Autor Thema: Auf der Reise nach Silvanaja  (Gelesen 19465 mal)

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Offline Rikhard Kraftweber

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Auf der Reise nach Silvanaja
« am: 12. Aug 18, 21:04 »
Natürlich hatte Rikhard überaus pünktlich am vereinbarten Treffpunkt gestanden. Natürlich hatte Kydora sich um wenige Minuten verspätet, da war er sich absolut sicher. Er, Rikhard Kraftweber, war für seine Pünktlichkeit und seine Zuverlässigkeit schließlich bekannt, und keinesfalls hatte er sich in der Geschäftigkeit Fanadas verloren und ein wenig länger gebraucht.

Zumindest war er eingehend damit beschäftigt, Kydora genau diesen Umstand näher zu bringen. Auch, als sie längst auf der Straße waren und Fanada verlassen hatten. Zu ihrer Linken sahen sie in den sanften Hügeln den Buchenhof, dann kamen sie an der Abzweigung vorbei, wo es zum Bachlaufhof ging, und so, wie die Straße sich nach Osten schlängelte, so plätscherten auch ihre Gespräche dahin.

Nachdem Rikhard zugegeben hatte, sich verspätet zu haben ("Wenn auch nur wenige Minuten, da bestehe ich drauf, Kydora!"), hatten die beiden über unverfängliche Themen gesprochen. Irgendwie war ihnen beiden bewusst, dass diese Reise zumindest für Rikhard eine gewisse Bedeutung hatte. Der Magier kehrte in das Land seiner Geburt zurück, aber sah keineswegs aus wie ein felltragender Wilder mit Farbe im Gesicht. Stattdessen trug Rikhard, und schon das war ungewohnt für ihn, praktische Reisekleidung: eine braune Hose, eine kurze, etwas dunklere Tunika, und über die Schulter hing der Riemen einer bauchigen Umhängetasche.

"Es ist schon eine Weile her, dass ich auf einem Pferderücken saß."
Mit verzogenem Gesicht mühte sich Rikhard, in eine bequemere Position zu gelangen. Ruckte das Pferd nach vorne, ruckte er auch nach vorne, und der Sattelknauf bohrte sich in seinen Bauch. Dann kam unweigerlich der nächste Schritt, der ihn im Sattel wieder nach hinten warf. Und dann ging es wieder von vorn los.

"Und ich bin mir sicher, ich hab den schlimmsten Klepper in ganz Fanada unter mir! Seine Beine sind gewiss verschieden lang, deshalb hat er einen so schrecklichen Tritt. Mir tut alles weh!"

Offline Kydora

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« Antwort #1 am: 12. Aug 18, 21:37 »
Kydora grinste innerlich, als Rikhard endlich seine Verspätung zugegeben hatte und strich sich eine der Federn tragenden Strähnen hinters Ohr. Sie war zufrieden mit seiner Wahl der Reisekleidung gewesen und auch wenn der Anblick zunächst wirklich sehr ungewohnt erschien, gewöhnte sie sich nach und nach an das Erscheinungsbild.

Die letzten Tage nach ihrer Rückkehr hatte Kydora ganz entspannt zusammen mit Mina verbracht. Gemeinsam hatten sie es sich in der Goldenen Nachtigall gut gehen lassen und es genossen einfach mal gar nichts tun zu müssen. Das hatte Kydora auch die Möglichkeit gegeben in Ruhe über Vieles nachzudenken. Dinge, die ein Ende gefunden hatten. Dinge, die neu begonnen hatten. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sie an den Elementarfunken dachte, den sie an sich genommen hatte auf der letzten Reise.

