Autor Thema: Das Lager des Grünen Ritters  (Gelesen 11891 mal)

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Mel

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Das Lager des Grünen Ritters
« am: 12. Mai 14, 19:59 »
"Die großen Handelsstraße wand sich von Westen durch Blanchefleuer, stets an der steilen Küste entlang, bis nach Parois- sur- Mar in Marnois.
Irgendwo an der Grenze von Blanchefleur nach Marnois lag der geheimnisvolle Wald, der Forêt d´Artroux. Und ebenfalls an der Grenze zu Marnois, im Norden und Osten direkt an den Wald grenzend, lag ein kleines Rittergut. Auf diesem Gut lebte der grüne Ritter, seinem Herrn, dem Baron von Blanchefleur, treu ergeben und verbunden durch eine enge Freundschaft. Doch eines Tages, auf einem Turnier sah er eine junge Dame, schöner als Lavinia selbst, und er verliebte sich unsterblich in sie."
Lorainne machte eine kurze Pause, um einen Schluck zu trinken, bevor sie fortfuhr.
"Doch bevor er sie zur Frau nehmen konnte, musste er drei Prüfungen bestehen: Die erste ar, dass er lesen und schreiben lernte, denn das konnte der grüne Ritter noch nicht. Dann musste er seine Angebetete während eines Kampfes gegen den schwarzen Ritter minnen, und dieser zerbrach drei Lanzen an der Rüstung des grünen Ritter. Die dritte Prüfung war die schwerste, denn der grüne Ritter musste freundschaftliche Bande brechen. So fiel er bei seinem Herrn und vormaligen Freund in Ungnade, denn seine Geliebte war die Nichte des Barons von Marnois; und jeder weiss ja, dass Blanchefleuer uns Marnois schon lange verfeindet sind und eine Fehde führen würden, wenn der Graf Fehden nicht verboten hätte... tatsache, sie ist endlich eingeschlafen."
Lorainne lächelte das Bündel in ihren Armen an und lehnte sich an einen Baumstamm, während sie die Wärme des Feuers genoss und Fulk dabei beobachtete, wie er irgendetwas über dem Feuer briet.

Vanion war mit drei weiteren Männern ihres Vaters... mit dreien IHRER Männer im Wald unterwegs und liess sich die Gegend zeigen, doch auch sie würden bald zurück kommen, spätestens wenn sie Hunger bekämen.

Offline Vanion

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Re: Das Lager des Grünen Ritters
« Antwort #1 am: 12. Mai 14, 20:37 »
Mit der untergehenden Sonne im Rücken kämpfte sich Vanion durch das dichte Unterholz, dass das Lager umgab. Ihm war klar, dass die drei anderen über ihn schmunzelten, wenn auch zumindest nur hinter seinem Rücken. Seine schweren Lederstiefel brachen durch das Gestrüpp und verursachten laute Geräusche. Die anderen schafften es zwar nicht, völlig lautlos zu sein, doch wussten sie nur all zu gut, wohin sie ihre Füße setzen konnten, und wohin nicht.

Der Forêt d'Artroux war größer, als es den Anschein hatte. Im Grunde hatte die Gruppe den Tag damit verbracht, in einer größer werdenden Spirale um das Lager zu kreisen. Im Norden hügeliges Gelände, dichte Tannen standen dort. Im Süden flachte die Erde ab, Laubbäume und Brombeer-Dickichte schienen so weit zu reichen, wie das Auge sehen konnte (allerdings war das angesichts der vielen Bäume nicht wirklich weit). Ständig traf man auf Bäche, moosüberzogene, große Steinformationen, und Bäume, Bäume, Bäume. Der Knappe hatte seinen Orientierungssinn nie für schlecht gehalten, doch angesichts der Wildnis, die allein im Osten etwas abnahm, wo der Wald langsam, aber doch sicher lichter wurde, war er sprachlos. In letzter Zeit schwieg er generell viel, er fand, dass ihm das zur Abwechslung mal ganz gut anstand.

Jetzt kam die kleine Gruppe von Westen her ins Lager. Mit einer kurzen Bemerkung über die fehlenden Wachen wandte sich Vanion an seinen Hintermann, doch der grinste nur und sprach etwas auf caldrisch. Vanion meinte "an denen sind wir grade vorbeigekommen" zu verstehen, aber ganz sicher war er sich nicht. Prüfend war er einen langen Blick auf das Unterholz, durch das sie grade noch gestiefelt waren, doch konnte er niemanden entdecken. Als er sich jedoch umdrehte, landete ein angebissener Apfel auf seinem Kopf: das gut gezielte Geschoss stammte von einem der Wachmänner, der über ihnen in einer Astgabel hockte und breit grinste.

