Schweigend sah Vanion ins Feuer. Sein Vater.. er hätte sich nur gewünscht, ihn fragen zu können, ob ihm jemals bewusst gewesen war, wer sein Vater war. Doch dazu war es nicht gekommen.
"Er war ein Brummbär. Hat sich irgendwann einen Bart stehen lassen, der im Alter erst grau und dann weiß wurde. Anfangs war er feuerrot. Vater war immer gütig, aber auch streng. Die Familie galt ihm mehr als alles andere. Als ich damals mit Marius den Hof verließ" - es kam Vanion vor, als redete er von einer anderen Welt - "war das für ihn wie ein Verrat an der Familie. Sein Sohn hatte alles in den Wind geschmissen, was der Vater ihm beigebracht hatte, und dann nochmal kräftig darauf gespuckt."
Eine kleine Pause entstand, in der Vanion das Geschehene noch einmal Revue passieren ließ.
"Doch - er wäre nicht mein Vater, wenn er mir nicht verziehen hätte. Als du mich wieder zu meinen Eltern geschickt hattest, um diese Sache zu bereinigen.. sein Stolz hat nicht zugelassen, das Gesagte zu entschuldigen. Seine harten Worte standen dennoch nicht mehr zwischen uns, er hatte mir längst verziehen. Barak war stets ein guter Mann, er hat seine Frau nie geschlagen, und seine Kinder auch nur, wenn sie es verdient hatten. Liebevoll und zärtlich konnte er sein, aber ausgefuchst und geschickt in der kleinsten Verhandlung. Geizig war er wohl, ja - jedes Kupferstück hat er umgedreht, bevor er es ausgab. Jedenfalls war das so, wenn er Geschäfte tätigte - Saat einkaufte, Ernte verkaufte. Nur abends, wenn er mit seinen Freunden einen Krug auf zwei (oder mehr..) gehoben hat, dann war er spendabel. Wer sein Freund war, konnte immer auf ein Bier, bezahlt mit Kupfer aus seinem Beutel, hoffen. Seltsamerweise wurde er nie ausgenutzt, dafür war er wahrscheinlich zu autoritär."
Langsam verblassten die angenehmen Erinnerungen, und langsam, aber sicher, tauchten die unangenehmen auf.
"Doch er war auch stolz und stur. Wer es sich mit ihm verscherzt hatte, den sah er, verzeih den Ausdruck, mit dem Arsch nicht mehr an, dem wünschte er Pest und Tod an den Hals. Sonja, meine Mutter, hat eine Schwester, die vor Jahren schon starb. Er hatte meine Tante immer gehasst, weshalb, weiß ich gar nicht. Und er weigerte sich gar, zu der Beerdigung zu kommen. Auch hatte er dafür gesorgt, dass ein Konkurrent in Norodar, der ihn um einen eher kleinen Betrag betrogen hatte, Haus und Heim an Gläubiger verlor, nachdem sein Ruf ruiniert war. Es hieß plötzlich überall, dass der Kerl ein mieser Taschenspieler und noch größerer Betrüger war, dabei hatte er meinen Vater nur bei einem kleinen Handel etwas über den Tisch gezogen. Barak hat damit sogar geprahlt, dass der Ruf dieses Mannes durch ihn und seine Freunde ruiniert worden war."