Sie tätschelte ihr Pferd sachte am Hals und sah dann zu Rikhard rüber, welcher sich gerade über sein Reittier beschwerte. Als sie sah, wie er immer vor und zurück geworfen wurde, konnte sich Kydora ein Kichern nicht verkneifen. „Aber schon eine ganze Weile her, oder?“ fragte sie kess.
Sie musterte ihn noch einen kurzen Augenblick und begann dann wieder zu sprechen: „Du musst schon im Rhythmus mitmachen und dich nicht so schubsen lassen.“ grinste sie ihn an. „Versuch dich ein bisschen mehr drauf einzulassen und deinen Körper mitzubewegen. Das ist ja keine Kutsche, in der du einfach rumsitzen kannst.“ Sie ließ den Blick schweifen. „Wir werden eine ganze Weile unterwegs sein, also wenn dir jetzt schon alles weh tut… Hmm brauchst du eine Pause?“

Offline Rikhard Kraftweber

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Antw:Auf der Reise nach Silvanaja
« Antwort #2 am: 12. Aug 18, 21:52 »
"Pah, ich werd mir von einem Pferd nicht vorschreiben lassen, wie lange ich zu reiten habe!"

Eine halbe Stunde später begann ebendieses Pferd zu lahmen. Zumindest war Rikhard davon überzeugt. Zumindest hoffte er, dass Kydora ihm abkaufte, dass er davon überzeugt war. Tatsächlich wollte er schlicht nicht zugeben, dass ihm das Reiten überhaupt nicht lag.

Offline Kydora

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Antw:Auf der Reise nach Silvanaja
« Antwort #3 am: 12. Aug 18, 22:00 »
Kydora schüttelte resigniert den Kopf und bremste ihre Stute. „Komm lass tauschen. Die Gute hier scheint mir eine sehr ruhige und pflegeleichte Dame zu sein.“ Sie setzte ab und strich ihrem Pferd über den Hals. „Dann nehm ich dein Pferd derweil.“ Abwartend sah sie ihn an während sie der Stute weiter über den Hals streichelte.

Offline Rikhard Kraftweber

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Antw:Auf der Reise nach Silvanaja
« Antwort #4 am: 12. Aug 18, 22:14 »
Rikhard nahm Kydoras Angebot an. Er nörgelte allerdings weiter, die nächsten ein bis zwei Stunden fast ununterbrochen. Nach und nach lies das Nörgeln allerdings nach, im selben Maße, wie seine Beweglichkeit zunahm. Irgendwann hatte er den Dreh raus. Zwar war er immer noch weit entfernt von Perfektion, aber zumindest tat ihm nicht mehr ständig irgendetwas weh.

Als sie zum Nachmittag hin an einem kleinen Weiher anhielten und die Pferde trinken ließen, stützte der Magier die Hände auf die Oberschenkel.
"Uff, morgen werd ich Muskelkater haben. Ich bin weder ein erfahrener noch ein guter Reiter. Wo hast du's eigentlich gelernt, mit diesen Höllentieren umzugehen?"

Offline Kydora

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Antw:Auf der Reise nach Silvanaja
« Antwort #5 am: 12. Aug 18, 22:50 »
Kydora ritt zwischendurch immer mal ein Stückchen vor um den Wind in den Haaren und das Tempo zu genießen. Ließ Rikhard aber auch immer genug Ruhe, um wieder aufzuholen. Das Nörgeln kommentierte sie nur mit einem Augenverdrehen, atmete jedoch auf als es endlich nachließ.

An dem Weiher ließ sich Kydora mit dem Rücken auf den Boden sinken und starrte in den Himmel über ihnen. Mittlerweile waren endlich wieder vereinzelt Wolken zu sehen und die Luft war deutlich kühler als noch vor einigen Tagen.

"Auf den Reisen. Bin ja schon ein bisschen unterwegs mittlerweile und da lernt man dann auch das Reisen zu Pferd." Sie streckte sich. "Und außerdem ist einfach wundervoll den Wind in den Haaren zu spüren... Diese Geschwindigkeiten..." Ihr Kopf drehte sich zu Rikhard um. "Du bist nicht wirklich viel herumgekommen bisher oder?"

