Jelenas Blick verlor sich in der Ferne und sie sah etwas wehmütig aus:
"Nein, ich bin nicht verwitwet. Ich war verlobt, aber das war in einem anderen Leben. Als ich gezwungen war meine Heimat zu verlassen, da habe ich auch die Hoffnung begraben jemanden zu finden, der sein Zelt mit mir teilen möchte. Dann begann dieser Krieg..."
Die Heilerin zuckte die Achseln, aber man merkte, dass es ihr nicht gleichgültig war.
"Ich war Vaters einziges weibliches Kind nach vier Söhnen, er hat mich mit Aufmerksamkeiten überschüttet und meine Brüder haben mich ebenso an den Zöpfen gezogen, wie sie mich auf Händen getragen haben..."
Jelena grinste: "Der arme Junge, der mir meinen ersten Kuss gegeben hat! Ich fürchte, er hat eine Woche lang nur Brei essen können! Als ich 16 wurde, beschloß Vater, dass es an der Zeit wäre einen Mann für mich zu suchen. Er brauchte ganze zwei Jahre, bis er meinte jemanden gefunden zu haben, der von meinen Brüdern nicht kategorisch abgelehnt wurde... ich kannte ihn nur vom Sehen, er kam aus einer Sippe, deren Herden viel weiter nördlich grasten als unsere. Ich hatte nur gutes von ihm gehört und war bereit es mit ihm zu versuchen. Vater handelte einen Brautpreis aus, meine Mitgift war meine Heilkunst und ein Vermögen in Gewürzen und Räucherwaren. Die Hochzeit sollte nach einer 7monatigen Verlobung stattfinden."
Jelena seufzte und setzte sich wieder zu Lorainne:
"Bei uns liegen die Dinge anders, Lorainne. Es wird nicht erwartet, dass eine Frau unberührt in die Ehe geht, erst recht nicht, wenn sie verlobt ist. Wir sehen die Dinge gelassener, schließlich ist es alleine die Entscheidung der Frau ob und wem sie sich hingeben möchte. Wenn ich während dieser 7 Monate einen Grund gefunden hätte die Verlobung zu lösen, dann hätte man es akzeptiert. Aber wie immer kam alles ganz anders..."