Autor Thema: Auf der Reise nach Silvanaja  (Gelesen 19479 mal)

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Offline Rikhard Kraftweber

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Antw:Auf der Reise nach Silvanaja
« Antwort #30 am: 31. Aug 18, 22:27 »
Die Pfade, auf denen Rikhard sie führte, ließen so grade noch Platz für die Pferde. Stunden vergingen, und da sie die meiste Zeit hintereinander ausschritten, blieb nicht viel Zeit für Gespräche.

Es war fast Abend, als Rikhard stehen blieb und Kydora zu sich aufschließen ließ. Erneut lichteten sich die Bäume, aber dieses Mal standen sie nicht an einer Lichtung. Stattdessen lag ein kleiner See vor ihnen, bewachsen mit Schilf und Seerosen. Das Gewässer mochte an seiner breitesten Stelle fünfzig Meter messen. Sie standen am Kopfende des langgezogenen Wassers. Vor ihren Augen knickte der See in einer Kurve ab, und am ihnen direkt gegenübergelegenen Ufer erhob sich ein Hügel, auf dessen Kuppe eine gewaltige Trauerweide stand.

Rikhard machte keinerlei Anstalten, weiter zu gehen. Er führte lediglich sein Reittier ans Wasser und ließ es trinken. "Siehst du den Hügel dort vorne? Der Baum dort oben steht schon, seit ich denken kann. Zu meines Großvaters Zeit und noch davor gab es ihn schon. Er ist uns heilig, und selbst von hier spüre ich seine Kraft. Der See umfasst diese Landzunge zu drei Vierteln. Würden wir dem Ufer nach rechts folgen, könnten wir dorthin, folgen wir dem Ufer nach links, dann ... nun, dann würden wir, wenn sich nichts verändert hat, zu den Hütten und Zelten meines Stammes gelangen. Wäre die alte Weide nicht im Weg, könnten wir sie wahrscheinlich schon sehen."

Er schnupperte.
"Riechst du's? Kochfeuer. Herde kennt man hier nicht."

Offline Kydora

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Antw:Auf der Reise nach Silvanaja
« Antwort #31 am: 31. Aug 18, 22:43 »
Der Anblick war überwältigend und verschlug ihr die Sprache. Diesen Teil Silvanajas hatte sie bisher noch nicht gesehen, aber er hatte es was beinahe mystisches. Die Trauerweide machte fast den Eindruck umarmend diesen Teil des Landstriches zu schützen. Ja fast wie eine gütige Mutter stand sie dort und wachte. Laut Rikhard wohl schon seit Jahren.

Kydoras Stimme war leise, beinahe ein Flüstern. „Möchtest du weiter gehen…?“ fragte sie behutsam.

Offline Rikhard Kraftweber

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Antw:Auf der Reise nach Silvanaja
« Antwort #32 am: 01. Sep 18, 00:01 »
Rikhard wandte den Blick von der Weide ab und sah Kydora in die Augen. Er hob zu sprechen an, kam aber sofort ins Stocken.
"Ich weiß nicht, was man tun wird, wenn man ... wenn man mich erkennt. Grolf hat alle gegen mich aufgehetzt, damals. Sogar meine Familie hat mich misstrauisch betrachtet. Man wird mir die Schuld gegeben haben. Ich war... ich meine... ich wusste nicht, was ich tat, ich konnte es nicht kontrollieren. Ich -"
Rikhard verstummte, unfähig, weiterzusprechen. Der Magier hatte sich nicht bewegt und seine Augen waren offen, aber sein Blick ging durch Kydora hindurch, in die ferne Vergangenheit. 

Offline Kydora

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Antw:Auf der Reise nach Silvanaja
« Antwort #33 am: 04. Sep 18, 09:29 »
Sie stand einen kurzen Moment unschlüssig vor Rikhard, doch ehe sie noch weiter darüber nachdenken konnte, ob er es überhaupt wollte oder nicht, machte die junge Silvanaja einen Schritt auf ihr Gegenüber zu und nahm ihn in den Arm.
„Du gehst nicht alleine dorthin. Musst dich nicht alleine deiner Vergangenheit stellen. Aber du musst dich fragen, was du dir erhoffst. Was ist dein Ziel? Wenn du mir das nennen kannst, kann ich dich besser unterstützen…“ sagte sie leise und mit ruhiger Stimme.