Langsam, aber sicher grummelte der Magen des Knappen. Er hatte vor seiner Abreise gesehen, wie einige Kaninchen gehäutet wurden - die drehten sich bestimmt jetzt an einem Spieß über einem Feuer. Das Wasser lief ihm im Mund zusammen, doch bevor er nach möglichem Essen ausschau hielt, suchte er Lorainne. Seine Nase leitete seinen Blick schließlich doch auf das erste Feuer, über dem etwas brutzelte - und siehe da, Fulk und Lorainne saßen direkt davor.

Als er an das Feuer herantrat, grüßte der Knappe freundlich und wartete, bis Lorainne ihm bedeutete, sich hinzusetzen. Man war zwar unter sich, dennoch wollte Vanion zumindest die Form wahren. Mit einem liebevollen Blick auf die mittlerweile schlafende Leah - meine Cousine, bei den Göttern - schlang Vanion die Arme um die Knie.
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Mel

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Re: Das Lager des Grünen Ritters
« Antwort #2 am: 12. Mai 14, 20:42 »
Fulk brummte etwas auf caldrisch in seinen Bart, was Lorainne dazu brachte, Vanion genauer zu mustern.
"Fulk sagt, Du sollst dich Waschen, vorher bekommst Du kein Essen. Und dann lass mich deine Stirn sehen. du blutest."
Sie kniete sich hin, um Leah in den Weidenkorb neben sich zu legen. Liebevoll srich sie ihr noch einmal über die Wange, bevor sie sich erhob und zu Vanion ging.
"Sieht nicht tief aus. Brombeersträucher?"

Offline Vanion

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Re: Das Lager des Grünen Ritters
« Antwort #3 am: 12. Mai 14, 20:58 »
"Eher ein zurückschlagender Ast. Dank der Brombeersträucher brauche ich eine neue Hose. Gutes Leder wäre angebracht, schätze ich." Missmutig wies Vanion auf einige kleinere und größere Löcher an seiner Leinenhose. "Dieser Wald - mal ist er licht und hell, als gäbe es nichts schöneres als die Sonne Caldriens, dann wieder ist er griesgrämig und kalt. Wie konnte es dein Vater nur so lange hier aushalten?" Der Knappe vermisste schon jetzt die sonnigen und weiten Felder Tangaras, auf denen er aufgewachsen war. Dichter Wald mochte schön sein mit einem Mädel an der Seite, doch merkte man deutlich, dass Vanion nicht dafür geboren war.
"Wenn Ihr wünscht, gehe ich mich kurz waschen? Ein Tag im Wald sorgt nunmal dafür, dass man verschwitzt ist." Eine bissige Bemerkung, gezielt auf Fulk.
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Mel

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Re: Das Lager des Grünen Ritters
« Antwort #4 am: 12. Mai 14, 21:32 »
"Der Wald kann auch sehr schön sein. Als ich klein war, bin ich dauernd mit Antoine hier umhergetollt.."
Lorainne schüttelte die Erinnerung ab.
"Wenn Du willst, zeig ich Dir morgen ein paar Stellen. Da konnte ich immer sehr gut nachdenken. Der Wald bietet uns zur Zeit vor allem Schutz."

Während Vanion sich frisch machte und Fulk das Fleisch schnitt, rührte Lorainne in einer großen Schüssel, bevor sie deren Inhalt auf die Teller füllte.
Dann klopfte sie mit der Kelle gegen den Topf, laut genug, dass nun knapp zwei Handvoll hungrige Männer um sie und Fulk herumstanden, um endlcih essen zu können.
Als Vanion sein Essen in Empfang nahm, sah er schon deutlich sauberer und zufriedener aus.
Während alle schmatzten, nutzte Lorainne die Chance, die nächsten Wachen einzuteilen. Alle waren zu sehr mit Essen beschäftigt, um zu widersprechen.
"Henry, Ansgar, ihr geht zu den drei Tannen. Valdemar und Emil zum Birkenhain. Theodore und Silas lösen Hery und Ansgar aus, Vanion und ich Valdemar und Emil. Morgen gehen wir zum alten Lager und hölen die restlichen Sachen, vor allem Brennholz. Möglicherweise können wir auch die alten Fallen zurückbauen und hier wieder aufbauen? wenn das Lager entdeckt wird, werden alle glauben, dass es eines der Gesetzlosen ist."
Bevor sie weiterreden konnte, wurde ihr von Fulk ein Teller unter diese Nase gehalten:"Es wir kalt, wenn Du weiterredest."
Lorainne verstand den Vorwurf darin und nahm den Teller, was mit einem lauten Magenknurren aus ihrer Bauchgegend quittiert wurde.

