend, aber seine Augen verfolgten flink jede Regung des Knappen, wie dieser unruhig auf seinem Platz herumrutschte. Wie bei einer Katze, bei den man nicht wusste, ob sie zulangen, oder weiter beobachten würde.

"Als der Flamen Damian den Segen der Götter erhielt und aus dem Totenreich zurückkehrte hatten wir die Hoffnung, dass er wie Jeldrik einst das Reich wieder einen würde. Er stand vor der gleichen Entscheidung, wie Jeldrik damals, als er in das Theater herunterkam und er hat sich aus egoistischen Gründen dafür entschieden lieber den Feind seines Gottes zu bekämpfen, als das Reich zu einen.
Es gab zwei böse Götter in Engonien und nur einer wurde auf das Banner des Pilgerzugs geschrieben, obwohl er es erst was, der das Land in Blut gebadet hatte."
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Offline Vanion

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Re: Ein Dorf.
« Antwort #122 am: 29. Jan 13, 14:42 »
Dankbar stürzte sich Vanion auf die Worte des Jeldriken:
"Damian? Flamen Damian, aus Voranenburg, aus dem Totenreich zurückgekehrt? Was ist damals geschehen?"
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Offline Tobi

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Re: Ein Dorf.
« Antwort #123 am: 29. Jan 13, 22:54 »
"Das hast du nicht mitbekommen? Es ist damals im Lorinanwald getötet worden, als er und meine Brüder Ralf von Kähenbroich und Tannjew von Wiesenquell dort den schwarzen Kailer zur Strecke gebracht haben. Doch statt seinen Leichnahm zu Grabe zu tragen hat ein Firngarder Ritter ihn zu einem heiligen Ort nach Andarra gebracht, wo er durch den Segen der Sechs Götter das Leben wiedererlangte.
Das war für viele ein Wendepunkt im Brüderkrieg, denn Barad Konar begründete seine Kaiserwürde unter anderem damit, von den Toten wiedergekehrt zu sein ... und der Einzige, der bislang aus dem Totenreich zurückgekommen ist war Jeldrik.

Weißt du, ... wir suchten jeden Tag nach Jeldrik, da er uns ja versprochen hatte zurückzukehren. Wir setzten unsere Hoffnungen in Richard Brin von Fingara und er enttäuschte uns und wir setzten unsere Hoffnungen in Damian von Voranenburg und er enttäuschte uns ebenfalls."
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Re: Ein Dorf.
« Antwort #124 am: 30. Jan 13, 02:34 »
Vanion schüttelte aufgeregt den Kopf. Er beugte sich vor und stützte die Hände auf die Tischplatte.

"Nein, davon hab ich noch nie etwas gehört! Der Schwarze Keiler? Wer oder was ist das? Wann war das?"

Vanion beschloss, den Ritter kurz über seinen Werdegang zu informieren.

"Ich.. ich hab die Felder meines Vaters bestellt, bis ich 17 war. Dann bin ich mit einem Barden losgezogen, um was von der Welt zu sehen. Erst nach einem weiteren Jahr hab ich mich nach der Schlacht um Ahrnburg dem Pilgerzug angeschlossen. Über alles vorher weiß ich nichts, den Gerüchten in den Kneipen hab ich kaum zugehört. Die Lieder der Barden und deren Heldengeschichten waren interessanter. Ich.. ich bin nun 21 Jahre alt, und erst die letzten zwei Jahre habe ich mit etwas Sinnvollem verbracht. Bitte, erzählt mir, was im Lorinanwald geschehen ist!"
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Re: Ein Dorf.
« Antwort #125 am: 30. Jan 13, 09:18 »
" Als du die Felder deines Vaters bestellt hast war das sinnvoll, aber nicht groß. Als du mit Barden herumgezogen bist war das groß, aber nicht sinnvoll. Nun machst du beides. Ich denke aus dir kann was werden.

