Autor Thema: La Follye- Besuch im Spätherbst  (Gelesen 41885 mal)

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Offline Tabea

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Antw:La Follye- Besuch im Spätherbst
« Antwort #75 am: 23. Dez 19, 17:06 »
Ob der plötzlichen Heiterkeit ihrer Gesprächspartner blinzelte Enid irritiert. "Äh, also, mit einem handfesten Skandal kann ich nicht aufwarten. Ich kenne mich mit Rittertugenden nun auch nicht wirklich aus, aber aus einzelnen kleinen Erzählungen hier und da habe ich das Bild einer sehr ungewöhnlichen Ritterin bekommen. Die eher auf ihren eigenen Kopf hörte als auf alte Gepflogenheiten. Die eher bodenständig war als, wie sagt man, höfisch?" Enid musste ein wenig Grinsen. "Das Bild, was ich von unserer ersten Begegnung im Kopf habe ist Lorraine, wie sie in einer Hütte bei dem Spital sitzt, die Beine auf einen Stuhl gestützt statt auf dem Boden, wie es sich wohl eigentlich gehören soll. Und einen Krug in der Hand. Auch ihre Art zu sprechen war keinesfalls abgehoben, sondern so, dass man auch als Nicht-Ritter in ihrer Nähe einfach sein konnte, wie man ist. Ohne ständig aufpassen zu müssen, was man sagt."
Sie trank noch einmal von ihrem Wein.
"Naja, und was Geschichten angeht... Anders, du hast mir ja von der Sache mit der Hochzeit erzählt. Freunde von mir waren damals auch dabei. Als sie heiraten sollte. Und sie sich stattdessen duelliert hat. Und dann verstoßen wurde. Meine Güte, sie hat so viel erlebt."
Sie schien selbst etwas überrascht über ihren Redeschwall zu sein.

Offline Anders

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Antw:La Follye- Besuch im Spätherbst
« Antwort #76 am: 23. Dez 19, 19:02 »
"Oh ja das hat sie." Anders spürte wie ihr ganz warm wurde von dem heißen Getränk. Sie vertrug wirklich wenig wenn es um Alkohol ging.
"Und noch so viel mehr, bevor ich sie kannte."
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Offline Tabea

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Antw:La Follye- Besuch im Spätherbst
« Antwort #77 am: 23. Dez 19, 20:24 »
"Und du kennst sie viel länger als ich." Enid hob bedauernd die Hände. "Ich fürchte ich hatte in der Zeit, die ich sie kannte, nicht die Gelegenheit, sie wirklich kennen zu lernen."

Offline Lorainne

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Antw:La Follye- Besuch im Spätherbst
« Antwort #78 am: 23. Dez 19, 21:06 »
"wirklich kennenlernen...". Fulk strich sich nachdenklich über den Bart
"Sie hatte soviele Seiten, dass kaum jemand sie wirklich kannte. Bis auf Anders vielleicht."
Er nahm einen großen Schluck seines Brandy-Wein-Gemischs und schon den Teller mit Brot, den er gereicht bekommen hatte, in die Mitte.
Während er die Brotkruste in den Wein tunkte,besprach er weiter:"es stimmt, höfischer Gehabe war ihr zuwider. Sie hasste die Intrigen die damit einhergingen. Sie musste stets zwischen familiären Loyalitaten oder Freundschaften, und der Eide, die sie an ihren Lehnherren Bänden, entscheiden.
La Follye liegt genau an der Grenze zu Marnois. Das fängt hinter dem Bachlauf an, dort, wo der Wald Lichter wird. Der Baron ist ihr Onkel. Dass Ihre Mutter einen Ritter Blanchefleurs heiratete, war damals schon ein großer Skandal."
Fulks Augen leuchteten, während er erzählte.
"Wenn die Eltern schon so lebten, wie könnte man nur erwarten, dass die Kinder anders würden? Vor allem so ein winderspenstiger Wildfang wie Lorainne. Wie oft habe ich sie übers Knie gelegt, nur damit sie sich neue Dummheiten ausdachte, sobald sie Tränen getrocknet waren". Er schwie eine Weile und schwelgte in Erinnerungen.
"Dich sag mir, Enid Linneweber, wie seid ihr Bundesgenossen geworden? Ich nehme an, du meinst diesen Spitalerbund?"

