Autor Thema: Auf dem Weg nach Bourvis  (Gelesen 7566 mal)

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Mel

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Re: Auf dem Weg nach Bourvis
« Antwort #15 am: 23. Nov 11, 14:33 »
"Ca, mon cher, je ne fais pas!Wenn ich sie in ein Kloster stecke, wird sie auch dort bleiben. Und wie Du weisst, ist ihre Mutter bei der Geburt gestorben.. und der Vater wird es sicher auch bald. Und solange, darf ihr nichts geschen, ist das klar? Du wirst sie mit Deinem Leben beschützen!"

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Re: Auf dem Weg nach Bourvis
« Antwort #16 am: 23. Nov 11, 16:57 »
Lorainnes plötzliche Heftigkeit weckte Vanions Argwohn. Das Kind war wohl wichtiger, als er gedacht hatte - und der Vater war offensichtlich entweder todkrank, oder aber eine Person, auf der sich ihr Hass richtete, von dem sie eben gesprochen hatte.
"Naturalement, madame. Mit meinem Leben." Nach kurzer Pause wagte der junge Mann sich jedoch weiter vor. "Der Vater wird bald sterben? Woran leidet er denn?"
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Mel

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Re: Auf dem Weg nach Bourvis
« Antwort #17 am: 23. Nov 11, 18:51 »
Lorainnes Augen bohreten sich in die von Vanion und sie kniff den Mund zusammen.
Nein, sie würde jetzt nicht die Fassung verlieren, ob seiner Fragen; früher oder später würde er es sowieso erfahren, aber noch nicht jetzt.
"Keine weiteren Fragen mehr! Das Kind gehört zu mir, und Du wirst es ebenso schützen, wie wir alle. Donc le thème est terminé!"
Lorainne atmete tief durch und trank einen Schluck Wasser.

Nach einer kleinen Weile durchbrach sie die Stille: "Wenn das Wetter hält, werden wir morgen abend hoffentlich in Bourvis sein. Wir werden die Küstenstrasse allerdings verlassen, und auf anderen Wegen weiterreiten, das könnte uns eventuell noch ein wenig aufhalten."

Offline Vanion

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Re: Auf dem Weg nach Bourvis
« Antwort #18 am: 23. Nov 11, 19:15 »
"Was erwartet uns in Bourvis?"
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Mel

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Re: Auf dem Weg nach Bourvis
« Antwort #19 am: 23. Nov 11, 19:47 »
"Wenn ich das wüsste, wäre es mir um einiges wohler."
ISe erinnerte sich an das Szivarsgeflüster und ein kalter Schauer schüttelte sie.
"Je suis sure qu´il n´est pas mort, mais.... je ne sais pas comment il vas.. wir werden den winter dort verbringen und im frühjahr wird jelena hoffentlich kommen und dann..."Lorainne winkte müde ab.
"Ich möchte jedenfalls nicht noch quer durch Blnachefleur reisen müssen, sollte er wirklich sterben. Dann will ich bei ihm sein."

Offline Vanion

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Re: Auf dem Weg nach Bourvis
« Antwort #20 am: 23. Nov 11, 20:27 »
Vanion seufzte.
"Gibt es denn nur noch schwermütige Themen? Über Tailon Orikos wollt Ihr mir nichts erzählen, etwas Trauriges ist dort passiert. Irgendetwas hat es mit Leah auf sich, auch das stimmt Euch nicht gerade froh. Simon .. tja, ... da fehlen mir die Worte. Ich kann Euch nur eines sagen: dieses ganze Szivarsgeflüster ist - einfach nur Geflüster. Hört nicht drauf. So manche Lüge mag in Erfüllung gegangen sein, doch längst nicht jede. Lasst den Kopf nicht hängen!" Vanion verstummte, er betrachtete Lorainnes niedergeschlagenen Gesichtsausdruck.
"Soll ich Euch mal ein paar der Geschichten erzählen, die ich aufgeschnappt habe?"
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Mel

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Re: Auf dem Weg nach Bourvis
« Antwort #21 am: 23. Nov 11, 22:00 »
Lorainne runzelte die Stirn, woher wusste er von den Szivarsstimmen?
"Vanion, WIE kommst Du darauf, dass Szivarsstimmen zu mir gesprochen haben? WAS weisst Du über die Dinge, die bei Tailon Orikos geschehen sind?"