Der schwarze Keiler war ein übler Schurke und Anführer einer Räuberbande. Er entführte Eleonora von Pfauengrund und flüchtete in den Lorinan-Wald in Middenfelz, als Barad Konaar gerade die Macht ergriffen hatte. Richard Brin von Fingara und das Expeditionscorps retteten die Dame, aber der Keiler entkahm ihnen. Tannjew von Wiesenquell kehrte ein Jahr später zurück um das zu beenden, was der Kommandant begonnen hatte während Richard Brin in Fanada saß und sich vor dem Lupus Umbra versteckte.
Er hatte Erfolg und konnte den Keiler finden und hinrichten. Aber zu dem Zeitpunkt war der Krieg gegen Ahrnburg schon in vollem Gange."
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Re: Ein Dorf.
« Antwort #126 am: 30. Jan 13, 11:42 »
"Nun, ich hab während des Pilgerzugs nicht gerade auf dem Schoß eines Ritters geschlafen, eher im Gegenteil. Bei den Knechten hört man eher weniger von den Taten Damians. Eleonora, Richard Brin, die Namen sagen mir nichts."
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Re: Ein Dorf.
« Antwort #127 am: 30. Jan 13, 21:38 »
"Eleonora von Pfauengrund war nur eine Baronstochter, nichts besonderes. Richard Brin von Fingara war der Oberkommandierende der Engonischen Reichsgarde von Tangara und mehr oder weniger der Herrscher von Fanada, wenn manns so sagen kann.
Einer der gößten Helden, die Engonien vor dem Brüderkrieg hatte. Im Brüderkrieg selber hat er die ganze Zeit nichts getan und nur in Fanada gesessen, bis Engonien fast ganz an Barad Konar gefallen war. Dafür wurde er von vielen kritisiert.
Dann, als nur noch Fanada und Donnerheim frei waren hat er alle gegen den Lupus Umbra geführt und erst Fanada gerettet, dann Taga befreit und ist in der Blutnacht nach Uld eingefallen und hat sie ebenfalls erobert.
Wir dachten er sei Jeldrik, der zurückgekommen ist und dann hat er sich mit dem Pilgerzug überworfen, als er die Königin eine Verräterin an Jeldrik nannte.
Jetzt ist er zurück nach Middenfelz gegangen und dient dem Fürsten dort als Baron. Manche sehen das auch als Verrat."
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Re: Ein Dorf.
« Antwort #128 am: 31. Jan 13, 12:04 »
Fragen schwirrten durch Vanions Kopf. Namen, Orte, Ereignisse - doch dann fielen ihm die Worte des Ritters ein: Engonien einen... der Pilgerzug, nur zum Machtmissbrauch geschaffen.. der Blutgott, dessen Auserwählter bekämpft werden sollte, Teil des Pilgerzuges.. nein! Das ist nicht wahr!

"Vor Engonia stellte sich Konar als des Täuschers Marionette heraus!", sprach Vanion heftig. "Ihr wart nicht dabei, als Konar starb. Ihr wisst nicht, was geschehen ist, was wirklich geschehen ist! Der Pilgerzug stürzte das Land nicht in Blut, er zog es vielmehr aus diesem Höllengriff, den Szivar angelegt hatte. Konar mag Tiors Ausgewählter gewesen sein, doch nur im Moment seiner Auferstehung! Der Täuscher, verflucht sei sein Name, fing den Knochen auf, den Tior achtlos hinter sich geworfen hatte, und mit Erfolg! Wie ist es denn nun, nach Konars Tod? Engonien liegt im Streit, im Zwist, die Jeldriken mit der Königin, Tangara mit Caldrien, Middenfelz beäugt misstrauisch Andarra. Das Werk des Täuschers! Aber es gibt keinen offenen Krieg, und das ist das Werk der Menschen und der guten Götter!"

Vanion beugte sich vor.

