Nein, so hatte Mina sich das wirklich nicht vorgestellt. Eigentlich hörte sich alles so perfekt an. Ein Bogenturnier zu dem viele Gäste erwartet werden. Da gibt es immer etwas zu tun, um sich eine warme Mahlzeit und ein Dach überm Kopf für die Nacht zu verdienen. Und vielleicht sogar das ein oder andere Kupfer für die weitere Reise.
Und dann hatte die Küche keinen Bedarf, Bogenschießen konnte sie nicht und überhaupt... es war kein fröhliches, ausgelassenes Turnier, das sie erwartete. Die Stimmung war schlicht erdrückend. Dieser Baron war ihr nicht geheuer, die Frau in Lila noch weniger. Hier wollte sie nicht bleiben.
‚Wir werden schnell aufbrechen, ihr müsst rennen’ hatte er gesagt. Er hatte versprochen, dass sie ein Stück des Weges mit ihnen reisen könnte. Und dann rannte der Mann mit der Axt auf der Brust... mit der Geldschatulle voran durchs Gebüsch und Mina blindlings hinterher.... und am Ende des Tages hatte sie ihre Kräuter, anstatt damit eine Suppe zu würzen, auf zu viele Wunden pressen müssen, zu viel Blut und so viel Leid.
Viel verstand sie nicht, wer diese Leute waren, was sie antrieb, aber sie brauchten ihre Hilfe. Mina hatte immer besser gekocht und sich mehr für den Geschmack der Kräuter interessiert als für ihre Heilwirkung, so sehr sich ihre Stiefmutter zu Hause auch Mühe gegeben hatte. Jetzt war sie froh, dass die ewigen Belehrungen doch nicht ganz spurlos an ihr vorübergegangen waren und verfluchte sich leise, dass sie nicht besser zugehört hatte.
Sie ging zur Kochstelle und setzte Wasser auf. Es würde sicherlich Tee gebraucht.
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