Autor Thema: Das Laviniakloster in Blanchefleur  (Gelesen 57811 mal)

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Offline Lorainne

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Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
« Antwort #180 am: 24. Jun 18, 20:21 »
Doch bevor sie sich weitere Fragen stellen konnte, was nun passieren würde, klopfte es leise und eine der Schwestern schlüpfte herein und überreichte ihr ein weiteres Bündel, sauber gesiegelt mit einem angreifenden Schwand.
Lorainne nickte lächelnd und die Laviniageweihte zog sich zurück.
Kaum wurde die Tür geschlossen, rieß Lorainne den Brief förmlich auseinander-
Es geht ihm gut, Lavinia sei Dank.

Doch wie sollte sie ihm bei seinem Ersuchen helfen? Ausgerechnet sie, die damals eine der Beteiligten gewesen war?

Es klopfte erneut, und teilte ihr mit, dass die Klostervorsteherin sie zu sprechen wünschte.
Plötzlich war ihr Kopf wie leer und sie wurde nervös.

Offline Lorainne

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Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
« Antwort #181 am: 24. Jun 18, 21:04 »
Sie war schockiert, konnte es nicht glauben.
Es musste ein Gerücht sein, Vanion würde doch niemals....
Andererseits würde das den blutbefleckten Brief erklären.
Ihr Auftrag war klar, im Namen des Ordens sollte sie an Lavinias Liebe erinnern und bei Bedarf in der Fehde vermitteln.

"Wer die Kirschblüten trägt, darf keine Hochzeit im Namen Lavinias stören. Du wirst ihn zur Rechenschaft ziehen."

Lorainne schloß für einen Moment die Augen. Nein, es bestand kein Zweifel. DIe Mutter war stets sehr gut informiert.
Immerhin konnte sie so ihre Bitte vortragen, denn um zu vermitteln, hatte man sie von ihrem Gelübde entbunden.
Lorainne sank auf die Knie: "Madame, darf ich noch um etwas bitten?"
Auf ihr Nicken fuhr sie fort:"Es steht bereits eine Forderung aus zwischen dem Chevalier und mir. Eine zweite wird in Kürze hinzukommen. Je nachdem wie all das ausgeht, wäre es doch in Lavinias Sinne, wenn ein liebender Vater noch etwas Zeit mit seiner Tochter verbringt. Darum bitte ich Euch, lasst Jeanne, Tochter von Vanion aus Roquefort, mit mir gehen. Ich werde sie zu ihrem Vater bringen und Euren auftrag erfüllen, bevor ich aus dem Orden scheiden muss."
Die folgende Stille kam ihr endlos vor, doch plötzlich durschnitt die kalte Stimmer der Klosteroberen die Luft:
"Du glaubst, Lavinias Willen zu kennen? Du glaubst zu wissen, was in ihrem Sinne ist?"
Lorainne zwang sich zur Ruhe, atmete drei Herzschläge durch und antwortete mit fester Stimme:
"In den Schriften des  Vicarius Gisbert heißt es:"Nichts steht über der Liebe der Eltern zu ihren Kindern und die Eltern gleichen in Augen der Kindern Göttern. Niemand, nichteinmal Lavinia selbst, darf sich zwischen Eltern und ihren Kindern drängen, denn die Liebe der Eltern soll, wie Lavinias Liebe, unendlich und bedingungslos sein." Und so bitte ich Euch, Euch nicht zwischen die Liebe eines Vaters zu seiner Tochter zu stellen und beiden ein Wiedersehen zu ermöglichen."
"Es heißt auch:Wer Lavinias Liebe verrät, hat sich als unwürdig erwiesen und soll auf ewig im Meer der Seelen kämpfen."
Lorainne nichte: "C´est vrais. Aber so heißt es auch: Wer ehrlich bereut, und den Weg zu Lavinia findet,  der ist in ihrer gnadenvollen Umarmung geborgen."
"Und Du glaubst, er hat den Weg zurückgefunden? Nach den Dingen, die Du eben erfahren hast?"
Lorainne schüttelte den Kopf:"Non, zurückgefinden hat er nicht, denn er ist nie vom Weg abgekommen. Alarmar verlangt stets das einhalten eines Schwures, Lavinia aber lässt einen Treubruch zu, wenn er aus Liebe geschieht und die Liebe zur Familie ist eine der wichtigsten, so sagt es der Geweihte Osric."
Ein Raunen ging durch die geweihten, doch mit einer Geste der Mutter Oberin herrscte wieder Stille.
"Ich sehe, Du hast während deiner Haft die Schriften gut studiert, ma fille. Wir werden den religiösen Disput ein andermal fortsetzen. Ecoute-moi, den Sommer lang soll er seine Tochter bei sich haben, danach muss mein Cousin darüber entscheiden, ob er sie freigibt. Du bist Leumund des Chevaliers. Nur aufgrund Deines Wortes, als Dienerin Lavinias, nimmst Du sie mit. Seine Verfehlung wird die Deine sein."
"Es wird keine Verfehlung geben, die geahndet werden muss." Bei aller Unsicherheit, entweder würde Vanion Jeanne im Herbst selbst zurückbringen, oder man könnte Blanchefleurs Herz erweichen.
Doch dazu würde es weiterer Hilfe bedürfen.

