Autor Thema: Die Rückreise von Norngard nach Goldbach, Sommer 266 n.J.  (Gelesen 23201 mal)

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Offline Francois

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Nach den Ereignissen in Norngard machten sich Francois und Julienne auf den Rückweg nach Goldbach.
Beide Gardisten waren nach den Kämpfen nicht in der Lage zu reiten. Sie hatten im nahegelegenen Dorf einen Karren organisiert, vor den sie Traveller spannten.Hexe lief nebenher.
Dem Weibel taten alle Knochen im Leib weh, und alles, was zwischen den Knochen und um sie herum war auch...
Im Gegensatz zur Hinreise waren sie nun auf die ausgebauten Wege und Strassen angewiesen, die nach Westen führten.
« Letzte Änderung: 14. Aug 16, 20:53 von Francois »
„Foi jusqu´au dernier“

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In Ermangelung eines Gasthauses machten die beiden am Abend auf einer Lichtung Rast.
Sie spannten Traveller aus und Julienne kümmerte sich um die Tiere, während Francois ein provisorisches Lager aufschlug und sich um Holz und das Feuer kümmerte.
Das Abendessen fiel grosszügig aus. Sie hatten noch Marschverpflegung, die sie in dem Gasthaus in Norngard aufgestockt hatten.
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Offline Lilac

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Julienne fühlte sich wie erschlagen. Ihr war abwechselnd kalt und heiß. Sie fieberte und gelegentlich übermannte sie der Schüttelfrost. Oft legte sie sich in den Wagen, wenn sie vor Schwäche nicht mehr auf dem Kutschbock sitzen konnte.
Ihre Schultern waren, ebenso wie ihr Rücken, schwer verwundet, wo die Szivar-Kultisten sie angegriffen hatten. Immer wieder begannen die Wunden zu bluten und der Biss am Hals hatte sich entzündet.

Als sie das Lager für die Nacht aufschlugen, konnte die Gardistin kaum noch geradeaus schauen. Vom Denken ganz zu schweigen...
Sie versorgte Traveller wie im Traum und konnte sich dann nicht mehr wirklich daran erinnern. Hexe benahm sich zur Abwechslung mal vorbildhaft. Beim Auskratzen der Hufe versagten Julienne die Beine und sie machte einfach schwer atmend im Sitzen weiter. Eigentlich eine Unmöglichkeit bei der unruhigen Stute....
Als sie versuchte, sich wieder auf die Beine zu erheben, drehte sich alles um sie...
Ihr wurde schwarz vor Augen...
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Francois machte sich ernsthaft Sorgen. Wenn sich Julienne´s Zustand nicht bessern würde, würde sie die Reise unter Umständen nicht überstehen...
Die Nachtwache hielt Francois alleine, damit sie sich wenigstens etwas erholen konnte. Seine Wunden waren glücklicherweise geheilt worden, von wem und wie wusste er noch immer nicht genau. Er war nach dem Kampf bewusstlos und dann versorgt worden. Interessanterweise hatte er im danach stattfindenden Kampf gegen die Kultisten und die Hexe keinerlei Verwundungen davongetragen...
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Offline Lilac

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Der nächste Morgen graute kühl und frisch, überall glitzerte der Tau im Gras. Der klare Himmel versprach einen wunderschönen Tag.
Julienne erwachte weiterhin fiebernd, aber die Nachtruhe hatte ihr gut getan. Stöhnend richtete sie sich auf und für einen Moment verschwamm alles um sie und ihr dröhnte der Schädel.
Sie versuchte mit einem Kopfschütteln die Schwummrigkeit zu vertreiben, doch das war eine blöde Idee - ihre Gehirnerschütterung dankte es ihr mit einer Welle Übelkeit.
Erneut stöhnte die Gardistin gequält, schloss für einen Moment die Augen und atmete ein paarmal tief durch.
Dann versuchte sie das mit dem Gucken erneut und erblickte nach kurzer Orientierung den Weibel.
"ch... gh...", krächzte sie.
Julienne räusperte sich mit schmerzverzogenem Gesicht und begann erneut.
"'allo Weibäl...", sagte sie schwach und versuchte sich an einem gequälten Lächeln.
"'abt Ihr die ganze Nacht...", fragte sie mit schuldbewusster Stimme...
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"Guten Morgen,Julienne.Nicht zu schnell bewegen." Der Weibel reichte ihr einen Krug mit Tee, Kaffee trank sie ja nicht.
"Ja,hab ich. Das hat sich so ergeben." Er grinste sie an, um seine Sorge zu übertünchen.
"Wie war die Nacht?"
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Offline Lilac