Offline Vanion

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Re: Auf dem Weg nach Bourvis
« Antwort #22 am: 23. Nov 11, 22:07 »
"Rein gar nichts. Aber.. als die Sturmrufer in Tiefensee verstarben, brauchte ich lange, um über ihren Tod hinwegzukommen. Sie waren die ersten Freunde, die ich in Engonien und im Pilgerzug fand. Ich gab Damian damals die Schuld, und den Wächtern... es hat lange Gespräche gebraucht, bis ich verstanden habe, dass meine Annahmen ein einziger Fehlgriff waren. Kadegar erzählte mir damals, dass viele in Tiefensee, viele der Wächter auch Stimmen in ihrem Kopf hörten." Vanion sah Lorainne scharf an. "Und Ihr wollt nicht über Tailon Orikos reden, wo es doch wieder gegen den Täuscher ging, und seid schwermütig, als ob die Last der gesamten Welt allein auf Euren Schultern ruhen würde. Ich bin nicht ganz dumm, ma chevalière - genausowenig, wie ich blind oder taub bin."
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Mel

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Re: Auf dem Weg nach Bourvis
« Antwort #23 am: 24. Nov 11, 08:54 »
"Es ist nicht die Last der Welt, vielmehr die Last vieler Tode!"
Lorainne starrte ins Feuer und sah vor ihrem geistigen Auge Wassilij, der sich mit dem Stirnreif einen Weg bahnte und sie ihm dabei half, zum Portal zu kommen. Sie dachte an Wydh, die niemanden mehr erkannte und an Luthur, wie sie ihn eher tot als lebendig mit Sasha aus den Ruinen getragen hatte.
Ihre Stimmer war belegt, als sie erneut das Wort ergriff: "Weisst Du, ich wollte nie etwas anderes sein als Ritter. Ich hatte immer Angst, etwas im Leben zu verpassen, wenn ich den Platz einnehmen würde, der mir als Frau gebührt. Aber das Rittertum ist überhaupt nicht so, wie in den Legenden und Erzählungen. Es ist kein grosses Abendteuer, es ist... oft grausam, weil Du deinen Lehnseid erfüllen musst und dadurch Befehle ausführst, die Dir nicht gefallen. Und es lastet viel Verantwortung auf Deinen Schultern, die musst für Deine Männer sorgen, sehen, dass sie genug zu essen haben, dass sie Waffen haben, mit denen sie kämpfen können, dass sie warme Wolle für den Winter haben. Wenn Du dich um all dieses Sachen kümmerst, werden sie dir treu ergeben sein, aber hin und wieder musst Du auch Deine Männer bestrafen, wenn sie wieder irgendeinen Unfug treiben..."
Lorainne lächelte: "Ich trage gerne diese Verantwortung, denn diese Männer sind in den letzten Jahren meine Familie gewesen. Und jetzt, wo der Krieg vorbei ist, ziehen sie weiter oder gehen nach Hause. Viele meiner Freunde, stehen auf anderen Seiten, als ich... Was ist, wenn wieder ein Krieg ausbricht? Soll ich dann gegen sie kämpfen? Manchmal wäre das alles leichter zu ertragen, wenn ich jemanden um Rat fragen könnte, aber Simon... er kann mir leider keinen Rat geben, und vielleicht wird er das auch nie mehr. C´est la vie!"

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Re: Auf dem Weg nach Bourvis
« Antwort #24 am: 24. Nov 11, 19:49 »
"Simon hat nach dem Sieg vor den Toren Engoniens mit mir angestoßen. Er trank auf Jeldrik, und grüßte mich als seinen Freund. Das letzte Mal, wie er damals sagte. Er sah den Bürgerkrieg kommen, er rechnete fest damit. Wir werden erst nach dem Winter wissen, ob er Recht behalten wird."
Vanion stocherte mit einem Stock im Feuer herum.
"Weißt du, diejenigen, die wir verlieren, dürfen uns nicht erschrecken. Früher oder später sterben wir alle. Und wenn ich eines aus dem Tod der Sturmrufer gelernt habe, dann doch das, dass wir uns niemals in der Vergangenheit verlieren dürfen. Wir träumen von besseren Welten, Lorainne, und verlieren uns in den Gesichtern unserer Weggefährten, die für unsere Träume gestorben sind. Dabei sollten wir doch lieber in die Zukunft schaun! Schau dir Leah an, schau dir die Menschen an, die nun nicht länger unter Konars Joch stehen! Schau in die leuchtenden Augen all jener, die in Engonia den Sieg ausrufen konnten, betrachte den Zusammenhalt unter den Pilgerzüglern! All das gibt es, und noch viel mehr! Wir sehen Sonnenuntergänge, wir sehen, wie ein todkranker Mensch seine Liebsten umarmt, wir sehen Mütter, die ihre Kinder versorgen. Alles so simple Anblicke, und doch ist das das Schönste, was ich jemals sah! Und wir Ritter sind die strahlenden Gestalten, die all das schützen und es zur Not wiederherstellen! Nur trifft auch der strahlendste Ritter irgendwann auf die Realität - sei es durch Jelena, die einem mit Brachialgewalt zeigt, dass die Realität weh tut, sei es dadurch, dass man an seine Grenzen stößt und nicht mehr weiter weiß...oder eben dadurch, dass Freunde und Verwandte sterben. Ich kann Euch bestimmt keinen Rat geben, ma chevalière. Ich hab zu wenig gesehen, und Ihr seid nicht vollkommen offen zu mir - weder, worüber Ihr ganz konkret einen Rat braucht, noch in ... anderen Dingen. Aber das braucht Ihr natürlich auch nicht, pardonnez-moi. Ich kann Euch nur sagen, dass Trauer einem den Rücken stärken kann - oder dass Euer Rücken irgendwann unter der Last bricht. Nur, wieviel wollt Ihr euch aufbürden? C'est seulement votre decision."
« Letzte Änderung: 24. Nov 11, 19:52 von Vanion »
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Re: Auf dem Weg nach Bourvis
« Antwort #25 am: 24. Nov 11, 20:02 »
"Ich habe nicht vor zu brechen. Allerdings weiss ich nicht, wieviel Freunde ich noch verlieren kann, ohne das ich zumindest einen Teil meiner Selbst verlieren, oder wieviel Loyalitätskonflikte ich noch ausfechten kann. Apropos: Wie stehts mit Deinem? Wirst Du der Imperatorin folgen können, egal was sie verlangt und für sie kämpfen können, auch wenn Deine Familie, Deine Freunde auf der anderen Seite stehen?"