Nachdem alles besprochen, Ihr Auftrag klar war, wurden am nächsten morgen die Pferde gesattelt und eine Ritterin machte sich mit einem Kinde auf den weg ins Ungewissen.

Offline Vanion

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Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
« Antwort #182 am: 17. Dez 18, 17:53 »
Das Wetter fing die Stimmung des Trauerzuges hervorragend ein. Aus dem stetigen Herbstregen war, je weiter sie gereist waren, ein nasskalter Schneeregen geworden, und zuletzt hatten die Wolken leise Schneeflocken herabschweben lassen, die sich wie ein Mantel über alles legten und dem hügeligen Gebiet eine ehrwürdige Stille verliehen.

Der Abschied von der Löwenburg war keinem von ihnen leicht gefallen. Der Baron war sicher in der Obhut seiner Getreuen, Wort war nach Voranenburg und nach Feuerklinge gesandt worden. Am schwersten war es dem Ritter gefallen, die Worte an Damian zu verfassen. Bitterkeit hatte ihn erfüllt, als ihm die Ironie seiner Taten aufgegangen war: Ausgerechnet ein Roquefort war es, der den Leib der vielleicht größten La Follye zurück in die Heimat brachte. Ausgerechnet ein Roquefort, der die Knechte heuerte, die den Karren lenkten, der die Boten zahlte, die die schlimme Nachricht sandten.

Mit dem Aufbruch hatte Vanion auch seine Schweigsamkeit zurückgelassen. Er hatte die Reise genutzt, um Arienne von Lorainne zu erzählen. Nur ein Bruchteil der Geschichten, die sie gemeinsam, aber auch ohne ihn erlebt hatte, hatte er berichten können, und ihm war nicht entgangen, dass Arienne, so gut sie konnte, Notizen angefertigt hatte. Er bewunderte die junge Frau angesichts der Haltung, die sie an den Tag legte. Ihm war nicht entgangen, dass sie die einzige gewesen war, die ihm an jenem schlimmen Abend durchgehend geleitet hatte, als er sich völlig seiner Trauer ergeben hatte, und er rechnete es ihr hoch an. Schon jetzt zeigte Arienne einen Willen und eine Selbstsicherheit, für die er selbst Jahre gebraucht hatte, und er schloss sie in seine Gebete ein.

Aufgeben stand einem Ritter nicht gut an, und er wusste genau, dass Lorainne ihn geschlagen hätte, wenn sie ihn so, voller Trauer, gesehen hätte. Daran hatte er sich endlich erinnert, und an die Stelle seiner Trauer war Pflichtbewusstsein getreten. Peinlichst genau erfüllte er seine Aufgaben, umsichtig sorgte er dafür, dass alle von Gorix' Zustand wussten, die es wissen mussten, und er hatte um den Beistand der Laviniakirche gebeten - genauso, wie er Kassos das Versprechen abgerungen hatte, nur die besten seiner Krieger über Gorix wachen zu lassen. Er hoffte, dass der Graf Verständnis zeigen würde, dass Vanion nicht umgehend nach Feuerklinge oder nach Voranenburg zurückkehrte, aber angesichts des Wintereinbruchs und der blutigen Toten, die die Inquisition hatte zurücklassen mussten, schien ihm die Situation sicher genug zu sein.