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"Isch 'abe gut geschlafän.", meinte die Gardistin, ohne davon zu wissen, dass sie die Nacht hindurch im Fieberwahn gesprochen und sich hin- und hergeworfen hatte. Ihr Gesicht war auch zu dieser frühen, kühlen Stunde mit Schweißperlen bedeckt und ihr Hemd klebte feucht an ihrem Körper.
Dankbar nahm sie den Krug mit dem Tee entgegen und hielt ihn mit beiden Händen, um vor lauter Zittern nicht den Inhalt zu verschütten.
Nach ein paar Schlucken stellte sie das Gefäß zur Seite und griff sich unbewusst an den Hals, wo die Bisswunde vor sich hin eiterte. Als ihre Finger die tiefe Wunde berührten, zuckte sie heftig zusammen und zischte ihren Schmerz heraus. Sie betrachtete ihr Fingerspitzen, die mit Wundflüssigkeit und gelblichem Schleim benetzt waren.
"Merde...", fluchte sie leise...
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"Wir müssen die Wunden säubern..." meinte Francois mit ernstem Blick. "Das sieht nicht gut aus..."
Er setzte noch einmal Wasser auf. "Im nächsten Dorf wird es sicher einen Heiler geben, der kann sich weiter darum kümmern..."
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Julienne nickte ernst und erschöpft.
Sie griff zur Seite und nahm ihre kleine Tasche mit den Verbandsmaterialien zur Hand. Darin befanden sich saubere Verbände, ein schlankes, scharfes Messer und zwei kleine Flaschen mit Alkohol.
Mit schmerzverzogenem Gesicht befühlte sie noch einmal die Wunde am Hals. Unter einer dünnen Schicht Resthaut konnte sie ihre Halsschlagader fühlen. Verdammte Untote...

Nach einer Weile war das Wasser heiß und Julienne ließ sich vom Weibel die Wunde säubern. Sie tränkte einen Verband mit Alkohol und legte ihn winselnd um ihren Hals. Ein zweiter Verband hielt den ersten an Ort und Stelle.

Nach einigen Augenblicken und ein paar tiefen Atemzügen hatte sie sich an den brennenden Schmerz gewöhnt und versuchte aufzustehen. Sobald sie stand drehte sich wieder alles um sie, aber durch schiere Willenskraft (oder war es einfach nur Sturheit?) blieb sie auf den Füßen.
Tapsig, fahrig und schwankend packte sie ihre Bettrolle zusammen und verstaute all ihre Sachen auf dem Wagen.

Sie brauchte unglaublich lange, um Hexes Sattel und die Satteltaschen auf ihrem Pferd zu befestigen. Jede Schnalle bereitete ihren ungeschickten Fingern große Probleme. Zwischendurch musste sie sich immer wieder gegen ihre Stute lehnen, um nicht stumpf umzukippen...
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Es machte sich einmal mehr bezahlt, dass sie beide Verbandmaterial mitführten. Francois hatte schon lange niemandem mehr Verbände angelegt. In der letzten Zeit war er meistens derjenige, der sie erhielt.
Als er damit fertig war, packte er zusammen,löschte das Feuer und legte die Zeltplane zusammen.
Er sah etwas irritiert in Richtung der Gardistin und sah ihr beim Satteln des Pferde zu. "Erwartest du noch eine weitere Person?"
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Re: Die Rückreise von Norngard nach Goldbach, Sommer 266 n.J.
« Antwort #10 am: 17. Aug 16, 21:20 »
Julienne sah Francois völlig irritiert an. Dann blickte sie auf das vor ihr stehende Pferd, auf den Sattel, auf den Karren und langsam dämmerte es ihr... Sie seufzte tief und begann, Hexe wieder abzusatteln.
Schwankenden Schrittes ging sie zum Karren und legte Sattel und Satteltaschen hinein. Sie stützte sich einen Moment gegen das Gefährt, als ihr ein weiteres Mal schwarz vor Augen wurde.
Nach einigen Atemzügen ging es wieder, auch wenn ihr erneut das Hemd vor lauter Schweiß am Rücken klebte.

