"Deinen Onkel zu Beerdigen halte ich für eine Gute Idee. Dann können die Götter über seine Seele richten."
Als die Baronin sie Grüßte, knickste die Fee höflich und tief, auch wenn sie im ersten Moment überrascht gewesen war, überhaupt wahrgenommen zu werden.
Ebenso höflich wartete sie die Nachricht des Knechtes ab und nickte ihm zur Verabschiedung zu, bevor sie weiter sprach.
"Naja damit wissen wir schon mal wohin du nicht reisen solltest."
Ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen.
"Aber egal wohin es dich fuhren mag, bitte versprich mir, dass du Kontakt hälst, vor allem zu Anders."
"Der Einfluss der Baronin ist groß, fürchte ich. Caldrien ist mir verschlossen. Aber das war es früher schon." Er zuckte grinsend mit den Schultern. "Weißt du noch, als die Gebeine Agathes noch nicht gefunden waren? Da hat sie mich auch wie Luft behandelt. Ehrlich gesagt - eine gute Tat macht eine schlechte nicht ungeschehen. Dennoch ist es herb und schmeckt bitter, zu wissen, dass die letzten Jahre gänzlich umsonst waren."
Er schwieg kurz.
"Ich frage mich, ob ihr alle besser von mir denken würdet, wenn ich auf Westmynd mein Leben gelassen hätte und nicht Silas. Doch dann wieder frage ich mich, ob jemand rechtzeitig bei Lorainne gewesen wäre, um zu verhindern, dass Savaric sie tötet. So vieles hätte anders geschehen können. Hätte ich den Mut gehabt, nicht wegzulaufen - wer weiß, vielleicht wäre sogar Benjen noch am Leben. Aber die Freiheit La Follyes hat einen Preis gekostet, und diesen Preis kannten wir alle vorher. Wir wussten alle, was geschehen konnte. Es gibt nun endlich eine weitere Geschichte, die erzählt werden kann, und auf eine gewisse Weise ist das alles, was ich wollte. Ich wollte immer ein Held werden, ich wollte, dass die Menschen zu mir aufblicken, dass irgendwann am Lagerfeuer jemand einen Weinschlauch herauskramt, an der Laute zupft und die Geschichte des strahlenden Helden namens Vanion singt. Bei diesen Träumen hab ich völlig aus den Augen verloren, worum es eigentlich ging. Es ging nie um mich. Die Götter belohnten mich für Selbstlosigkeit und Aufopferung, und sie straften mich für egoistische Ziele. Die Geschichte hat keinen Platz für mich, und momentan hat nicht mal Engonien einen Platz für mich. Eidbrecher und Sippenmörder werden sie raunen, wo immer sie mich sehen, und ihr alle kennt die Wahrheit. Mein Wort, das edelste und stärkste, was ein Mann zu bieten hat, ist wertlos geworden."
Sein Tonfall war bedauernd, doch vor allem war zu erkennen, dass Vanion schlicht Tatsachen feststellte.
"Manche Männer wachsen an ihren Aufgaben, und manche versagen. Ich hab' versagt. Die Helden Engoniens, die großen Gestalten, werden weiterziehen und große Taten vollbringen. Und ich.. ich werde versuchen, das Beste zu tun, was immer das ist. Aber erstmal muss ich schauen, wie ich nun meinen Lebensunterhalt verdiene. Es gibt gewiss Söldnergruppen, die eine gute Klinge brauchen können, und in Engonien und auch in fremden Landen kann man gewiss sein Glück irgendwie machen."
Vanion wandte sich zu seinem Pferd und schnallte ein zusammengebundenes Bündel herunter.
"Hier, sieh mal. Es ist mein Wappenrock, die Farben La Follyes. Ich brauche ihn nicht mehr und habe kein Recht, ihn zu tragen. Aber ich werd' ihn mitnehmen, als Erinnerung."