Und so erreichten sie also die Mauern des Laviniaklosters, in dem Lorainne im letzten Jahr noch Buße getan hatte, sich gereinigt hatte und gesühnt hatte für die Sünden, die sie begangen. Schon von fern erkannte Vanion Lichter, denn es war schon spät, als sie ankamen. Und tatsächlich stand das Tor offen, und die Brüder und Schwestern des Klosters standen bereit, als sie in den Innenhof kamen. Die Kunde hatte diesen Ort bereits erreicht.
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Offline Lorainne

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Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
« Antwort #183 am: 17. Dez 18, 19:52 »
Sie würde erwartet, das war offensichtlich. Dort, wo normalerweise rege Betriebsamkeit herrschte, verharren den Menschen, als der Zug sie passierte.
Der Mutter Oberin erschien, und neigte kurz ihr Haupt vor dem Karren mit der Toten. Dan gab sie Anweisungen, die rituellen Waschungen und Segnungen vorzubereiten, damit die Tote, die ihr Schwert im Namen Lavinia erhoben hatte, von ihren Taten reingewaschen und so die Zeit im Totenmeer verkürzt werden würde.
Die Begleiter der Ordensritterin wurden in den Speisesaal geleitet, wo Erfrischungen bereit standen.
Als Vanion sich gestärkt hatte, erkundigte sie sich nach Jeanne, die den Sommer und den Herbst bei ihrem Vater verbracht hatte.
Sie ließ Vanion erzählen, jeder, der zu Wort kommen wollte oder Beistand brauchte, würde ihn hier finden.

"wie ist es passiert?" Natürlich hatte es Gerüchte gegeben. Schlechte Nachrichten verbreiteten sich wie ein Lauffeuer, doch sie wollte es aus erster Hand hören.
Fragend blickte sie in die Gesichter der Anwesenden.

Offline Berengar von Thurstein

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Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
« Antwort #184 am: 17. Dez 18, 20:28 »
Auch er hatte das Schweigen noch auf der Löwenburg aufgegeben und sich mit scheinbar erstarkenden Lebensgeistern, aber dennoch sehr ernster Stimmung wieder an so manchem Gespräch beteiligt. Das Leben musste weiter gehen, und er war kein Diener Borons. Als das Kloster Blanchefleur in Sicht kam, schien ihm jedoch etwas einen Stich zu versetzen, und er wurde seltsam verschlossen. Hier also hatte man sie weggesperrt und ihr eingeredet, es sei zu ihrem Besten, wenn sie in ihrer Zelle von der Welt abgeschnitten schweigend auf Erlösung hoffen würde... Da war sie wieder... diese Wut die über jedes rondragefällige Maß an Zorn hinaus reichte und so sehr zu ihrem Sohn Kor gehörte...

"Eine Prüfung reiht sich an die nächste und ich scheine keine davon zu bestehen... Rondra, gib mir die Kraft ihr Ehre zu machen..." murmelte er leise zu sich selbst, schien in sich zu horchen, sich mit einem tiefen Atemzug zur Ordnung zu rufen und schließlich wieder Haltung zu finden.

Als Lorainne fortgetragen wurde, stieg er aus dem Sattel, führte Bandobras zu den Stallungen und bestand darauf, den Hengst selbst zu versorgen. Erst hernach begab er sich zu den anderen in die Messe und ließ sich ein wenig abseits nieder, ohne groß auf sich aufmerksam zu machen.
"Der Krieg hinterlässt uns um so Vieles ärmer, als er uns vorgefunden hatte."

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Offline Vanion

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Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
« Antwort #185 am: 17. Dez 18, 21:26 »
Die Erfrischung tat ihm gut. Und auch das Berichten von Jeanne, die in Voranenburg eine neue Heimat gefunden hatte, tat ihm wohl. Er schätzte es sehr, dass die Mutter Oberin ihn nicht bedrängte, und auch die anderen wirkten froh, angekommen zu sein. Sie alle hatten mehr oder weniger den Schock überwunden, und jeder von ihnen fand eigene Wege, mit der Trauer umzugehen - manche schneller, manche langsamer.