Ihr war klar, dass das für Rikhard unfassbar schwer sein musste. Und selbst wenn er jetzt entscheiden würde, dass er umkehren wollte, die Vergangenheit ruhen lassen… dann wäre das in Ordnung. Es war nicht an ihr zu urteilen. Sie begleitete ihn und einen kurzen Moment fragte sie sich, warum eigentlich sie, wo doch zu beginn seine Ablehnung so groß war. Doch vielleicht war es genau das? Ein erster Schritt in Richtung Annäherung. Ein erster Schritt für ihn, sich seinen Wurzeln wieder zu nähern.

Offline Rikhard Kraftweber

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Antw:Auf der Reise nach Silvanaja
« Antwort #34 am: 12. Sep 18, 22:57 »
"Es ist eben Zeit."
Erstaunlich unemotional zuckte Rikhard mit den Schultern.
"Auf der anderen Seite des Sees wartet meine Vergangenheit. Dort wartet das, was ich vor der Zeit aufgegeben habe, und auch das, was mich fortgetrieben hat."
Der Magier meinte nicht einmal den Schamanen, den Scharlatan, der ihm das Leben schwer gemacht hatte.
"Der Moment, in dem Kyra fiel, der Moment hat sich in mein Gedächtnis eingebrannt. Ich hab mich dem nie gestellt. Das ist mein Ziel, deswegen bin ich hier. Silvanaja ist nunmal ein Teil von mir. Seit Tagen, ach was, seit Wochen geht mir das Herz auf, wenn ich die Bäume rieche und die dicke, feuchte Luft hier schmecke. Die Sonnenstrahlen, die durch die Baumkronen brechen und den Morgennebel in der Luft glitzern lassen - wie konnte ich solche Schönheit nur vergessen? Ich muss lernen, meine Vergangenheit zu akzeptieren. Ich fürchte mich vor dem, was geschehen wird, wenn ich Kyras Eltern begegne."
Rikhard zögerte. Dem Magier fiel es erkennbar schwer, die nächsten Worte von sich zu geben.
"Du musst mich nicht begleiten. Das ist meine Aufgabe, und... falls etwas Schlimmes passiert, dann wäre es vielleicht besser, wenn du ein wenig Abstand hättest. Quasi Vorsprung."

Offline Kydora

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Antw:Auf der Reise nach Silvanaja
« Antwort #35 am: 13. Sep 18, 00:05 »
Kydora hatte sich wieder von ihm gelöst und stand nun vor Rikhard. Nachdenklich betrachtet sie ihn und schien nachzugrübeln. Über das was er gesagt hatte, über das was kommen könnte. Dann schüttelte sie nach einer Weile den Kopf.
„Ne das wär doch bescheuert. Ich komme mit. Bin ja nich umsonst den weiten Weg mitgekommen.“ meinte sie zu ihm. „Und was soll schon Schlimmes passieren für das ich einen Vorsprung bräuchte.“
Sie zuckte mit den Schultern und legte den Kopf leicht schief.
„Ich bin soweit, wenn du soweit bist.“

Offline Rikhard Kraftweber

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Antw:Auf der Reise nach Silvanaja
« Antwort #36 am: 19. Sep 18, 10:41 »
Und das war er.

Mit jedem Schritt, den die beiden um den See herum machten, kamen Sie den Zelten und kleinen Hütten der Weber näher. Rikhard war sichtlich nervös, versuchte aber wie stets, das zu überspielen. Was würde ihn dort erwarten? Er hatte kaum jemandem erzählt, was damals geschehen war. Was ihn wirklich dazu gezwungen hatte, seine Heimat zu verlassen.

"Er ist ein Lügner! Ein Betrüger, der Pulver ins Feuer wirft, um euch alle zu täuschen!"
Rikhards Stimme überschlug sich, sein Herz klopfte ihm bis zum Hals, und sein Finger zitterte, als er auf den Schamanen zeigte.
"Ich schwöre es bei allen Göttern, ich hab es mit eigenen Augen gesehen!"