Sie ließ sich von Francois helfen, Traveller anzuschirren und quälte sich dann auf den Kutschbock. Die Anstrengungen der letzten Augenblicke forderten ihren Tribut und der Gardistin wurde übel. Bleich und verschwitzt ließ sie sich gegen die Lehne sinken und schloss die Augen.

Nun konnte es losgehen... irgendwie...
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Re: Die Rückreise von Norngard nach Goldbach, Sommer 266 n.J.
« Antwort #11 am: 17. Aug 16, 21:30 »
"Ab nach hinten,langlegen." Francois gab Julienne seinen Mantel und besetzte den Bock. Er platzierte die gespannte Armbrust in Griffweite und legte die Feldflasche hinter sich, so dass die Gardistin sie erreichen konnte.
"Hemd ausziehen und trocknen lassen."
« Letzte Änderung: 17. Aug 16, 21:32 von Francois »
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Re: Die Rückreise von Norngard nach Goldbach, Sommer 266 n.J.
« Antwort #12 am: 17. Aug 16, 21:41 »
Die Gardistin wollte protestieren, doch irgendwie fehlte ihr die Kraft.
Sie kletterte also umständlich und langsam nach hinten, zog sich wortlos ihr Hemd aus (voll anstrengend!) und wickelte sich in den Mantel des Weibels. Auf die Idee, ihren eigenen Umhang zu nehmen, kam sie in ihrer Erschöpfung gar nicht.
Sie bettete sich auf die Bettrollen und kämpfte gegen die Übelkeit, den Kopfschmerz und den Schüttelfrost.
Julienne dämmerte auf der Wegstrecke immer wieder weg.

Am Abend erreichten sie, den Göttern sei dank, einen kleinen Weiler, wo sie für ein paar Kupfer in der Scheune eines Bauern Platz fanden...
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Re: Die Rückreise von Norngard nach Goldbach, Sommer 266 n.J.
« Antwort #13 am: 17. Aug 16, 21:57 »
Francois versuchte zwischendurch immer wieder mehr oder weniger erfolgreich,Gespräche mit Julienne zu führen.
Der Bauer, welcher ihnen Unterkunft gab, wusste glücklicherweise von einem Heiler im nächsten Ort. Er würde seinen Sohn am nächsten Morgen zu ihm schicken, damit er sich die junge Frau ansehen konnte.
Für den Moment konnte er den beiden "nur" ein Bad und ein festes Dach über dem Kopf für die Nacht anbieten.Aber das war auch gerade alles, was sie brauchten.
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Re: Die Rückreise von Norngard nach Goldbach, Sommer 266 n.J.
« Antwort #14 am: 17. Aug 16, 22:15 »
Die Gespräche verliefen oft im Sande, da Julienne in ihrem Delir Wirklichkeit und Traum vermischte und mitten im Satz das Thema wechselte. Einmal sprach sie undeutlich von den Nedraiden, ein anderes Mal schrie sie Francois eine Warnung vor einem Wolfswesen zu.

Glücklicherweise half die Bäuerin der Gardistin beim Bade, sonst wäre diese wohl in dem lauwarmen Wasser ertrunken. Die Feuchtigkeit ließ einige Wunden wieder bluten, doch zum Glück hielten die Nähte, mit der Marie Julienne zusammengeflickt hatte.
Die Frau des Bauern war - gelinde gesagt - geschockt über den Zustand der Gardistin. Überall blühten blaue Flecken, Schnitte zogen sich über Arme, Beine und den Rücken, böse Bisswunden und Kratzer fanden sich an vielen Stellen. Neben der schwärenden Wunde am Hals, sah insbesondere der Rücken schlimm aus.
Auf die Frage der besorgten Frau brabbelte Julienne etwas von Untoten, Lupus Umbra und Szivars-Kultisten. Vor allem letzteres veranlasste die Bäuerin zu einem erstickten Keuchen.

Schließlich half man Julienne aus dem Bad und versuchte, ihr etwas zu essen einzuflößen. Doch bald war die Gardistin vor Erschöpfung eingeschlafen...
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