Autor Thema: La Follye- Besuch im Spätherbst  (Gelesen 41818 mal)

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Offline Anders

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La Follye- Besuch im Spätherbst
« am: 04. Dez 19, 10:38 »
Allmählich wurde es ungemütlich auf den Straßen. Wind und Regen hatten in den letzten Tagen aufgefrischt und die Kälte aus dem Norden mitgebracht. Bald würde es sicher schneien. Auf dem Gut waren alle damit beschäftigt die letzten Wintervorbereitungen zu treffen, sodass jede Hand dankend angenommen wurde. Die Kenderin hatte sich nach den Ereignissen in Fanada wieder auf den Weg in den Norden Engoniens gemacht. Zum einen wollte sie dort noch einmal nach dem Rechten sehen, zum anderen wusste sie tief in ihrem inneren das jener Tag nicht mehr fern war. Und irgendetwas zog sie deshalb wieder nach La Follye. Sie ritt schnell und mit wenig Rast.
Ihre Gedanken kreisten wie Vögel am Himmel während sie sich ihrem Zuhause näherte. Um Fulk, um den Baum im hinteren Teil des Gutes, um ihren Wald, um Judith und um...

Kaum war sie angekommen sah sie nach Fulk. Es tat gut den alten Mann wieder zu sehen, auch wenn sie jedes Mal fürchtet dass die Last auf seinen Schultern ihn jeden Moment zusammen brechen lassen konnte. Aber die caldrische Sturheit ließ sich eben von nicht vielem besiegen. Sie half dabei das Gut vorzubereiten, auf den Winter und jenen Tag. Dabei erwischte sie sich immer wieder dabei wie sie irgendwann aufsah und in Richtung Tor blickte.
Irgendwann fragte Fulk: "Was hast du Anders?"
"Ich warte auf jemanden... Und ich glaube... sie ist ganz nah."
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Antw:La Follye- Besuch im Spätherbst
« Antwort #1 am: 04. Dez 19, 22:28 »
Fluchend zog Enid ihren Umhang enger um die Schultern. Das trübe Herbstwetter mit dem grauen Himmel und den immer trostloser wirkenden Bäumen schlug ihr aufs Gemüt. Der beständige Nieselregen trug sein Übriges dazu bei, ihre Laune zu senken.
Wo blieb dieses Gut nur? War es wirklich eine gute Idee gewesen, zu dieser Jahreszeit die Reise in den Norden zu unternehmen? Wollte sie an jenem Tag, der unaufhaltsam näher rückte, wirklich Gesellschaft? Eine quälende Unruhe lag wie ein Knoten in ihrem Magen und ließ ihre Schritte unwillkürlich langsamer werden.
Doch dann wurde ihr Blick wieder weicher, als der kleine Waldgeist, der sie wieder begleitete, Anlauf nahm und kichernd über eine besonders große Wurzel auf dem Weg sprang. Nun, wenn der Waldgeist der Meinung war, sie gingen in die richtige Richtung, dann würde da wohl etwas dran sein. Achselzuckend beschleunigte Enid ihre Schritte wieder.
Nach einer kleinen Weile lichteten sich die Bäume schließlich und gaben den Blick auf ein Gehöft frei. Enid wies den Waldgeist sofort an, sich hinter ihr zu halten und musterte die Mauern prüfend. Vorsichtig ging sie auf das Tor zu.

Offline Anders

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Antw:La Follye- Besuch im Spätherbst
« Antwort #2 am: 05. Dez 19, 09:24 »
"He Anders! Da ist wer am Tor!"
Die Kenderin hob den Kopf und zwinkerte Fulk zu. "Habe ich es nicht gesagt. Manchmal habe ich es im Gefühl." Sie wischte sich die Hände an der Hose ab und eilte in Richtung des starken Holztores, welches das kleine Gut nach außen hin abschirmte. Kaum war sie davor getreten stahl sich ein breites Lächeln auf ihr Gesicht. "Hallo Enid. Wie schön das du es geschafft hast.", rief sie fröhlich und winkte wild.
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Antw:La Follye- Besuch im Spätherbst
« Antwort #3 am: 05. Dez 19, 15:53 »
Anders enthusiastische Begrüßung ließ Enid schmunzeln. Der kleine Waldgeist winkte mit seiner Kinderhand nicht weniger wild zurück. Die beiden Neuankömmlinge traten durch das Tor und sahen sich neugierig um. Das also war La Follye. Enid nickte Anders zu. „Ich freue mich ebenfalls, hier zu sein. Wann bist du denn eingetroffen?“