Und das hatte er tatsächlich. Grolf, der sich ihm jahrelang angebiedert hatte, der ihm falsche Weisheiten, schlimme Eingebungen und schlechten Rat erteilt hatte, hatte sich als Scharlatan herausgestellt. Aberglaube und Unwissen hatten die Weber dazu gebracht, Grolf zu vertrauen, Grolf zu verehren, ihn zu einem der Anführer des Stammes zu erheben.

Aber Rikhard bemerkte nicht, wie die Menge, die sich um das große Feuer versammelt hatte, tuschelte. Bemerkte nicht die Blicke, die man sich zuwarf, die verstohlenen Worte, die man einander zuflüsterte. Stattdessen schrie er, schrie die Wahrheit hinaus! Bis ihn Grolfs starke Hand am Oberarm packte und nach vorne schleuderte. Der junge Magier fiel mit dem Gesicht in den Staub, schmeckte Blut auf seiner aufgeplatzten Lippe.

"Das Kind ist verrückt geworden, und die Magie bricht aus ihm heraus!"
Die Worte drangen wie durch einen dichten Nebel zu Rikhard vor. Irgendetwas mit "Kontrolle", "Angst", "überwältigt" .... was ging hier nur vor? Er richtete sich auf, machte einige taumelnde Schritte auf die Menge zu, die vor ihm auseinanderstob. Hinter sich hörte er Schritte, wusste, Grolf kam näher, und mit einem Ruck drehte Rikhard sich herum, griff in die Flut, die ihn umgab, und ließ alle Dämme fahren. Das Rauschen des Windes in den Blättern wurde zu einem Sturm, der in seinen Ohren brauste, und mit seinen Händen wies er der Kraft dieses Sturms den Weg. Ein heller Schrei, ein Krachen ertönte - Rikhard öffnete die Augen, siegessicher. Endlich hatte er wahre Magie gezeigt, und Grolf hatte sich nicht wehren können, hatte - "Nein..."

Es war nicht der Schamane gewesen, der von hinten an ihn herangetreten war. Kyra war es. Kyra, die stets zu ihm gehalten hatte. Eine Freundin, von Kindesbeinen an, die ihn stets begleitet hatte. Und nun lag ihr Körper mehrere Meter weit von ihm weg, unmenschlich verdrehte Gliedmaßen, und Rikhard sah helles Blut auf ihrer Stirn.

Niemand wagte es, ihn aufzuhalten, als er durch die Menge brach, in den Wald hineinrannte.


Der Rikhard Kraftweber, der nun zwischen die ersten Zelte trat, hatte sich verändert, und nicht nur innerlich. Er wusste, dass er nicht länger der ängstliche Schüler war, der mehr Angst vor sich selbst als vor seiner Umwelt hatte. Gelernt hatte er, dass die Welt kaum auf ihn gewartet hatte, und auch einige andere Dinge wusste er nun besser. Er war bereit, sich zu stellen, sich seiner Vergangenheit zu - "... Rikhard?!"

Das konnte nicht sein. Sie war tot.

Aber da stand sie. Quicklebendig. Lächelnd. Freudig lächelnd! Sie hatte sich kaum verändert. Ihre langen, kupferroten Haare trug sie offen, an ihren Ohren baumelte ein Federschmuck, und gekleidet war sie in braun und grün.
Ungläubig machte Rikhard einen Schritt auf sie zu. Worte fand er keine, nichts fiel ihm ein. Er hatte sie für tot gehalten. Hatte geglaubt, sie getötet zu haben, und seitdem war er unglaublich selbstdiszipliniert, umsichtig geworden. Nur ein einziges Mal war die Magie beinahe aus ihm herausgebrochen, unkontrolliert und wütend - und selbst bei dieser Gelegenheit hatte er sich unter Kontrolle gehabt, wenn auch so grade. "Du ... du lebst?"

Ein Schatten glitt über Kyras freundliches Gesicht. "Ja. Auch wenn das nicht dir zu verdanken ist." Eine gehörige Portion Kälte hatte sich in ihre Stimme geschlichen. "Du bist sicher hier, um deine Eltern zu besuchen? Sie werden staunen, da bin ich mir sicher. Aber vielleicht schreist du besser nicht von den Bäumen, dass du zu Besuch bist. Andere sind nach wie vor nicht so gut auf dich zu sprechen. Und wenn Grolf dich sieht ..."