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Re: Auf dem Weg nach Bourvis
« Antwort #26 am: 24. Nov 11, 23:07 »
"Ich..." Vanion bemerkte sofort Fulgrims misstrauischen Blick. "Ich.. es.. ich gehe nicht davon aus, dass ich.." Vanions Laune war mit einem Schlag auf dem Tiefpunkt angelangt. "Ich werde die Befehle der Königin.. der Imperatorin des engonischen Kaiserreiches befolgen. Wie immer sie auch lauten mögen. Das ist meine Pflicht." Diese Worte kamen langsam und bedacht aus Vanions Mund. Man sah dem jungen Mann an, dass er seiner nicht sicher war. Mit fester Stimme sagte er: "Ich kann Euch meiner absoluten Treue und Loyalität versichern. Und da Ihr selbiges für die Imperatorin habt, bin ich auch Dame Loenna zu Gehorsam verpflichtet."
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Re: Auf dem Weg nach Bourvis
« Antwort #27 am: 24. Nov 11, 23:24 »
Lorainne schien zufrieden it seiner Antwort zu sein, jedenfalls erwiderte sie lange nichts. Doch schliesslich konnte sie ihre SOrge nicht mehr für sich behalten: "Und Deine Familie? Sie lebt immer noch in Fanada, n´est pas? Willst Du sie nicht noch einmal sehen, dich von ihr verabschieden? Ich weiss, wie es ist, wenn man im Streit mit den Menschen, die man liebt, bricht. Nachdem rausgekommen ist, dass ich.. nunja, ein Mädchen bin, schickte Simon mich erst zu meinem Vater zurück... er musste das wohl erstmal verdauen, und der.. wollte mich verheiraten. Dass Simon mich als Lorainne wieder als Knappe angenommen hatte, spielte für ihn dabei keine Rolle. Nun, er wollte das beste für unser Land, dass das Lehen erhalten bleibt. Ausgerechnet Roquefort hatte um meine Hand angehalten, aber sein Lehen war damals ja auch schon fast völlig ruiniert und er brauchte Geld. Aber den hätte ich nie heiraten können, ich konnte ihn als Kind schon nicht leiden. Er ist grausam zu seinen Leuten, zu seinen Pferden und zu seiner Frau war er es auch..." platze es heraus.
Nach einer Schreckenssekunde fuhr sie fort :" Jedenfalls stritt ich sehr heftig mit meinem Vater und bin dann nachts noch zurück nach Bourvis geritten, damals hätte ich es keine Sekunde länger dort ausgehalten. Das war das letzte Mal, dass ich ihn sah..."
Tränen schimmerten in ihren Augen.

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Re: Auf dem Weg nach Bourvis
« Antwort #28 am: 24. Nov 11, 23:34 »
Als Lorainne zu sprechen begann, war Vanion niedergeschlagen und bedrückt. Er dachte an seine Eltern, die er so lange nicht mehr gesehen hatte. Wie lange war er jetzt in Engonien auf Reisen, ohne seine Eltern besucht zu haben? Er erschrak, als er feststellte, dass es nun beinahe zwei Jahre waren. Er wollte grade etwas sagen, als er aufsah und eine Träne sah, die Lorainnes Wange herabglitt. Bestürzt wollte er aufstehen und einen Schritt auf sie zu machen, als er sich eines besseren besann. Er schob seinen eigenen Gefühlskram beiseite.
"Lorainne, jeder von uns hat seine traurigen Geschichten.", sagte er behutsam. "Die einen etwas mehr, die anderen etwas weniger. Lasst Euch nur nicht davon bezwingen. Ich bin sicher, Ihr werden Euren Vater eines Tages wieder sehen. Ganz so, wie ich irgendwann zu meinen Eltern reiten werde." Mein Vater wird sich ohnehin nur noch mehr aufregen, wenn er hört, dass ich der Hexenkönigin die Treue geschworen habe. Da kann ich es auch noch etwas aufschieben...
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Re: Auf dem Weg nach Bourvis
« Antwort #29 am: 24. Nov 11, 23:42 »
Lorainne lachte Verhalten.
"Ja, irgendwann werde ich hoffentlich in Alamars Reich eintreten und ihn wiedersehen, dennoch hoffe ich, dass bis dahin noch viel Zeit vergeht."