"Seht ihr es nicht? Die Götter haben uns nicht verlassen! Die Schlachten des Pilgerzuges, Tiors Werk! Der Sieg des Widerstandes, das Werk Alamars und Lavinias! Der Fall der magischen Barrikaden Engonias, nur mit Aines Segen möglich! Das Überleben des Zuges, das Ausbleiben einer Hungersnot nach dem Krieg - nur dank Nadurias reichen Gaben! Und der Zustand Engoniens, die Zerissenheit des Landes, der Menschen - die Rache des Täuschers. Was hätte Richard Brin, was hätte Flamen Damian tun können, um das zu vermeiden? Wie hätte irgendjemand, und sei es die Imperatorin Loenna von Donnerheim darselbst, verhindern können, was geschieht? Niemand hätte das!
Ich bin nicht so naiv zu glauben, dass die herrschende Waffenruhe wegen eines kommenden Friedens herrscht. Ich weiß, dass ein politisches Patt zwischen den Parteien herrscht. Aber seht ihr nicht darin die Hand der Götter, die uns nach diesem Brüderkrieg eine weitere Chance geben? Seht ihr nicht, dass viele Pilger mit dem Namen Jeldriks auf den Lippen in die Schlacht gezogen sind, dass selbst die einfachsten Leute Mut und Tapferkeit entdeckten und kämpften? Ganz im Geiste Jeldriks!"
« Letzte Änderung: 31. Jan 13, 12:09 von Vanion »
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Re: Ein Dorf.
« Antwort #129 am: 31. Jan 13, 19:54 »
Die Augenlieder des Ritter waren die ganze Zeit halb geschlossen gewesen, ein wenig dösend, kraftos ... aber als es aus Vanion herausbracht schlug er die Lieder vollends auf und seine eisblauen Augen fixierten den jungen Knappen.

...

Er lies sich Zeit, bevor er antwortete:
"Wen kennst du, der dabei war als Barad Konar sein Ende fand?"
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Re: Ein Dorf.
« Antwort #130 am: 31. Jan 13, 21:01 »
"Viele! Viele Augen konnten das bezeugen, Männer von Stand, Priester, auch meine eigenen Augen!
Doch Konars Wiederkehr, seinen.. ersten Tod? Ich hab nur Geschichten gehört. Männer in Tiefensee erzählten mir davon, auf meiner Queste im Namen Alamars hörte ich einiges.."
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Re: Ein Dorf.
« Antwort #131 am: 31. Jan 13, 21:44 »
Bis jetzt war die Stimme des Jeldriken die eines netten Märchenonkels gewesen, der einem netten Burschenein paar schöne Geschichten erzählen wollte ... nun hörte man den Stahl in seiner Stimme und es war keine Bitte

"Du wars dabei, als Barad Konar in Engonia verschwand, bei dem Widerstand auftauchte und ihn der Pilgerzug enthauptet hat?

Erzähl!"
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Re: Ein Dorf.
« Antwort #132 am: 01. Feb 13, 00:24 »
"Ja, ich war dabei." Vanion überlegte genau, was er sagen wollte. Er wollte dem Ritter eine unverfälschte Version der Ereignisse wiedergeben, und Vanion wusste genau, dass Erinnerungen oft verblassten, sich änderten, je mehr Zeit verging.

"Ich gehe davon aus, dass ihr die üblichen Geschichten kennt. Wie Engonia fiel - eine Bresche in der Mauer, der Scheinangriff auf die Löwenburg - Konar verschwunden, der Lupus verwirrt und demoralisiert. Nur wisst ihr wahrscheinlich nicht, wie diese Bresche entstanden ist." Vanion holte tief Luft.

"Engonia hat an und für sich schwache Mauern. Die Stärke der Stadt besteht in ihrer magischen Verteidigung, die mit irgendwelchen Türmen zusammenhängt - wie das genau funktioniert, weiß ich auch nicht. Jedenfalls gibt es in der Nähe Engonias ein altes Akademiegebäude, das wir einnehmen sollten - ein Trupp Condrianer sollte von dort aus dann am nächsten Tag die Verteidigung magisch brechen. Eine Überladung oder sowas, ich weiß nicht. Wir waren nur wenige, es war eine geheime Mission, unter der Leitung einiger höhergestellter Widerständler." Vanion log nicht direkt, aus irgendeinem Grund wollte er aber keine Namen nennen. Er fühlte sich diesen Leuten verbunden, ein Freundeskreis, der etwas besonderes war.
"Es kam zu Kampfhandlungen. Ein Tiorspriester, Erion Barkwin, war dort. Ich weiß nicht, ob er getötet wurde oder ob er floh - ich war verletzt. Jedenfalls nahmen wir dieses Gebäude ein, mühsam, langsam und quälend, aber wir nahmen es ein. Es tauchten Tiorswölfe auf, Elitesoldaten des Lupus, aber auch Milizionäre - es schien, als wären wir entdeckt. Doch wir schafften es! Da Engonia eingeschlossen war, war es nicht leicht für den Lupus, Entsatz zu schicken. Irgendwann hörten die Kämpfe auf. Doch am nächsten Tag, da.. da.. es war am Abend. Die Condrianer hatten es geschafft, die Breche war geschlagen, wir hörten die Schlachtrufe der Pilger aus der Ferne.