Offline Vanion

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Re: Das Lager des Grünen Ritters
« Antwort #5 am: 12. Mai 14, 21:45 »
Aufmerksam folgte Vanion Lorainnes Einteilung. Es überraschte ihn ein wenig, dass sie selbst am Wachdienst teilnahm - aber gut, dann sollte es so sein. Bisher hatte der Knappe nicht die Erfahrung gemacht, dass Ritter sich zu so etwas herabließen, aber besondere Umstände erforderten besondere Umsicht.

Schweigend löffelte er seine Suppe. Interessiert verfolgte er das sich entspannende Gespräch zwischen Fulk und Lorainne, das vor allem um Lorainnes Jugend kreiste, doch irgendwann versandete. Als er seine Schüssel geleert hatte, sah er Loraine fragend an.
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Mel

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Re: Das Lager des Grünen Ritters
« Antwort #6 am: 12. Mai 14, 22:24 »
Unterdessen hatte Fulk heisses Wasser aufgesetzt und hielt alle zum Spülen an.
Lorainne beugte sich zu Vanion und flüsterte:"Merk dir das hier gut. Fulk führt ein strenges Regiment und selbst die grössten Krieger wie Ansgar- er ist schon im Piulgerzug dabei gewesen- kuschen vor ihm. Wenn diese Zeiten vorbei sind, werden sie wohl alle die Erinnerung daran verdrängen wollen."
Grinsend nahm sie ihres und Vanions Geschirr und Besteck und liess es ins heisse Wasser fallen. Als sie dann aber nach dem Lappen griff, schlug Fulk ihr auf die Hände.
"Für eine Dame ziehmen sich keine Spülhände!"
Überrascht zog Lorainne ihre Hände zurück. Das Getuschel hinter ihrem Rücken hatte sie schon bemerkt und ihre Augen blitzten böse.
"Bon, wenn die Waschweiber hinter mir dann mit ihrem Getuschel fertig sind, dürfen sie abspülen. Wer sich wie ein Waschweib verhält, macht auch die Arbeit von einem. Und Fulk, Du kümmerst Dich bitte um Leah, oui?"
Auch wenn Lorainne sich an ihre neue Autorität noch nicht gewöhnt hatte, wurde diese doch von den Männern anerkannt.
"Diejenigen, die nicht zur Wache sind, sollten ein wenig schlafen. Morgen haben wir viel vor."
Erneut liess sie sich neben Vanion wieder und zog ein kleines Fläschen aus ihrem Gambeson:"Oscronner Kräuter. Tut gut und wärmt."

Sie waren zwar erst wieder seit eineinhalb Tagen im Lager, aber die Abendessen, wenn alle für den Moment zusammensaßen und das Lager nur durch die Fallen gesichert war, genoss sie doch am meisten. Sogar Vanion war herzlich aufgenommen worden. Trotz seiner tangarianische Abstammung war er jetzt einer von Ihnen.
Für einen kurzen Augenblick flammte der Gedanke in ihr auf, ob das wohl auch so wäre, wenn sich seine- wahre Abstammung- herumsprechen würde. Wäre auch dann immer noch so gut gelitten?!
Um sich nicht mit ihren Sorgen befassen zu müssen, fragte sie Vanion:"Und, magst Du mir sagen, was Dich bedrückt? Du schaust seit dem Grenzfest besonders ernst?"

Offline Vanion

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Re: Das Lager des Grünen Ritters
« Antwort #7 am: 12. Mai 14, 22:34 »
Mit einem Lächeln lehnte Vanion den Schnaps ab.
"Was mich bedrückt?" Kurz dachte er nach. "Mein Erbe."
Das kurze Wort wog schwer in der kühlen Nachtluft.
"Du wirst gemerkt haben, dass man mich hier mit einem Lächeln gegrüßt hat. Ein Tangarianer scheint hier wohl gelitten zu sein, zumindest einer mit meinem ach so zweifelhaften Ruf." Ein schelmisches Grinsen begleitete die Worte. "Aber ich frage mich - was würde man von mir halten, wenn man wüsste, wer ich bin? Seien wir ehrlich - hier oben gilt der Name mehr als die Tat."