Offline Rikhard Kraftweber

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Antw:Auf der Reise nach Silvanaja
« Antwort #6 am: 13. Aug 18, 19:51 »
"Nicht, seit ich Silvanaja verlassen habe. Damals hatte ich mich einem reisenden Magier angeschlossen, und der hatte einen Karren und einen alten Klepper. Ich hab Engonien noch nie verlassen."

Rikhard ließ sich neben Kydora zu Boden sinken, aber im Gegensatz zu ihr legte er sich nicht hin. Stattdessen zog er die Beine an den Oberkörper und schlang die Arme um die Knie.
"Mein Hintern tut weh." Er verzog das Gesicht. "Ich hoffe, ich gewöhne mich bald daran. Je weiter wir nach Osten kommen, desto schlechter werden die Straßen werden, fürchte ich. Die Straße führt von hier nach Taga, von dort können wir die Berge des Himmelsgebirge aufragen sehen. Und dann ist es nicht mehr weit - bis zu unserer Heimat."

Offline Kydora

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Antw:Auf der Reise nach Silvanaja
« Antwort #7 am: 13. Aug 18, 20:24 »
"Doch hast du schon." Skeptisch blickte Kydora zu ihrem Reisegefährten herüber. "Wir waren auf der Insel der Stürme. Du erinnerst dich? Da wo der Seemann in der Taverne vor unseren Füßen verblutet ist."
Sie richtete sich wieder auf und streckte die Arme. Ihr war nicht entgangen, dass Rikhard 'unserer Heimat' gesagt hatte, doch beließ es dabei.
"An das Reisen wirst du dich gewöhnen. Der Körper gewöhnt sich schnell an sowas. In ein paar Tagen wird das schon viel leichter gehen. Du wirst sehen."

Offline Rikhard Kraftweber

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Antw:Auf der Reise nach Silvanaja
« Antwort #8 am: 13. Aug 18, 20:42 »
"Ja, dank dir erinnere ich mich wieder daran", erwiderte Rikhard säuerlich. "Möchtest du mich auch an die Überfahrt nach Cambria erinnern? Nein? Schade."

Was damals auf der Insel der Stürme geschehen war, hatte nicht gerade zu Rikhards schönsten Erlebnissen gezählt, und er war froh, dass Kydora nicht weiter danach fragte.
"Das hoffe ich jedenfalls. Wo hält sich dein Stamm eigentlich auf? Oder sind es Nomaden?"

Offline Kydora

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Antw:Auf der Reise nach Silvanaja
« Antwort #9 am: 13. Aug 18, 21:00 »
Hmpf. Kydora ließ sich wieder seufzend auf den Rücken fallen und starrte wieder in den Himmel. Das hatte sie nicht beabsichtigt... Manchmal hatte sie das mit dem erst denken, dann reden wirklich nicht so gut parat. Sie war froh um den Themenwechsel.

"Im Grunde einmal durch den großen Wald durch bis fast zu dem Fluss. Also nicht den der den Silbernen See und den Nebelsee verbindet. Sonder der andere im Süden. Der zum großen See führt. Da in etwa. Und dein Stamm?" fragte sie vorsichtig nach.

Offline Rikhard Kraftweber

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Antw:Auf der Reise nach Silvanaja
« Antwort #10 am: 13. Aug 18, 21:34 »
"Ich werd den Weg schon finden, glaub ich. Wo genau sie sind, weiß ich nicht, aber ein Teil ist sesshaft, und ein Teil reist umher. Im Grunde geht es im Winter den Fluss hinab in den Süden, und im Sommer den Fluss wieder hoch nach Norden. Ich frage mich, ob sie überhaupt noch dort sind, wo sie waren, und eigentlich frage ich mich auch, was mich dort erwartet. Ich meine, seien wir ehrlich. Ich gehöre nicht nach Silvanaja, und der einzige Grund, warum ich dorthin zurückkehre, ist, um genau das noch einmal zu bestätigen."

