Jelena ließ sich Zeit mit der Antwort. Sie gab Gerhardt mit einer Geste zu verstehen das sie die Frage gehört hatte, schien aber nicht einfach drauflos plappern zu wollen.
Die beiden arbeiteten nebeneinander und hatten binnen kurzer Zeit den Kessel mit Gemüse und etwas geräuchertem Fleisch gefüllt, so dass der Eintopf vor sich hinblubbern konnte.
Jelena warf zum Abschluß noch eine Handvoll Kräuter rein und setzte den Deckel drauf, so dass die Wärme nicht verloren ging.
Als sie sprach, da geschah es unvermittelt:
"Ich sehe in dir einen Mann, der nicht bereit ist sich selbst als das zu sehen, was er ist: ein aufrechter und inspirierender Mann. Doch diese falsche Bescheidenheit nützt dir nicht nur nicht, sie kann dir auf dem Weg der vor dir liegt sogar schaden. Wir beiden kennen uns nun bald schon seit zehn Jahren und sind uns in der Zeit so nahe gekommen wie es zwei Personen nur möglich ist. Trotzdem warst du nie bereit ein Lob von mir zu akzeptieren, so als ob du nicht glauben könntest das du es wert bist."
Sie machte eine kurze Pause und goß aus einem kleinen Kessel Tee auf.
"Du hast einen Lebensweg hinter dich gebracht der nur wenigen vergönnt war. Vom armen Mienenarbeiter der seine Familie verlor zu einem Adligen der die Gelegenheit hat verschiedene Völker einander näher zu bringen und Menschen hat, die bereit wären für ihn zu sterben. Das alles ist dir nicht in den Schoß gefallen. Du hast es dir verdient indem du immer bereit warst Verantwortung zu tragen und Entscheidungen zu treffen vor denen andere zurückschrecken."
Die Erinnerung an Njordin hing wie immer zwischen ihnen, genau wie jener namenlose Lupus Umbra im Wald.