Als die Frage im Raum stand, sah Vanion in betretene Gesichter. Niemand trat vor, Berengar hatte sich sogar etwas abseits niedergelassen. Also hob er an, zu berichten, so gut er konnte.

"Lorainne starb an dem Ort, an dem sie vor langen Jahren den Ritterschlag erhielt. Es war ein Dämon des Täuschers, der sie niederwarf, als sie in höchster Not zu Lavinia betete, um die Mächte, die den Dämon an diese Welt banden, zu bezwingen. Dort lag sie ... im Dunkeln, und allein." Vanion zögerte, aber der strenge Blick der Äbtissin sprach Bände. Und so fuhr er fort:
"Der Kampf muss hart gewesen sein. Als man die Verwundeten fort trug, blieb sie auf dem Felde. Man fand sie erst später - in kalter Totenstarre."

Sein Blick hielt dem der Dienerin Lavinias nicht stand. "Der Priester Ysander sagte mir, dass sie ihn mit harten Worten fortschickte, als sie auf den Tod verwundet dort lag. Sie schalt ihn, er solle denjenigen helfen, die seine Hilfe wahrhaft brauchten, und scheuchte ihn fort, die anderen zu schützen." Seine Stimme brach.
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Offline Lorainne

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Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
« Antwort #186 am: 17. Dez 18, 22:34 »
Die alte Frau nickte.
"bis zuletzt hat sie amsich an ihre Eide gehalten. Ein Ritter des Ordens kennt seinen Platz. Alle, die schwächer sind als er, kommen vir ihm. Er steht immer zuletzt, denn er schützt alle anderen, auch wenn es den Tod bedeutet. Andere hatten das Wort des Priesters nötiger als sie, also war es ihre Aufgabe, ihn dorthin zu schicken, wo er gebraucht wird."
Eine weitere ordensschwester übergab ihr eine kleine Kiste mit vielen Papieren.
"das Testament wird morgen früh verlesen werden.
Sie zog einen Brief aus der Kiste und überreichte ihn Vanion. Er war grün gesegelt, eine zarte Distel war im Wachs zu erkennen und lorainne flüssige Handschrift.
" es gibt noch einige mehr, werdet ihr dafür sorgen, dass ihre Adressaten sie empfangen?"

Offline Vanion

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Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
« Antwort #187 am: 17. Dez 18, 23:00 »
"Ich ..."

Vanion wusste keine Worte, als er das Papier entgegen nahm. Er winkte Arienne herbei, die Kiste mit den Schriftstücken an sich zu nehmen.
"Die Nachricht verbreitet sich rasch, und diejenigen, die sie mit einem solchen Schrieb bedacht hat, werden lächeln, wenn sie Lavinias erster Ritterin gedenken. Lorainne hat in diesen Mauern ein Heim gefunden, vielmehr noch, in Lavinias Schoß. Nun ist sie auf dem Weg zu ihr und hat uns alle zurückgelassen, in Erfüllung ihrer Pflicht."
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Offline Berengar von Thurstein

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Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
« Antwort #188 am: 18. Dez 18, 03:29 »
Bei den Worten über Lorainnes Eide, die Stellung der Ordensritter und dass andere Ysander mehr gebraucht hätten als sie, ballte sich in seinem Inneren etwas zusammen. Bevor es jedoch offensichtlich wurde, senkte er den Kopf und rieb sich die Müdigkeit der letzten Tage aus den Augen.