Offline Tabea

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Antw:La Follye- Besuch im Spätherbst
« Antwort #79 am: 23. Dez 19, 23:42 »
Während Fulk erzählte traute Enid sich immer mehr, Blickkontakt zu halten. Sie nahm sich auch etwas Brot, hielt es jedoch nur fest und aß nicht. Nach dem Spitalerbund gefragt antwortete sie:
  "Ja, genau diesen. Nun, ihr scheint diesen Bund ja zu kennen, also wisst ihr, dass er nach den Kämpfen an einem Spital der Lavinia gegen zunächst die Inquisition und dann gegen den verdammten Lich Atos ins Leben gerufen wurde. Da wusste ich jedoch noch nichts von diesem Bund. Ich wurde gefragt, als wir wiederum gegen Atos kämpften. Ehrlich gesagt habe ich mich anfangs schwer getan, mich dafür zu entscheiden, ich habe sie lange auf eine Entscheidung warten lassen." Sie seufzte und schaute etwas peinlich berührt auf das Stück Brot, das sie beim Reden völlig zerpflückt hatte.

Offline Lorainne

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Antw:La Follye- Besuch im Spätherbst
« Antwort #80 am: 25. Dez 19, 09:20 »
"kennen ist zuviel gesagt, sie erwähnte ihn."
Fulk folgte ihrem Blick und zog eine Augenbraue in die Höhe, als er das zerpflückte Brot sah.
"Wohl nicht hungrig, mhm?"
Er schaute zu Anders, etwas hilflos, wie er mit der jungen Frau umgehen sollte.
Sie schwanger so sehr zwischen Zorn und Trauer und er war zu alt, um ihren Zorn abfangen zu können und auch mit dem Tränen trocknen geriet er allmählich aus der Übung.
Also versuchte er, sie zum Weitersprechen zu bringen.
"Was hat dich dazu bewogen, dich für den Bund zu entscheiden?"

Offline Tabea

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Antw:La Follye- Besuch im Spätherbst
« Antwort #81 am: 25. Dez 19, 17:59 »
Enid knabberte an einem Stück Brot während sie überlegte. "Ich habe ich sehr geehrt gefühlt, als ich damals gefragt wurde, ob ich dem Bund beitreten möchte. Dass sie mich überhaupt in Erwägung gezogen haben...ich meine, stellt Euch diese Reihe einmal vor: Lorraine, der Waibel, Berengar von Thurstein, Ulric, die mich fragten... und dann ich. Neben diesen ganzen großen Kriegern." Ihr Blick war skeptisch.
"Aber dann dachte ich, dass ich mich nicht wieder an Menschen binden möchte, und sie früher oder später verliere. Dann wieder dachte ich, dass es aber wohl genau das ist, was passieren muss, wenn in einem Land finstere Kräfte immer stärker werden: Dass sich Menschen..." sie warf Anders einen Blick zu, "hm, Leute zusammen schließen, um sich genau diesen Machenschaften entgegen zu stellen. Das geht im Verbund einfach besser als allein. Und ich habe gemerkt, dass ... hm tja, ich weiß auch nicht, dass ich es gut finde, mit ihnen in Kontakt zu sein. Dass ich mich freue, sie zu sehen. Dass es gut, sie im Kampf an meiner Seite zu wissen. Darüber habe ich ziemlcih viel nachgedacht und mich dann entschieden, dem Bund bei zu treten."

Offline Anders

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Antw:La Follye- Besuch im Spätherbst
« Antwort #82 am: 25. Dez 19, 21:02 »
Als Fulk behauptete das vielleicht nur sie alle Seiten an Lorainne gekannt hatte, hatte Anders überrascht den Kopf gehoben um ihn dann ungläubig zu schütteln. Fulk kannte Lorainne doch viel länger als sie selbst. Und Lorainne war ihm auch so nah gewesen.
Sie hörte gespannt Enid zu wie sie zu erzählen begann und schenkte dem alten Mann ein aufmunternden Lächeln.
Du machst das gut schien es zu sagen.
"Ohne Freunde oder eine Gemeinschaft wird man schnell sehr einsam. Das stimmt. Ich finde es schön das du mutig genug warst dich für eine Gemeinschaft zu entscheiden. Das ist eine tolle Stärke von dir Enid."
Anders nahm noch einen Schluck aus ihrem Weinbecher. Ihr Blick schien in eine Ferne Vergangenheit zu wandern." Vor allem wenn man nicht so schöne Dinge erlebt hat. Aber weißt du... Auch wenn ich manchmal gerne allein bin, ich hasse es einsam zu sein. Ich will nicht einsam sein. Das macht mich ganz kaputt. Und ohne Familie oder Freunde... Nein das will ich nie wieder."
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Offline Tabea