"...Er ist immer noch hier?"
"Ja, wo sollte er sonst sein? Er spricht nun einmal mit den Geistern und den Göttern, und sein Wort ist hoch geschätzt. Dass du dich so offen gegen ihn gestellt hast, war keine gute Idee. Dass du ... dass du mich durch die Luft geschleudert hast, übrigens auch nicht." Ohne erkennbares Schamgefühl zog sie ihre Hose an einer Seite herunter und zeigte eine lange, hässliche Narbenwulst vor. "Dort hatte sich ein Knochen durch meine Haut gebohrt. Vielleicht war es ganz gut, dass du Jahre fort warst. Noch letztes Jahr hätte ich dir einen Pfeil in die Rippen gejagt. Ich hätte sterben können!"
Hinter Kyras Ausbruch verbarg sich aber noch ein anderes Gefühl als Zorn, und ein gewisser Unterton in ihrer Stimme ließ das auch erkennen.

Offline Kydora

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Antw:Auf der Reise nach Silvanaja
« Antwort #37 am: 19. Sep 18, 17:30 »
In den ersten Momenten hatte sich Kydora im Hintergrund gehalten, aufmerksam umgesehen. Diesem Stamm war sie bisher nicht begegnet und ihr waren auch keine Handelsbeziehungen zwischen den Webern und den Bewahrern bekannt. Sie verfolgte zunächst schweigend aus dem Hintergrund die Begegnung der Beiden. Auch sie war überrascht, doch nun ja… Kydora war dieser Frau dort vor ihnen nie emotional verbunden gewesen. So war es zwar durchaus eine Überraschung, dass sie doch noch lebte, aber für sie selber keine so große Veränderung zu vorher.
Jedoch konnte sich Kydora sehr gut vorstellen, was Rikhard gerade durchmachen musste. Nachdem der erste Schrecken überstanden schien, trat nun auch Kydora vor, denn schließlich wäre es unhöflich einfach schweigsam rumzustehen.



Mit einem Lächeln sah sie Kyra an. „Ich mische mich nur ungern in das Gespräch ein, aber ich würde mich einfach gerne kurz vorstellen. Danach halte ich mich auch wieder dezent zurück. Ich bin Kydora vom Stamm der Bewahrer.“ Sie hielt ihrem Gegenüber zur Begrüßung die Hand entgegen.

Offline Rikhard Kraftweber

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Antw:Auf der Reise nach Silvanaja
« Antwort #38 am: 20. Sep 18, 21:29 »
Kyra ergriff die ausgestreckte Hand der Bewahrerin. "Kyra von den Webern." Sie musterte Kydora mit einem freundlichen Blick. "Halte dich bloß nicht zurück. Ich, ähm ... wollte nicht unhöflich sein, aber Rikhard wiederzusehen, damit hab ich nicht gerechnet. Und wenn ich ihn mir so anschaue, er auch nicht."

Damit hatte sie den Nagel auf den Kopf getroffen.
"Was ist aus dir geworden, Freund?"

Das war bekanntes Terrain für Rikhard. Sofort begann er: "Ich gehöre nun an die Akademie Ayd'Owl zu Fanada. Assistenz der Akademieleitung bin ich geworden, jawohl! Zwar bin ich noch Schüler, aber es kann gewiss nicht mehr lange dauern, bis ich ..."
Dann hielt er inne. Die Situation wurde ihm bewusst, und die plötzliche Stille war - keine Stille. Es war eben nicht wie an der Ayd'Owl. In den steinernen Häusern war's still, wenn niemand sprach. Aber hier? Hier rauschte der Wind in den Baumwipfeln, Vögel zwitscherten, ein naher Bach plätscherte vor sich hin, und alles war durchdrungen von dem allgegenwärtigen Wispern, von dem lebendigen Wald, und darüber lag ein Frieden, wie er ihn seit Jahren nicht gespürt hatte. Der Magier wusste, würde er sich bemühen, so würde er das Pulsieren spüren, was von der Alten Weide ausging.