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Antw:La Follye- Besuch im Spätherbst
« Antwort #4 am: 05. Dez 19, 16:21 »
"Erst gestern Abend. Ich habe auch hier geschlafen. Wenn wir also nacher bei meiner Hütte ankommen werden wir erst einmal ein Feuer anmachen müssen."
Die Kenderin zwinkerte dem Waldgeist zu. "Da sind dann auch nicht so viele Leute.", fügte sie mit einem Blick auf Enid hinzu. Dann warf sie einen prüfenden Blick auf den Himmel. "Hm... Wir müssten dann auch bald los. Sonst haben wir nicht mehr viel Licht. Und der Wald ist an einigen Stellen sehr dunkel. Ich hatte euch ein wenig früher erwartet. Seid ihr zu Pferd unterwegs?"
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Antw:La Follye- Besuch im Spätherbst
« Antwort #5 am: 06. Dez 19, 09:52 »
Auch Enid schaute bei Anders Worten kurz zum Himmel und runzelte die Stirn. "Wir sind zu Fuß hier. Dann sollten wir wohl besser jetzt los, was?" Sie sah sich noch einmal auf dem Gut um, begierig, so viele Eindrücke wie möglich aufzunehmen. Dann wandte sich wieder dem Tor zu.

Offline Anders

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Antw:La Follye- Besuch im Spätherbst
« Antwort #6 am: 06. Dez 19, 10:23 »
Die Kenderin bemerkte ihren Blick. "Keine Sorge wir kommen bald wieder her. Dann zeige ich dir alles. Und ich bin mir sicher Fulk hat auch die eine oder andere Geschichte für dich."
Sie stieß einen leisen Pfiff aus und auf der anderen Seite des Hofes hob Springer seinen Kopf aus dem Heu. Das kleine Pferd schüttelte sich und kam dann zu Anders hinüber gewackelt. Freundlich stupste des Enid mit der Schnauze an die Schulter." Na kleiner Waldgeist. Willst du mal reiten?"
Ander kicherte leise während sie sich zu Fulk umdrehte und zum Abschied winkte. Dann begab sie sich auf den Weg hinaus aus dem Tor und in den Wald.
Sie schien keinem besonderen Pfad zu folgen, manchmal folgte sie einem Wildwechsel, manchmal nicht. Es wurde schnell dunkler, da die dichten Bäume das Licht von außen aussperrte.
Springer trottete ihr hinterher. Ihm schien das dichte Unterholz nichts auszumachen. Außerdem kannte er den Weg. Nach einiger Zeit und vielen Irrungen und Wirrungen erreichten sie schließlich eine kleine Lichtung, auf der der Frost das Gras weiß gefärbt hatte. In der Mitte stand eine kleine, annähernd runde Hütte, mit einer merkwürdigen Tür.
"Lass uns schon einmal Holz mit hinein nehmen, dann wird es gleich schnell warm." Die Kenderin griff sich einen Arm voll Holz das an der Hüttenwand gestapelt worden war und öffnete die Tür. Sie war nicht verriegelt oder verschlossen. Springer schnaubte, senkte den Kopf und stapfte hinter ihr in das Haus. In der Mitte war eine Feuerstelle mit steinen umstellt. Anders kniete sich daneben und wenig später flackert ein Feuer auf, welches allmählich die Kälte aus dem Haus vertrieb.
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Antw:La Follye- Besuch im Spätherbst
« Antwort #7 am: 06. Dez 19, 11:23 »
Enid wandte sich nach dem alten Mann, der sich im Hintergrund hielt, um und nickte ihm zu. "ich würde gern Geschichten hören" murmelte sie. Als das kleine Pferd sie anstupste musste sie grinsen und streichelte seinen Hals. Der kleine Waldgeist nahm das Angebot von Anders mit einem begeisterten Lächeln an und schien sich auf Springers Rücken sofort wohl zu fühlen.