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Antw:La Follye- Besuch im Spätherbst
« Antwort #83 am: 25. Dez 19, 23:06 »
Enid registrierte die Blicke zwischen Anders und Fulk, konnte sie jedoch überhaupt nicht zuordnen. Also tat sie so, als würde sie nichts bemerken. Anders Kompliment konnte sie nur mit einem langgezogenen "Ääähhm" kommentieren und tunkte hastig ein Stück Brot in ihren Becher. Während sie es sich in den Mund schob wunderte sie sich, in was für ein Gespräch sie nur hinein geraten war.
Als Anders weiter sprach,musterte Enid die Kenderin. "Du warst auch einsam?" Ihre Stimme war bei der Frage weicher geworden und sie blickte Anders fragend an.

Offline Lorainne

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Antw:La Follye- Besuch im Spätherbst
« Antwort #84 am: 26. Dez 19, 09:00 »
Fulk lächelte nur auf Anders erschrocken Blick.
"Einsamkeit ist schlimm, Menschen sterben daran. Ein Hund, dem man nur fressen gibt, für den man aber sonst nie einen Blick hat, der wird nicht so lange leben, wie einer, für den man ein liebes Wort hat. Ich glaube, es macht keinerlei Unterschied, um welches Wesen es sich handelt, wenn es einsam ist."
Er verstummte, als er Enids Verlegenheit bemerkte. Als diese Anders nach ihrer Einsamkeit fragte, schaute er die Kinder in ebenfalls erwartungsvoll an. Schließlich liebte jeder Firngarder eine gute Geschichte.

Offline Anders

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Antw:La Follye- Besuch im Spätherbst
« Antwort #85 am: 26. Dez 19, 13:23 »
Anders nickte. "Ja ich war einmal sehr einsam. Ich hatte früher in einem weit entfernten Land eine sehr große Familie. Sie war wirklich riesig, ein ganzer Kenderklan. Meine Sippe aus dem Klan war nicht so groß. Mein Vater kam aus den Stadtläufern und meine Mutter von den Höhlenschleichern. Ich und meine Geschwister sind bei den Stadtläufern aufgewachsen ehe wir ausgebildet wurden. Dazu wurden wir von allen Klans unterrichtet. Den Wüstengänger, den Stadtläufern und den Höhlenschleichern. Es war wirklich lebhaft bei uns. Aber das habe ich alles verloren. Und dannach war ich lange sehr einsam ohne einen Ort an den ich gehen konnte. "
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« Antwort #86 am: 26. Dez 19, 20:37 »
Betroffen blickte Enid die Kenderin an. Sie zögerte, dann fragte sie "Wenn du sagst verloren... leben sie noch oder..." Sie ließ den Satz unbeendet verklingen.

Offline Anders

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Antw:La Follye- Besuch im Spätherbst
« Antwort #87 am: 26. Dez 19, 20:50 »
"Ich glaube schon. Ich bin damals weggelaufen, aber sie sind nicht in einem Krieg oder so. Sie leben wahrscheinlich immer noch dort. Vielleicht sind ein paar auch gestorben, ich weiß es nicht. Ich war schon lange nicht mehr da. Ich weiß nur von einem meiner Geschwister, dass er sicher Tod ist. "
Anders lächelte Enid schief an.
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Offline Tabea

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« Antwort #88 am: 27. Dez 19, 11:05 »
"und... könntest du denn überhaupt wieder zurück kehren?"

Offline Lorainne

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« Antwort #89 am: 27. Dez 19, 11:11 »
Aufmerksam hörte Fulk zu. Er hatte diese Details von Benjen und Lorainne gehört und Lorainne hatte jedem bei Strafe verboten, dieses Wort auszusprechen. Einzig durch einen ähnlich fremdartigen Namen ihrer Tochter ehrte sie Anders Herkunft und zugleich ihre eigene.