Offline Kydora

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Antw:Auf der Reise nach Silvanaja
« Antwort #11 am: 13. Aug 18, 22:28 »
//Wir werden uns hoffnungslos verlaufen// schoss es ihr durch den Kopf als Rikhard meinte, dass er den Werg schon finden würde. Aber das würde schon irgendwie klappen. Ein langer Umweg, war mit Sicherheit ein guter Ausgleich für was auch immer sie erwarten würde, wenn sie ankämen.

"Manchmal gehört man eine Zeit lang irgendwo hin. Und dann... dann gehört man irgendwann woanders hin." Sie schaute wieder zu Rikhard rüber. "Wohin wir gehören kann sich ändern. Aber was diese Reise mit dir machen wird, das wissen nur die Götter." Die Silvanaja setzte sich wieder auf. "Nedra wird uns schon den rechten Weg weisen. Und am Ende werden wir genau da ankommen, wo wir ankommen sollen. Und genau das erleben, was wir erleben sollen." Sie nickte bestätigend und knuffte Rikhard dann leicht gegen die Schulter. "Lass dich einfach drauf ein und dann wird das eine ganz fabelhafte Reise."

Kaum dass sie zuende gesprochen hatte, war sie auch schon wieder auf ihren Beinen und grinste Rikhard an. "Aaaapropos Reise. Wir sollten langsam weiter und nicht so viel rumtrödeln." kicherte sie.

Offline Rikhard Kraftweber

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Antw:Auf der Reise nach Silvanaja
« Antwort #12 am: 16. Aug 18, 10:49 »
"Du hast völlig Recht. Brechen wir auf, der Hauptteil der Reise liegt noch vor uns."
Die beiden packten ihre wenigen Habseligkeiten wieder zusammen, und während Kydora mit fröhlicher Miene antrabte, hatte Rikhards Gesicht den üblichen mürrischen Ausdruck angenommen.

Dass er wieder auf seinem eigenen Pferd saß und Kydora auf ihrer Stute, fiel ihm leider viel zu spät auf.


Einige Tage später...

Die Straße, die ganz im Südwesten Engoniens über den Rothornpass führte, durch Fanada verlief, Uld nur kurz berührte und sich dann durch die flachen Hügel Tangaras in Richtung Osten schlängelte, war eigentlich recht belebt. Zumindest galt das für den tangarischen Teil der Straße. Je weiter Kydora und Rikhard nach Osten kamen, desto weniger Volk begegnete ihnen. War der Weg in Fanada noch gepflastert gewesen, wurde schon bald festgetretener Lehm daraus, und an manchen Stellen hatte Naduria begonnen, den Boden wieder in Besitz zu nehmen. Erst, als sie Taga näher kamen, wurde die Straße wieder erkennbar besser.

Die östlichste Stadt Tangaras lag am Fuße des Himmelsgebirge, und hinter der niedrigen Stadtmauer konnten die beiden Reisenden die Silhouetten der majestätischen Berge sehen. Irgendwo dort lag ein Ausläufer der Schattenwall, das wussten sie, und zumindest Rikhard fragte sich, wie es dort wohl aussah. Aber weder das Himmelsgebirge noch Taga waren ihr Ziel. In der Stadt erstanden sie frische Vorräte, dann bogen sie endgültig nach Süden ab. Rikhard hatte sich auf der Reise gemacht. Er meckerte weniger, und auch, wenn er weit davon entfernt war, ein geübter Reiter zu sein, hatte er sich mit seinem Pferd angefreundet. Sein Hintern tat nicht mehr wirklich weh, wenn er den ganzen Tag geritten war, und sogar an den harten Boden hatte er sich gewöhnt. Sein bleiches Gesicht hatte etwas Farbe bekommen, und ganz allgemein wirkte der Magier lebendiger.