Während sie durch den Wald gingen hing Enid ihren Gedanken nach und schaute sich immer wieder um.

Der Anblick der Hütte überraschte sie. "oh, das ist ja eine ungewöhnliche Form". Sie half Anders beim Tragen der Holzscheite und wickelte den Waldgeist in eine warme Decke, nachdem dieser sich bei Springer mit einem kleinen Apfel bedankt hatte. Sie setzten sich zu Anders ans Feuer und genossen die Wärme und das Knistern des Feuers.

Offline Anders

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Antw:La Follye- Besuch im Spätherbst
« Antwort #8 am: 06. Dez 19, 11:58 »
Mit der Wärme kam auch das Licht in die Hütte. Mit einem brennenden Span entzündete die Kenderin nach und nach noch ein zwei kleine Laternen, sodass die ganze Hütte in ein warmes Licht getaucht wurde. Springer war in eine Ecke des kleinen Hauses getrottet wo Stroh auslag. Offenbar überwinterte er zusammen mit der Kenderin in einem Haus solange sie hier waren.
Durch die Hälfte der Hütte zog sich ein zweiter Boden von dem ab und zu ein leises Rascheln zu hören war. "Ich weiß nicht genau wer dieses Jahr bei uns überwintert. Kann sein das es ein zwei Eichhörnchen sind, oder eine Eule. Ich habe noch nicht nachgesehen."
Der Rest der Hütte organisierte sich um die Feuerstelle herum. Es gab einen Tisch auf dem jede Menge Kräuter gestapelt waren, an einer Wand hingen an kleinen Ästen diverse Jacken und andere Kleider. Auch gab es eine große Truhe. Wieder an einer anderen Wand war Essgeschirr untergebracht. Ansonsten waren überall ind er Hütte Schalen, Beutelchen und kleine Kisten verteilt sowie diverse Fundsachen. Diese reichten von lustigen Hüten, über glitzende Steine und Ringe bis hin zu merkwürdigen Wurzeln, Muscheln und Sand.
"Du hast bestimmt Hunger." Anders begann in einer Ecke zu kramen wo Tonkrüge, Kisten und Säcke lagerten. "Was hältst du von einem Eintopf. Ich hatte keine Fallen ausgelegt weil ich so lange nicht da war. Aber ich habe noch viel nahrhaftes hier."
Zusammen begannen sie ein warmes Essen vorzubereiten. Immer wieder beobachtete Anders Enid dabei genau.
"Du scheinst sehr betrübt. Möchtest du mir sagen warum?"
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Antw:La Follye- Besuch im Spätherbst
« Antwort #9 am: 06. Dez 19, 17:38 »
Anders Hütte gefiel Enid. Sie mochte die Behaglichkeit und dass es überall etwas zu entdecken gab. Das Sammelsurium an Merkwürdigkeiten befremdete sie allerdings, die unpraktischen Gegenstände nahmen in der kleinen Hütte mit nun mehr oder weniger offensichtlich recht vielen Bewohnern nur wertvollen Platz weg. Der kleine Waldgeist hingegen begeisterte sich vor allem für die glitzernden und interessanten Gegenstände und stöberte herum.
Gemeinsam bereiteten Anders und ihr Gast den Eintopf vor, den Anders mit wohlriechenden Kräutern und Gewürzen versah, so dass bald ein angenehmer Duft aus dem Topf emporstieg.
Zwischenzeitlich schweifte Enid mit ihren Gedanken ab und hielt unwillkürlich beim Schneiden inne. Anders Einwurf riss sie aus ihren Gedanken.
„Ich? Betrübt?“ Verdutzt schaute sie die Kenderin an.
« Letzte Änderung: 06. Dez 19, 18:05 von Tabea »