Dann folgte er, seine Fassung leidlich wiedergewonnen, weiter der Szenerie und beobachtete Vanions Reaktionen, seine Mimik, seine Hilflosigkeit im Angesicht der Situation. Und mit jedem Herzschlag wurde er sich sicherer, dass er an diesem Ort hier keinen Frieden, keine Heilung finden würde.
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Offline Ulrich

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Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
« Antwort #189 am: 19. Dez 18, 07:00 »
Der Weg hierher war ein stiller gewesen, nur das nötigste wurde gesprochen. Die meisten hingen ihren Gedanken nach und irgendwann kamen die Mauern des Klosters in Sicht.
Er konnte sich des Gefühls nicht erwehren, dass er diese Mauern nicht mochte. Es war ein Kloster wie jedes andere, zugegeben, doch nicht in jedem anderen hatte  Lorainne soviel erdulden müssen. Ihm war klar das die Chevalier all das aus ihrem Glauben heraus erduldet hatte und das hatte er längst hingenommen. Dennoch war ihm hier immer klamm ums Herz. Die Mutter Oberin war eine strenge Frau die er selten einmal hatte lächeln sehen und auch sonst waren die Mauern wenig einladend.

Als Vanion vortrug was geschehen war sah Ulric zum Herrn von Thurstein und wusste das sie beide ähnlich empfanden. Doch all dies belastete ihn weit weniger als das was noch vor ihnen lag in La Folley.
Das Kloster war der erste Ort andem er ein vernünftiges Bad in einem Holztrog nahm und kurz darauf wurden seine Wunden nocheinmal gut versorgt was auf der Reise nur spärlich zu bewerkstelligen war.
Inzwischen konnte er die Rechte Hand zumindest zum halten von Besteck wieder verwenden und er übte täglich wieder fester zugreifen zu können. Doch mehr als eine Messer oder ein Teller waren derzeit nicht möglich.

In den stillen Abendstunden fand er auch die Zeit, hier am Ort der Lavinia, einige Worte an die große Mutter zu richten.
Im Krieg werden mutige Menschen Helden.
Feiglinge kehren lebendig nach Hause zurück.
(Andrija Talic)

Offline Lorainne

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Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
« Antwort #190 am: 19. Dez 18, 08:57 »
Vanion Worte ließen die Züge der Klostervorsteherin weicher werden.
"Non, nicht hier hat sie ein Heim gefunden, sondern bei Euch. Ich habe sie nie glücklicher gesehen, als in den Momenten, als sie wieder zu Euren Reihen aufbrach. Niemand, nicht La Follye, nicht Benjen, niemand und nichts hat sie mit soviel Zuneigung erfüllt, wie das Wissen, bald wieder bei ihren Gefährten zu sein. Denn dort hat sie ein Zuhause gefunden, nachdem sie ihres aufgegeben hatte. Bei Euch hat sie die Familie gefunden, nach der sie sich so oft sehnte. Für euch hätte sie noch schlimmeres erdukdet, wenn sie gemusst hätte. "

Sie ließ ihren Blick über die Anwesenden gleiten und kurz blieb er an Ulric hängen und schweifte weiter zu Berengar.
" sie hat Lavinia Lehren hoch gehalten, sich nicht immer an alle Gebote gehalten, manche sogar bewusst ignoriert. Die Konsequenzen hat sie stets mit Würde getragen. Sie wurde oft und schwer geprüftt, und hat manchmal an Lavinia gezweifelt. Und doch hat sie ihre Lehren verbreitet. Und manch einer von uns steht Lavinia näher als er glaubt, denn wie sonst sollte sich ein Kriegerbund und zusammenfinden, der die Freundschaft und den Schutz derer, die es nötig haben, hoch halten? Wie sonst sollte diese Verbundenheit größer sein als Standesunterschiede? Das ist es, was Lavinia tutulina verlangt. Sie und Lavinia genetrix konkurrieren oftmals und manchmal gehen sie Hand und Hand. "
Ihr Blick fiel wieder auf Vanion und jetzt lächelte sie.
"erinnert euch ihrer, führt ihr Werk fort. Schützt die Schwächen, liebt eure Familien, seid loyal euren Herren gegenüber. Lavinia sei mit euch."

Sie erhob sich schwer und Schritt zu berengar.
"Herr von thurstein, n' est Pas? Auf ein Wort?"