Als er Lorainnes abweisendes Gesicht sah, überlegte Vanion, ob es nicht doch eine schlechte Idee war, dieses Thema angeschnitten zu haben. Rasch lenkte er also ab: 

"Und ..natürlich ist es nicht ganz einfach, sich zu verändern." Das war nichts als die Wahrheit, stellte er zu seinem eigenen Erstaunen fest. "Als du verschwunden warst, bin ich über mich hinausgewachsen. Es wäre vermessen, das nicht zu sehen. Und nun, da du wieder da bist, wollte ich die Verantwortung, die ich getragen habe, gänzlich in deine Hände geben - aber so einfach ist es wohl nicht, schätze ich. Mit dem Rittertum kommen Aufgaben auf mich zu, an denen ich schwer zu tragen habe. Lektionen in Demut, Lektionen in Betragen, aber auch Lektionen über Ideen. Der Bauer, der ich gewesen bin, würde an solchen Aufgaben scheitern - also ist es Zeit, zu dem Ritter zu werden, der ich sein will, n'est-ce pas? Keine Rumblödeleien mehr, kein hemmungsloses Trinken, aber eben auch keine Abende mehr in zweifelhafter Gesellschaft. Der Ruf eines Ritters ist das, was ihn ausmacht, der Ritter ist so gut wie sein Schwert, sein Knappe, sein Pferd, und eben sein Ruf. Alleine was Sir William of York von mir hält, wäre vermutlich einen Handschuh wert. Was ich von Rania halte, ist einen ganzen Kleiderschrank wert, bei den Göttern." 

Auf Lorainnes fragenden Blick fuhr er fort:

"Ich wusste nie soviel über sie, wie ich es nun tue. Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich das auch lieber für mich behalten."
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Mel

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Re: Das Lager des Grünen Ritters
« Antwort #8 am: 13. Mai 14, 20:09 »
Lorainne nickte, als er über Rania sprach:"Behalte es für Dich, doch bedenke immer: Ohne sie wäre ich verloren gewesen. SI ewra mein Licht, sie hat mich hier gehalten. Wer weiss was passiert wäre, wären wir nicht beide in diesem Ritual..."
Sie stockte. Auch wenn sie sich nur schemenhaft erinnern konnte, jagden ihr diese doch noch immer Angst und schrecken ein.

"Und was Deine... Familie angeht"; Lorainne wählte jedes wOrt offenbar mit bedacht, "es wpielt hier eben keine Rolle, woher Du kommst, was und wer Du bist. Es gibt hier nicht die Unterschiede, die es außerhalb des waldes gibt. Zumindest sind diese Unterschiede hier viel kleiner. Und wenn Du sie alle überzeugen kannst, dass Du nicht... so bist, wie... die Roqueforts bisher, dann wird es auch später, draußen keine Rolle mehr spielen."
Insgeheim schickte sie Stoßgebete an die Götter. Lasst es auch mich endlich glauben.
"Dein Vater, Barak; erzähl mir von ihm, wie war er? Denn offenbar schlägt er schon aus der Art. Ich hätte ihn gerne kennengelernt."
Und das stimmte. Von dem wenigen, was sie bisher über Barak Bachlauf gehört hatte, war sie sicher, dass es mit ihm Frieden zwischen den Roqueforts und den La Follyes gegeben hätte. Doch jetzt war es an ihr uns Vanion, diesen nach so vielen Jahren- generationen- endlich zu schaffen.
Und Lorainnen betete unablässig, dass sie es konnte, dass die Zeit der Versöhnung eintreffen würde, mit Vanion und Leah. Besonders für Leah.

Offline Vanion

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Re: Das Lager des Grünen Ritters
« Antwort #9 am: 13. Mai 14, 20:31 »
Schweigend sah Vanion ins Feuer. Sein Vater.. er hätte sich nur gewünscht, ihn fragen zu können, ob ihm jemals bewusst gewesen war, wer sein Vater war. Doch dazu war es nicht gekommen.
"Er war ein Brummbär. Hat sich irgendwann einen Bart stehen lassen, der im Alter erst grau und dann weiß wurde. Anfangs war er feuerrot. Vater war immer gütig, aber auch streng. Die Familie galt ihm mehr als alles andere. Als ich damals mit Marius den Hof verließ" - es kam Vanion vor, als redete er von einer anderen Welt - "war das für ihn wie ein Verrat an der Familie. Sein Sohn hatte alles in den Wind geschmissen, was der Vater ihm beigebracht hatte, und dann nochmal kräftig darauf gespuckt."