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Antw:La Follye- Besuch im Spätherbst
« Antwort #10 am: 06. Dez 19, 17:48 »
"Ja betrübt. Deine Augen leuchten nicht. Du seufzt beim ausatmen ohne es zu merken. Der Anblick von La Follye hat die körperliche Schmerzen verursacht, dass konnte ich sehen. Und die ganze Zeit scheint ein tiefer Schmerz in deinem Nacken zu sitzen. Seit Monden... Es macht mir Sorgen."
Anders Augen wanderten während sie sprach durch die Hütte. Das war ihre Art Enid ein wenig privaten Raum zu lassen in diesem Raum ohne Zwischenwände.
"Du hast nicht den Gang einer Person die glücklich ist. Ich meine schau dir den Waldgeist an. So läuft jemand herum der glücklich ist. Glaubst du du siehst so aus?"
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« Antwort #11 am: 06. Dez 19, 22:17 »
Hätte Anders ihr eine schallende Ohrfeige verpasst, Enids Gesichtsausdruck wäre vermutlich der Gleiche gewesen. Sie schaute die Kenderin entgeistert an. "Glücklich?!" stieß sie hervor, und man konnte ihr anmerken dss sie sich bemühte, nicht laut zu werden. "Wieso sollte ich glücklich sein?! Oder mir Gedanken darum machen, ob ich fröhlich wirke?!" Sie atmete tief durch ind sagte dann sehr nachdrücklich: "Du musst dir um mich keine Sorgen machen!"
« Letzte Änderung: 07. Dez 19, 17:22 von Tabea »

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« Antwort #12 am: 06. Dez 19, 23:30 »
"Aber eine von uns beiden sollte oder?" Anders lächelte sanft. "Ich glaube man sollte sich ganz schreckliche Sorgen um dich machen. Ich glaube das du verletzt bist. Ganz furchtbar verletzt." Ihr Blick richtete sich auf das Feuer. "Das sind wir alle, denen sie etwas bedeutet hat. Aber ich frage mich ob du dir auch erlaubst zu heilen?"
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« Antwort #13 am: 07. Dez 19, 20:13 »
  Kurz zeigte sich ein verzweifelter Schmerz in Enids Gesichtszügen. Sie schüttelte den Kopf. "Heilung..." murmelte sie. "Es gibt Dinge die können nicht heilen. Man muss nur lernen damit zu leben und sich nicht lähmen zu lassen." Sie stocherte eine Weile im Feuer herum und warf einen Blick zum Waldgeist. Dieser hatte sich irgendwann den buntesten Hut aufgesetzt und sich zu Springer in Stroh gekuschelt. Inzwischen war sie eingeschlafen, ein halb verputztes Stück Brot mit Käse noch immer in der Hand.
Traurig blickte Enid die Kenderin an. "Es tut mir leid dass dieser Abend über so viele Unglück gebracht hat. " und fügte hinzu "Hast du das Gefühl es ist bei dir geheilt?"

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« Antwort #14 am: 07. Dez 19, 21:33 »
"Hm... Ich weiß nicht ob ich wie ein Mensch heilen kann." Anders hob den Blick und deutet quer durch den Raum. Auf einem kleinen Regal regt an der Wand waren verschiedene Gegenstände aufgereiht. "Ich habe sie alle verloren. Und ich werde noch so viel mehr verlieren. Das macht den Schmerz nicht einfacher. Wenn ich mich erinnere ist er immer da. Aber irgendwann ist er mir bekannt. Sodass ich nicht mehr gegen ihn kämpfen muss."
Nachdenklich legte Anders den Kopf schräg und schaute wieder in das Feuer." Er ist dann wie Wasser. Er läuft durch mich hindurch, aber er reißt keine neuen Wunden. Er läuft und ich lasse ihn fließen. Ich halte ihn nicht fest, klammer mich nicht daran. Ich habe manchmal das Gefühl das viele Menschen sich an den Schmerz klammern wie einen alten Freund. Sie wollen ihn gar nicht los lassen. Vielleicht weil sie denken das sie ihn verdienen. Vielleicht weil sie nichts anderes kennen. Vielleicht weil sie Angst haben das sie etwas verlieren wenn sie ihn loslassen. Aber bei mir ist das anders wie gesagt. Es ist wie Wasser... Oder Wind. Man kann beides nicht festhalten. Ich glaube das ist eine Art Heilung."
Sie seufzte leise. "Morgen wird es wieder schlimm sein. Dann ist ihr Tag." Sie hob den Blick und sah Enid an. "Also. Warum hällst du ihn fest?"
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