Offline Berengar von Thurstein

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« Antwort #191 am: 19. Dez 18, 10:17 »
Er sah zu der Tempelvorsteherin auf als sie ihn direkt ansprach und verließ im Geiste die persönliche Ebene. Mit einem traurigen Lächeln sagte er ruhig "Ja, ganz recht, der bin ich." Er erhob sich und fuhr fort "selbstverständlich wie Ihr wünscht." In seinem Innern verkrampfte sich etwas, als er daran dachte, was Anders ihm über Lorainnes letzten Aufenthalt hier berichtet hatte. Doch egal was er nun darüber dachte, oberste Pflicht eines jeden Götterfürchtigen Wesens war es, die Diener der Götter zu ehren. Und wenn nicht die Person selbst, so zumindest das Amt oder den Rang.
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Offline Lorainne

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Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
« Antwort #192 am: 19. Dez 18, 12:00 »
Nachdem man den übrigen weitere Wünsche erfüllt und sie unterrichtet hatte, wann die Segnung stattfinden sollte, führte sie berengar durch das Kloster.
Sie geleitete ihn zu der neu aufgebauten Bibliothek. Jetzt am Abend war es ruhig hier und auf der Bank an einem der großen Fenster konnte man im Schein des Mondes in Ruhe reden, ohne daß ein Licht entzündet werden musste. Und dievregungen des Gesichtes blieben verborgen genug, um die Gedanken nicht zu verraten.
Berengar konnte sich denken, dass dies eine artvrespektbezeugung war. Die Mutter Oberin hatte hier keinen Jüngling vor sich, dessen Geheimnissen sie auf den Grund gehen wollte, sondern einen stattlichen Mann, einen Krieger, der seine Geheimnisse behalten sollte.
 Als sie Platz genommen hatten, begann sie freundlich zu sprechen.
"mir bleibt euer Unbehagen nicht verborgen. Liegt es an diesem Ort? An den vergangenen Ereignissen, oder ist es die Trauer, die Euren Blick verdunkelt?" sie fragte gerade heraus, wie es firngardern in der Natur lag.

Offline Berengar von Thurstein

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« Antwort #193 am: 19. Dez 18, 13:53 »
Berengar sah die Oberin kurz schweigend an, dann sagte er sehr ruhig "Da Ihr mich darauf ansprecht, will ich Euch den Grund versuchen zu erklären. Ich stamme aus einer Gegend, die Eure Götter nicht kennt. Die Lehren eurer Götter sind dort jedoch zum Teil bekannt, je nach Gottheit und Apsekt aber in abgewandelter Form, oder vermischt mit anderen Aspekten. Daher wirkt viel von dem, was die Götter der Lande, die einst das engonische Kaiserreich bildeten, lehren und fordern für mich fremd, teils unsinnig oder gar verachtenswert. Doch ich bemühe mich, zu lernen und zu verstehen. Nur durch Verständnis kann aufrichtige Achtung entstehen. Wahrscheinlich muss ich einfach noch vieles lernen, doch habe ich für das, was in diesen Mauern mit Lorainne geschah, derzeit weder Verständnis, noch Achtung noch Billigung übrig."

Kurz hielt er inne und versuchte das Gesicht der Oberin zu ergründen. Und bevor sie zu einer Erwiderung ansetzen konnte, hatte er sich so weit gefasst, dass er mit Ruhe und Zurückhaltung weiter sprechen konnte. "Lorainne hat in der Vergangenheit offenbar Dinge getan, für die sie sich berufen fühlte, oder für die sie den Befehl erhielt, dem Lilienorden für eine begrenzte Zeit beizutreten. Um Buße zu tun, wie sie sagte. Ich wurde dahingehend aufgeklärt, dass der Lilienorden für seine Bereitschaft, Blut zu vergießen im Namen Lavinias, von den übrigen Gläubigen Misstrauen und Verachtung erfährt. Und doch wurde ich in der Vergangenheit Zeuge, wie ein Mitglied der Kirche Lavinias von nicht unerheblichem Einfluss zum Töten aufrief, da es den Ihren selbst verboten sei."