Taga hatten sie nun hinter sich gelassen. Die beiden unterhielten sich über irgendetwas Unwichtiges, als sie über eine Hügelkuppe ritten - und dann zügelten sie beide ihre Pferde. Vor ihnen lagen die Wälder Silvanajas. Und was für Wälder das waren! Von Links nach Rechts, soweit das Auge reichte, riesige Bäume. Nicht nur Eichen, Buchen, Fichten, was man eben so kannte, sondern viel größere, verwunschen wirkende Riesen, moosig bewachsen, wie schlafende Giganten, aber dicht an dicht wie Krieger in einer Schlachtreihe. Knorrige, knotige Wurzeln waren selbst auf diese Entfernung erkennbar, rund wie drei Oberschenkel, und die Luft wirkte plötzlich dicker, dichter, feuchter und schwerer. Wie eine Mauer ragten die Bäume auf, wie ein Schutzwall, der das urtümliche Land schützte.

Rikhard überkam eine Gänsehaut. Die schwarze Farbe unter seiner Haut, das Symbol seines Stammes auf seinem Rücken, begann zu jucken, als spürte die Tätowierung, dass die Heimat nicht mehr fern war. Stocksteif saß der Magier im Sattel, sog den Anblick in sich auf, atmete die Luft des Waldes, schmeckte das wilde Silvanaja auf seiner Zunge.

Offline Kydora

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« Antwort #13 am: 16. Aug 18, 11:56 »
Der Anblick auf die Wälder war wie immer beeindruckend. Wie musste sich wohl jemand fühlen, der diesen Anblick zum ersten Mal erlebt? Jemand, der die Tiefen und Geheimnisse der dichten silvnajaischen Wälder noch nie zu Gesicht bekommen hatte? Kydora stieg von ihrer Stute ab und strich ihr gedankenverloren über den Hals. Normalerweise freute sie sich jedes mal, wenn sie die vertraute Heimat sah. Normalerweise…
Bei jedem vergangenen Besuch war es etwas anders gewesen als beim Vorherigen. Jedes mal hatte sie sich ein bisschen mehr wie eine Besucherin gefühlt als denn eine Heimkommende. Die Silvanaja vergrub ihr Gesicht an der Mähne ihres Pferdes und seufzte leise. So vieles hatte sich verändert.

Bevor sie sich in ihren Gedanken verlieren konnte, löste sich Kydora wieder von dem Pferd und sah über dessen Rücken hinweg mit einem Lächeln zu Rikhard hinüber. „Willst du weiter reisen?“ durchbrach sie die Stille. „Oder umkehren? Jetzt wäre ein guter Zeitpunk für diese Entscheidung.“

Sie warf einen Blick auf die Wälder. Auch wenn sich Dinge anders anfühlten… Es fühlte sich trotz alledem noch nach Heimat an. Es war ihr persönlicher Ort der Ruhe und es Friedens. Ein Ort zu dem sie immer zurück kehren konnte. Ein Ort der so unberührt von all den Ärgernissen des Landes war. Keine Fehde, keine Inquisition und auch kein Atos.

Offline Rikhard Kraftweber

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Antw:Auf der Reise nach Silvanaja
« Antwort #14 am: 16. Aug 18, 12:59 »
"Weiter."
Rikhards Augen glänzten, und ohne auf Kydora zu achten, trieb er sein Pferd vorwärts, gradewegs den Hügel herab. Er schwankte bedenklich, schaffte es aber, nicht herunterzufallen. Die Hufe wirbelten Staub auf dem trockenen Weg auf, und dann war er zwischen den Bäumen verschwunden. Er zügelte das Tier, kurz nach dem Passieren der Waldgrenze, und lauschte, wie das Stampfen der Hufe verhallte. Hier war es ruhig, dunkel, feucht und deutlich kühler als noch unter der Sonne. Hier und da brach sich ein Sonnenstrahl Bahn durchs Geäst, aber trotzdem wirkte die Umgebung schummrig, geheimnisvoll.
Die Baumstämme erhoben sich zu Kathedralensäulen, die das gewaltige, stets in Bewegung befindliche Blätterdach hoch oben stützten, und überall hörte Rikhard Geräusche. Tiere, Pflanzen, der Wind, alles war eins.

Rasch schwang er sich vom Pferderücken und vergrub die Hand in der dunklen, feuchten Erde des Waldbodens - und fühlte.