Eine kleine Pause entstand, in der Vanion das Geschehene noch einmal Revue passieren ließ.

"Doch - er wäre nicht mein Vater, wenn er mir nicht verziehen hätte. Als du mich wieder zu meinen Eltern geschickt hattest, um diese Sache zu bereinigen.. sein Stolz hat nicht zugelassen, das Gesagte zu entschuldigen. Seine harten Worte standen dennoch nicht mehr zwischen uns, er hatte mir längst verziehen. Barak war stets ein guter Mann, er hat seine Frau nie geschlagen, und seine Kinder auch nur, wenn sie es verdient hatten. Liebevoll und zärtlich konnte er sein, aber ausgefuchst und geschickt in der kleinsten Verhandlung. Geizig war er wohl, ja - jedes Kupferstück hat er umgedreht, bevor er es ausgab. Jedenfalls war das so, wenn er Geschäfte tätigte - Saat einkaufte, Ernte verkaufte. Nur abends, wenn er mit seinen Freunden einen Krug auf zwei (oder mehr..) gehoben hat, dann war er spendabel. Wer sein Freund war, konnte immer auf ein Bier, bezahlt mit Kupfer aus seinem Beutel, hoffen. Seltsamerweise wurde er nie ausgenutzt, dafür war er wahrscheinlich zu autoritär."

Langsam verblassten die angenehmen Erinnerungen, und langsam, aber sicher, tauchten die unangenehmen auf.

"Doch er war auch stolz und stur. Wer es sich mit ihm verscherzt hatte, den sah er, verzeih den Ausdruck, mit dem Arsch nicht mehr an, dem wünschte er Pest und Tod an den Hals. Sonja, meine Mutter, hat eine Schwester, die vor Jahren schon starb. Er hatte meine Tante immer gehasst, weshalb, weiß ich gar nicht. Und er weigerte sich gar, zu der Beerdigung zu kommen. Auch hatte er dafür gesorgt, dass ein Konkurrent in Norodar, der ihn um einen eher kleinen Betrag betrogen hatte, Haus und Heim an Gläubiger verlor, nachdem sein Ruf ruiniert war. Es hieß plötzlich überall, dass der Kerl ein mieser Taschenspieler und noch größerer Betrüger war, dabei hatte er meinen Vater nur bei einem kleinen Handel etwas über den Tisch gezogen. Barak hat damit sogar geprahlt, dass der Ruf dieses Mannes durch ihn und seine Freunde ruiniert worden war."
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Mel

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Re: Das Lager des Grünen Ritters
« Antwort #10 am: 13. Mai 14, 20:47 »
"Wenn er seine Frau nie geschlagen hat, hat er Savaric zumindest etwas voraus." platzte es aus Lorainne.
Als sie Vanions irritierten Blick sah, fragte sie:"Was weisst Du über Leahs Geburt?"

Offline Vanion

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Re: Das Lager des Grünen Ritters
« Antwort #11 am: 13. Mai 14, 20:50 »
"Nichts. Lediglich, dass sie meine Cousine ist, und du nicht ihre Mutter." Bisher hatte der Knappe sich jede Frage verkniffen, so sehr ihn die Antworten auch interessierten.
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Re: Das Lager des Grünen Ritters
« Antwort #12 am: 13. Mai 14, 21:47 »
"Nun, es war damals, als Simon nach unserem Duell nicht mehr aufwachen wollte. Im Kloster. Eines Tages kam eine Frau, überl zugerichtet, schwanger, geflohen vor ihrem Ehemann. SIe sagte, sie hat Angst um ihr Kind. Dass es sterben könnte, in ihr, wenn sie bei ihm bleibt. Es war Savarics Frau."
Erinnerungen konnten quälend sein, Lorainne wusste nur zu gut, wozu Savaric fähig sein konnte.
"Ich glaube sogar, sie war jünger als ich damals. An ihrem Armen konnte man erkennen, wo er sie gepackt hatte, ihr gesicht war stellenweise grün und blau, ihre Nase hatte einen haken, ich glaube, sie muss vor einiger Zeit gebrochen gewesen sein, Ein Auge war zugeschwollen und auch an ihren Rippen konnte man ihr Martyrium erkennen. Sie war zu dem Zeitpunkt schon fast zwei Jahre mit ihm verheiratet."
Sie machte eine kurze Pause. Damals hatte sie kein Mitleid empfunende, immerhin war sie eine Roquefort, doch heute war es anders. Ihre Stimmer zitterte ein wenig, als sie weitersprach.
"Ich mag mir nicht vorstellen, wie es zur Zeugung von Leah gekommen ist. Jedenfalls setzten nachts die Wehen ein. Sie blutete so stark und ich war zufällig da und half. Ich holte die blutigen Laken, brachte neue und heisses Wasser und hielt ihre Hand, wenn sie schrie. Bei den Göttern, sie war so zierlich und sie hat ihn so verflucht, wie man es selbst in den Hafenkneipen nicht hört. Danach war sie geschwächt, Leah ebenso, und doch legte sie sie an und das kleine trank gierig. Ich weiss nicht, wieviel Zeit vergangen ist, aber lötzlich sah sie mich an und ich musste ihr versprechen, dass ich mich um das Kind kümmern würde. Ich willigte ein, passte Roqueforts Kind doch hervorragend in meine Pläne. Ich wusste vom ersten Moment, als ich sie sah, wer sie war."