"Aus mir ist etwas geworden, was mich abstößt, Kyra. Ich hab mich versteckt hinter meinem Fleiß, hinter meiner Arroganz, und hab es nie geschafft, das zu verwinden, was ich getan hab. Ich dachte - ich dachte, ich hätte dich getötet, als ich diesen Zauber wirkte. Darum bin ich fortgerannt, ich hatte Angst, Angst vor der Gewissheit. All der Ärger mit Grolf, als ich herausfand, dass er lügt, dass er ein Blender ist, all das ist verblasst vor dieser Schuld, die ich mit mir herumgetragen habe. Ich habe den Wald ausgesperrt, meine Geburt, den Sinn hinter dem, was ich tat."

Offline Kydora

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Antw:Auf der Reise nach Silvanaja
« Antwort #39 am: 20. Sep 18, 21:37 »
Kydora winkte ab. „Nicht doch, ich kann mir denken, dass das eine unerwartete Überraschung war.“ Und sah zwischen den Beiden hin und her.


Als Rikhard kurzzeitig in seinen Akademie Modus verfiel, verdrehte Kydora seufzend die Augen. Er konnte es nicht las- aber da hatte er sich gefangen und überrascht sah sie ihn an. Einsicht? Zugeständnisse seiner Gefühle? Selbsterkenntnis?



Die Silvanaja machte einen Schritt zurück und stand nun etwa gleichweit von beiden entfernt. Abwartend in welche Richtung, das Gespräch gehen würde. Zögernd, sich zu viel einzumischen, aber bereit im Zweifel vermittelnd zu handeln.

Offline Rikhard Kraftweber

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Antw:Auf der Reise nach Silvanaja
« Antwort #40 am: 20. Sep 18, 21:48 »
Unwirsch machte Kyra eine Bewegung mit der Hand.
"Kommt mit. Was du getan hast, sollte nicht ungestraft bleiben, und damals sind einige dir nach, um dich einzufangen. Nun ist zwar Gras über die Sache gewachsen, aber wer weiß schon, was passiert, wenn man dich hier sieht? Oder willst du dich mit Grolf anlegen?"

Hastig schüttelte Rikhard mit dem Kopf und folgte Kyra zurück in Richtung des Seeufers.
"Was immer du gedacht hast, getan zu haben - du hast es nicht getan. Also hör auf, dich so selbstmitleidig aufzuführen, das steht dir nicht an. Wichtig ist doch, dass du jetzt schaust, was aus dir wird. Du bist nun hier, in deiner Heimat. Man mag dich nicht mit offenen Armen empfangen, aber ich bin mir sicher, dass ich das ein oder andere gute Wort für dich einlegen kann."

Aber Rikhard schüttelte langsam den Kopf.
"Nein. Ich weiß nicht, ob ich tatsächlich hierhin gehöre. Dieser Ort ist definitiv ein Teil von mir, und ich hab diesen Teil viel zu lange verleugnet. Aber der Schamane sitzt in seinem Netz wie eine fette Spinne, und ich werde ihm dieses Nest unter seinem Arsch abfackeln!"

Überrascht von Rikhards Heftigkeit drehte Kyra sich zu ihm um, allerdings ohne innezuhalten.
"Gar nichts wirst du. Du warst noch nie gut im Prügeln, und wenn du ihn in eine Kröte verwandelst, werden die andern sich nur gegen dich wenden."
"Das ist gar nicht so einfach, das mit der Kröte. Also, ich könnte. Bestimmt, ich hab da was drüber gelesen."

Nun hielt Kyra doch an, und Rikhard rannte fast in sie hinein.
"Das könntest du?" Misstrauisch sah sie den Magier an, dann wandte sie sich an Kydora. "Könnte er?"

Offline Kydora

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Antw:Auf der Reise nach Silvanaja
« Antwort #41 am: 20. Sep 18, 21:59 »
Kydora wollte sich gerade einmischen und Rikhard ermahnen, als Kyra sich an sie wendete.



