Anica, die das ganze Spektakel belustigt beobachtet hatte, grinste den Soldaten an:
"Nein, tut sie nicht mehr. Sie befindet sich auf dem Dach, sie wollte den Pavillon inspizieren."
Die Magd machte eine scheuchende Handbewegung und komplimentierte Gerhardt mit sanftem Druck aus der Küche heraus:
"Ich räum schon auf, geht ihr mal. Sie wird sich bestimmt über Gesellschaft freuen..."
Das war das erste mal das Gerhardt so etwas wie einen persönlichen Kommentar von Anica hörte. Soweit er wusste stammte die Magd ebenfalls aus Medvjedstan und sie zeigte eine genauso unbedingte Loyalität wie Wassilji. Man müsste ihr schon den Kiefer brechen, wollte man etwas über Jelenas persönliche Dinge erfahren.
Das Dach des Kontors wurde wie ein zusätzlicher Raum genutzt. Es war flach und von einer halbhohen Mauer umgeben. Jelena hatte eine hölzerne Konstruktion errichten lassen, die, sobald das Wetter halbwegs mitspielte, mit Zeltplanen überzogen wurde. Eigentlich fand hier die Meditation statt, wenn Väterchen Frost nicht höchstpersönlich einen Besuch abstattete.
Als Gerhardt das Dach durch die Falltür betrat strahlte ihn ein makelloser Winterhimmel an. Der Schnee glitzerte und verwandelte die Stadt in einen Traum aus Zuckerguß. Alles häßliche, zumindest für eine Weile, unter ihm verborgen.
Jelena stand mit dem Rücken zu ihm am anderen Ende des Daches und schien in Gedanken versunken.