Offline Vanion

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Re: Das Lager des Grünen Ritters
« Antwort #13 am: 13. Mai 14, 22:05 »
Lange ließ Vanion Lorainnes Worte sacken. Sein Onkel hatte den Tod verdient, doppelt und dreifach. Und doch, war der Sippenmörder nicht von den Göttern verflucht? Leise verfluchte er den Täuscher, doch konnte Lorainne ihn gut verstehen.
"Savarics Taten sind nicht die meinen, und das weißt du." Er hoffte jedenfalls, dass Lorainne es wusste. Im Brüderkrieg hatte Vanion, wie so viele andere auch, getötet und verstümmelt. Das war die Kehrseite: Trauer um Freunde war die offensichtliche Seite dieser bitteren Münze, doch genauso hatte Vanion Freunde anderer Leute getötet. Diese Tiorsnovizin, Dara - ihr Vater war ein Soldat des Lupus gewesen. Dieser Ritter der Baronin, in Sterjak - sogar ein Veteran, und doch ein normaler Mensch. Brüderkrieg, das war es in der Tat gewesen.
Zweifel keimte in Vanion auf. Brüderkrieg - Familienfehde - und nun das.
Und wenn ich dabei stehe, wenn jemand das Schwert durch Savarics Hals treibt - bin ich dann nicht doch der Mörder meines Onkels?
Er hoffte nur, dass Lorainne ihm seine Gedanken nicht anmerkte. Er wollte nicht, dass sie an ihm zweifelte, zumal er selbst es nicht mehr tat. Rasch drängte er die unangenehmen Gedanken zur Seite.

"Sie passte also in deine Pläne." Misstrauisch sah der Knappe zu seiner Chevalière. Ein Kind gegen den eigenen Vater zu gebrauchen, das konnte nicht gerecht, nicht ehrenvoll, und nicht redlich sein. Wer wusste schon, was Lorainne vorhatte? Aber auch diesen Gedankengang verbot er sich. Er vertraute Lorainne.
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Re: Das Lager des Grünen Ritters
« Antwort #14 am: 13. Mai 14, 22:19 »
"Ja, sie passte hervorragend. Ich war so dumm zu glauben, dass ihm etwas an seiner Tochter lag. Aber er kennt keine Liebe. Er interessiert sich nur für Leah, wenn sie in SEINE Pläne passt, dabei ist er ihr Vater."
Etwas Undefinierbares lag in ihrer Stimme. Bitterkeit? Hass? Vielleicht auch Traurigkeit? Oder sogar Liebe?
"Ich nahm sie also mit, aus reiner Berechnung. Als ich mit Isabeau über meine Pläne sprach, sagte sie mir, dass ich niemals ein Kind gegen ihn würde einsetzen können, ich glaubte ihr nicht. Und doch hat sie recht behalten. Als sie das erste Mal "maman" zu mir sagte, konnte ich es nicht mehr. Auch wenn ich nicht ihre Mutter bin und wohl niemals.."
Schmerz spiegelte sich in ihrem Gesicht wieder, bis sie sich wieder gefangen hatte.
Wehmütig lächelte sie:"Worauf ich aber hinaus will: Blanchefleur wünscht sich Frieden unter seinen Rittern. Und ich möchte ihn endlich auf MEINER Seite wissen. Ich werde Leah also für den fall, dass ich keine Nachkommen haben werde, als Erbin einsetzen. Dazu muss ich nur mein Testament von Damian ändern lassen."
Diese Nachricht sollte erstmal wirken.