„Rikhard besitzt so wie ich auch das Geschenk Aines. Irgendwann könnte er das mit der Kröte sicher tun. Aber aktuell?“ Sie musterte Rikhard. „Er ist zwar sehr strebsam, aber davon  jemanden in eine Kröte zu verwandeln wohl doch noch um einiges entfernt.“

Sie schaute Rikhard an. „Und dir habe ich auch schon mal erklärt, was ich zu der Geschichte mit Grolf denke... Lass es ruhen…“ Kydora schüttelte den Kopf und wandte sich wieder Kyra zu.



„Er hat sich all die Zeit über so sehr gegen seine Wurzeln gewehrt. Du hättest mal sein Gesicht sehen sollen, als wir uns das erste mal Begegnet sind vor ein paar Jahren. Es schien ihm wirklich nahe zu gehen, an seine Heimat erinnert zu werden. Doch jetzt steht er hier. Hier mitten in Silvanaja, auf der Suche nach sich selbst. Ich habe ihn auf dieser Reise begleitet und von dem Rikhard, den ich mal kennen gelernt habe… nun er hat sich entwickelt. Und ich sehe in ihm vieles, an dem er noch arbeiten und wachsen kann. Er steht hier. Er hat eine Chance verdient so wie es jeder Mann oder jede Frau verdient hat.“

Offline Rikhard Kraftweber

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Antw:Auf der Reise nach Silvanaja
« Antwort #42 am: 20. Sep 18, 22:12 »
"Das wundert mich. Wir beide sind uns früher sehr nahe gewesen. Offen gesagt - ich war neidisch auf ihn. Er konnte schon früh bestimmte Dinge spüren, die Natur viel bewusster und tiefer wahrnehmen als ich. Ich meine - ich hab Augen und Ohren und eine Nase, aber Rikhard erzählte mir immer etwas von einem Fluss, der alles umfließt. Plätschern, Gluckern, es gab eine Zeit, da kannte ich mehr Worte für fließendes Wasser als für Baum."
Sie waren am Seeufer angekommen, aber Kyra machte keine Anstalten, anzuhalten. Ihr Weg führte sie gradewegs am Ufer entlang.
"Tja, wachsen tun wir alle. Wenn du's bis zur Akademieleitung gebracht hast, dann steht dir doch alles offen. Ich verstehe, warum du hierher gekommen bist, und das ehrt dich gewissermaßen - aber andererseits geht's dir doch um Vergebung, oder nicht?"

Rikhard verzichtete auf eine Antwort.

Offline Kydora

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« Antwort #43 am: 20. Sep 18, 22:24 »
„Es ist nicht unbedingt immer ein Fluss.“ sinnierte Kydora. „Für mich hat es nichtmal ansatzweise mit einem Fluss zu tun.“
Sie folgte Kyra bis zum Ufer und ließ den Blick schweifen. Es wirkte alles so schön ruhig und unberührt.
Fragend sah Kydora zuwischen den Beiden hin und her.

Offline Rikhard Kraftweber

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Antw:Auf der Reise nach Silvanaja
« Antwort #44 am: 20. Sep 18, 22:31 »
Eine Weile schritten die drei schweigend nebeneinander her, dann erreichten sie den Ort, zu dem Kyra sie geführt hatte.
"Ich hätte es wissen müssen."
Rikhard schmunzelte. Sie waren an der großen Weide angekommen, die auf der Landzunge stand, die in den See hinein ragte.
Langsam und ehrfürchtig schritt Rikhhard den Hügel herauf, auf dessen Kuppe der uralte Baum stand.
"Du hast nicht einfach nur Sorge gehabt, dass man uns sieht."
"Du warst schon immer schlauer als ich, Ricky."
"Nenn mich nicht so."
"Tja, wärst du mal in Fanada geblieben."

Die trockene Unterhaltung fand ein rasches Ende, als sie unter die herabhängenden Äste der Weide traten. Rikhard drehte sich zu Kydora um.
"Das hier ... das ist das Herz dieses Ortes. Alles, was die Weber ausmacht, steckt irgendwie in diesem Baum. Unter diesen Ästen hat man die süßesten Träume, und wenn du es schaffst, dich dort oben in die Astgabel zu setzen, hast du einen wundervollen Ausblick über den gesamten See und das Zeltdorf meines Stammes."