Tee war jetzt genau das richtige. Dankbar griff die Scolarie nach der Kanne und schenkte sich eine Tasse ein. Der Magister wirkte sehr übellaunig und düster. Die Thematik schien ihn mehr zu treffen als er es sich anmerken lassen wollte. Sie merkte wie sehr es ihn anstrenkte sich zu beherrschen.
//Bedenken? Was für Bedenken?//
"Wenn ich irgendwie helfen kann Licht in diesen... Vorfall zu bringen will ich gerne erzählen.", begann sie schließlich. Sie trank einen Schluck Tee, räusperte sie und begann die Erinnerungen aus ihrem Gedächtnis hervor zu beschwören.
"Ich wurde als Repräsentantin der Akademie an die Schattenwall geladen um an den Festlichkeiten zur Verabschiedung der Absolventen teilzunehmen. Als der.... Vorfall begann war ich im Lehrzimmer des Magister Flammenbart zusammen mit... einer weiteren Scolaria. Wir waren damit beschäftigt Schutzkreise für die anschließende Mediation zu ziehen als plötzlich das Licht verlosch. Innerhalb kurzer Zeit schien es als würden die Wände der Akademie ihre Leuchtkraft verlieren. Allerdings nicht rabiat schnell so wie man eine Kerze ausbläst sondern eher so als würde sie plötzlich schwächer werden bis sie zur unkenntlichkeit verblasst. Auch die Wärme die sonst in der Akademie blieb verschwand und binnen Augenblicken war es furchtbar kalt." Runa hatte die Augen geschlossen. Bilder spielten sich vor ihrem inneren Auge ab. Sie sah Senefas verdutztes Gesicht ehe das Licht ausging, hörte die Stimme des Magisters.
"Wir hatten Kerzen angezündet, allerdings konnten selbst diese nichts gegen die steigende Dunkelheit ausrichten. Es war als würden sie regelrecht verschluckt. Als nächstes hörten wir einen dumpfen Aufschlag direkt vor der Tür der Kammer. Kurz darauf noch einen. Der Magister erzeugte ein magisches Licht wies und an ihm zum Fluchttunnel zu folgen. Als er die Tür öffnete ... lagen vor uns zwei Schüler. Tod."
In Runas Gesicht zuckte es. Ihre rechte Hand wanderte von selbst zu der dünnen Narbe auf ihrer Stirn und rieb sachte darüber während sie sich zwang aus ihrer Erinnerung heraus zu treten und sie genauer zu betrachten.
"Sie waren ungefair so alt wie ich, hatten keine Verletzungen, es gab keine Anzeichen eines Kampfes... Aber in ihren Augen stand ein namenloses Entsetzen. Ich erzeugte ein eigenes Licht und wir ließen sie zurück. Wir bewegten uns zur Treppe um ihr nach oben in die Eingangshalle zu folgen. Auch auf ihr lagen Tote, genau so wie in der Eingangshalle. Um die Tür herum lagen 15. Sie schienen versucht haben durch das Tor zu entkommen, aber die Tore blieben verschlossen. Wenig später erreichten wir die Wand hinter der sich der Fluchttunnel befand. Der Magister versuchte sie sie zu öffnen aber es gelang ihm nicht. Darauf hin sagte er, dass etwas der Akademie die Kraft aussaugen würde und versuchte die Wand aufzuzwingen. Aber sein Zauber war nicht stark genug. Daraufhin wollte er zurück in sein Zimmer um etwas zu holen das uns helfen würde. Er eilte vor und ich wollte ihm folgen aber..."