Ein Priester Tiors, der bei uns war, hatte eine Klaue, ein seltsames Artefakt. Irgendwie schaffte er es, im Verbund mit den Priestern Askars und Naduria, eine Beschwörung durchzuführen. Wie auch immer es getan wurde, es wurde getan: Barad Konar, Tiors Auserwählter, der falsche Kaiser, der Hundekaiser, stand in voller Prunkrüstung vor uns. Er war - überrascht. Desorientiert. Sofort stürzten wir uns auf ihn, wir alle. Wir waren bestimmt zu zwanzig, doch jeder einzelne wurde zurückgestoßen. Ein Kraftfeld, undurchdringlich, umgab ihn - und plötzlich.." Vanion zögerte, als die Erinnerung ihn in Empfang nahm. "..ein Gefühl - kalt, und warm, wie die Wärme in einem Komposthaufen.. ekelerregend, und doch heimelig, versprechend, umschmeichelnd.." Der Knappe schüttelte sich. "Eine Gestalt kam aus dem Wald. Ein Mensch, schien es. Schwarz, und weiß, und doch schillerte seine Kleidung. Das Gesicht, durchzogen von schwarzen und weißen Mustern, die doch grau - und irgendwie doch bunt zu sein schienen. Sie versprachen alles, Tod und Liebe und Reichtum und Qual und Hass und... Der Täuscher. Es war die Inkarnation des Täuschers. Kein Zweifel. Keiner der Magier konnte das Kraftfeld durchbrechen, kein Priester etwas ausrichten - doch der Täuscher durchschritt es, als wäre es Luft. Seine Stimme erklang - Vogelgezwitscher, Schlangenzischen, Fingernägel auf Schiefer, die süße Stimme einer unschuldigen Frau, und dabei so kalt wie der Tod und so warm wie ein Ofen. Düfte erfüllten die Luft, nach Verwesung, nach Schweiß, nach Tod, nach Blumen, nach Bergluft, es roch wie die Kanäle Bregas und die Hand Lavinias gleichzeitig. Er sprach, er verhöhnte uns. Er fragte, wer Konar töten wolle, wer es versuchen wollte, doch keiner außer dem Tiorspriester trat vor. Er wurde nur ausgelacht, und uns allen erschien der Priester wie eine lächerliche, kindliche Gestalt. Der Täuscher verlockte jeden, jeden einzelnen von uns, doch keiner trat vor. Lieblich waren seine Worte, süß, voller Honig - doch als keiner vortrat, zischte er. 'Er ist mein Geschöpf!', sagte er. 'Seht ihn euch nur an', und mit einem Fingerzeig zwang er Konar in die Knie. 'Ihr alle seid ein Witz, und ich danke euch für die Freude, die ihr mir bereitet habt'. Ich erinnere mich nicht mehr an die genauen Worte - doch schlussendlich erschlug er Konar." Vanion schwieg, den Blick gesenkt. Er war gegen Ende immer leiser geworden.

"Die Gestalt ging. Gemächlich, langsam, zurück in den Wald, aus dem sie gekommen war. Keiner konnte ihn aufhalten."
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Re: Ein Dorf.
« Antwort #133 am: 01. Feb 13, 10:12 »
Während Vanion erzählte wurden die Augen des Jaldriken wieder schläfrig, die Spannung glitt aus seinem Körper und er lehnte sich wieder zurück undgenoss jedes Wort, wie vorher die Wärme des Kamins und des Mets.

"Ich danke dir vielmals ... ähem Vanion nicht war? Das ist die schönste Geschichte, die ich seit langem gehört habe. Du hast das Herz am rechten Flecken und der Rest wird wohl noch folgen. Da bin ich mir sicher.

Also hat Szivar Barad Konar vernichtet?"
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Re: Ein Dorf.
« Antwort #134 am: 01. Feb 13, 14:20 »
Vanion nickte. "Ja. Er war es. Wir alle wollten ihm zuvorkommen, doch der Täuscher erschlug Konar."
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