Seine Stimme bebte inzwischen vor mühsam unterdrückter Wut. Als er es bemerkte bat er Rondra im Stilen um Vergebung und atmete einmal tief durch. "Sie vergoss im Namen Lavinias Blut, schützte das Leben von Schwächeren, und als ich sie das nächste Mal antraf, hatte sie zur Buße ein Schweigegelübte abgelegt. Wie sie uns wissen ließ, zur Strafe für ihre Sünden. Erneut focht sie ehrenhaft, für eine gute Sache gegen die Kreaturen des Lichs Atos in der Gegend von Graufelden, welches einst am Rande des Waldes von Arden lag, und nun nicht mehr ist. Und wieder trennten sich unsere Wege. Und sie ging für uns, die wir ihre Freunde, Familie und Bundesgenossen sind, verloren weil sie zur Strafe für den Bruch ihres Schweigens hier in den Kerker geworfen wurde. Keiner meiner Briefe hat sie je erreicht. Als sie wieder zu uns zurück kam, dachte sie, kaum jemand hätte versucht sie zu finden."

Ohne es zu merken war er aufgestanden und als es ihm nun bewusst wurde, schwieg er augenblicklich, als habe man ihn mit Schweigen geschlagen. Schwer atmend setzte er sich, doch ließ er die Oberin erneut nicht zu Wort kommen. "Bevor sie zum Orden kam, standen andere, die über unser sterbliches Dasein verfügen konnten, kurz davor, Verhandlungen über eine Eheschließung zu beginnen. Sie war damals bereits Mutter. Sie wurde ihrer Tochter genommen, sie wurde ihren Lehensleuten genommen... Sie wurde mir genommen. Alles wofür Lavinia steht, wenn es um Familie geht, wurde vernichtet, für angeblich ungehöriges Verhalten und das Beharren auf Eiden und der Wahrung der Form..."

Er beugte sich leicht vor, so dass sein Gesicht im Mondschein gut für die Andere zu sehen war, und sagte sehr ruhig und schneidend "Belassen wir es dabei, dass ich nur hier bin, um dafür Sorge zu tragen, dass Lorainne de la Follye des Jours dieses Mal mit Anstand und Achtung behandelt wird, so lange sie sich in Blanchefleur aufhält. Alles Weitere bedarf keiner Erörterung."
« Letzte Änderung: 19. Dez 18, 21:34 von Berengar von Thurstein »
"Der Krieg hinterlässt uns um so Vieles ärmer, als er uns vorgefunden hatte."

"Jemand, der behauptet, er kenne keine Furcht, ist entweder ein Narr, oder ein Lügner."

Offline Arienne

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« Antwort #194 am: 19. Dez 18, 20:59 »
"Ich ..."

Vanion wusste keine Worte, als er das Papier entgegen nahm. Er winkte Arienne herbei, die Kiste mit den Schriftstücken an sich zu nehmen.
"Die Nachricht verbreitet sich rasch, und diejenigen, die sie mit einem solchen Schrieb bedacht hat, werden lächeln, wenn sie Lavinias erster Ritterin gedenken. Lorainne hat in diesen Mauern ein Heim gefunden, vielmehr noch, in Lavinias Schoß. Nun ist sie auf dem Weg zu ihr und hat uns alle zurückgelassen, in Erfüllung ihrer Pflicht."

Arienne, die nur ein Stück weiter auf den Bank gesessen hatte, kam zu Vanion herüber und nahm die Kiste entgegen. Sie schloss den Deckel und stieg über die Bank um eine der Ordensschwestern abzupassen: "Entschuldigt bitte Schwester, könntet ihr mir ein Stück Wachstuch und festen Bindfaden besorgen, damit ich diese Kiste hier wetterfestmachen kann?"
Die Ordensschwester wirkte erst etwas verwirrt von der Anfrage, aber als sie sah, welche Kiste die junge Frau in der Hand hielt, lächelte sie und nickte: "Wartet hier, ich werde schauen was ich finde!"
"Vielen Dank," erwiderte Arienne und nickte dankend. Sie wandte sich um und ging zum Tisch zurück. Nach dem sie ihren Becher gegriffen hatte setzte sie sich neben Vanion und stellte die Kiste vor sich auf dem Tisch ab.
Sie sah den Ritter von der Seite an, seufzte und trank einen Schluck Tee aus dem Becher.
Freiheit, ein einfaches Wort, ein großes Wort!  Frisch gewonnen scheinbar viel zu groß um sie zu füllen. Kleine Schritte nach vorne und auch mal ein, zwei Schritte zurück können da helfen.
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