Mit einem leisen Stöhnen sank Runa in sich zusammen. Jetzt war es zu spät und sie ließ die Erinnerung einfach weiter laufen. "Die Scolaria Rabenwalde stand neben wir und hatte sich aus Furcht an meinem Arm festgekrallt. Zumindest dachte ich das. Sie ließ mich nicht los als ich ihm folgen wollte. Ich versuchte sie mitzuziehen, drehte mich um... und sah in ihre toten Augen. Ich hatte nicht bemerkt das irgendetwas neben mich getreten war und sie neben mir getötet hatte. Es gab kein Geräusch, kein Zucken nichts. Sie stand auch immer noch aufrecht nur die Panik war ihr ins Gesicht geschrieben und der Magister musste ihre Hand mit Gewalt von meinem Arm lösen so fest hatte sie sich in meine Haut gekrallt. Dann herrschte er mich an zurück zur Treppe zu laufen und das tat ich. Von dort aus sollten wir uns nach Oben bewegen um weiteren Boden gut zu machen... Allerdings hielt uns die Stimme Karonas auf. 'Nicht bewegen oder ihr seit tot!' rief sie zu uns herüber. Das war der Moment in dem ich selbst einen Blick in den Astralraum riskierte, da sie auf etwas starrte das sich offensichtlich vor uns befand.
Es... es sah aus wie...Nebel. Ein unsichtbarer Nebel der nur im Astralraum sichtbar war. Er bewegte sich aus eigener Kraft aber anscheinend ohne wirkliches Ziel und er war überall um uns herum. Er bewegte sich durch die Wände und durch die Böden... er war einfach über all, allerdings eher in Form von Schwaden als einer kompakten Fläche. So konnten wir zur Flüchtlingsgruppe um Karona aufschließen und sie und der Magister führten uns zurück zum verschlossenen Fluchttunnel. Zu dem Zeitpunkt wusste sie laut eigener Aussage schon nichts zum Aufenthalts Ort von Snodgard. "
Runa holte tief Luft und richtete sich wieder auf. Ihre Kehle war trocken und so nahm sie einen Schluck von ihrem Tee ehe sie leise fortfuhr: " Karona und der Magister schafften es zusammen die Wand zum Fluchttunnel aufzusprengen. Dabei wurde ich von einem fliegenden Trümmerstück getroffen, deshalb sind meine weiteren Erinnerungen nicht so klar. Ich stand am Rand der Menge, eingepfercht zwischen Wand und Menschen und hatte keine Möglichkeit auszuweichen. Woran ich mich erinnere ist, dass der Tunnel sehr, sehr lange durch die Dunkelheit führte. Karona zeichnete mit einer magischen Kreide eine Linie der wir folgen konnten. Aber der Nebel schien schneller als wir zu sein. Irgendwann erklärte Karona das wir noch mindestens eine halbe Stundenkerze rennen müssten um den Ausgang zu erreichen und selbst dann würden nicht alle überleben. Magistra Lyra bliebt zurück und niemand hielt sie auf. Karona beschwor erneut ihre Magie, eine Kugel die vom Licht her der Sonne glich und brannte mit aller Gewalt einen Weg durch den Berg. Dem folgten wir." Runa biss sich auf die Lippen. Sie verschwieg, dass sie versucht hätte die Magistra aufzuhalten wenn Garth sie nicht gepackt und fortgetragen hätte. Sie verschwieg ihr entsetzen über die scheinbare Gleichgültigkeit der anderen über ihr Opfer. "Wir erreichten einen Strand an dem ein Boot lag. Dieses wurde seetauglich gemacht und anschließen segelten wir mit ihm zur einem Ritualplatz wo für uns ein Portal geöffnet wurde. Als ich hindurch trat fand ich mich im Himmelsgebirge wieder." Runa richtete sich wieder auf und lehnte sich zurück. Der Rest war leicht erzählt. "Dort sperrte Karona und für mehrere Tage ein um sicher zu gehen, dass nichts aus Montralur durch das Portal gekommen war. Jeder wurde befragt. Keiner durfte die Akademie verlassen und auch keine Nachrichten wurden gesendet. Erst nachdem diese Zeit überstanden war erhielt ich die Erlaubnis abzureisen und der Magister begleitete mich nach Fanada zurück."
Schweigend griff sie nach ihrer Tasse Tee. //Es klingt wie ein Gruselmärchen, dass man Kindern erzählt damit sie Angst bekommen.//
"Das ist alles woran ich mich erinnere."