Vormittag
"Beim rollenden Kupfer! Pass doch auf, du Hexe!" Widukind schrie zu einer älteren Dame herauf, die gerade am oberen Fenster eines einfachen hauses stand, und einen, nun leeren, Eimer einholte. "Ihr müsst, ja nicht so dicht an der Rinne gehen, junger Mann!", schrie sie zurück. Ein widerspenstiges Funkeln stand in Ihren Augen. "Für den verdammten Unrat gibt es einen Burggraben, was wäre, hättet Ihr nen Karren mit Lebensmitteln getroffen, oder schlimmer, MICH!" "Dann dürfte sich eure Liebste freuen, dass Ihr mal etwas besser riecht als sonst, wenn ihr nach Hause kommt." Der Fall war wirklich knapp an Widukind vorbei gegangen und er hatte nicht vor, das Feld zu räumen, als er aber die umliegenden Passanten besah, welche die Szenerie Aufmerksam verfolgten und über die Worte des Weibes zu lachen begannen, gab er den anderen ein Zeichen weiterzugehen. Die Situation missfiel ihm. Er hatte gerade zugelassen, dass sich ein Waschweib über ihn lustig machte, dass musste er nicht noch ausreizen. "Fängt ja schon gut an.", sagte er, horchend, ob einer der Anwesenden noch kicherte. Er hörte nichts. "Gasthäuser sind selten schwer zu finden. Ah, schau mal einer an, der Herr sieht aus, als habe er Spaß!" Ein Herr mittleren Alter kam torkelnd, auf die Gruppe zu, er war sichtlich nicht mehr im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte und grüßte auf seinem Weg, Menschen wie Laternen gleichermaßen. Es hätte auch an seinen Augen liegen können, aber der Suff schien Widukind, der größere Faktor zu sein. " Verzeiht!", er sprach den Mann im ruhigen Ton an. Dieser grinste breit und führte eine übertriebene Verbeugung vor ihm aus. "AAAuuuch Euuuch ainnän wuunnerschöhnen dak!", sprach er kaum die Zunge rund bekommend. "Wir suchen das Gasthaus, äh, Schwatz onn ruht. Wo finden wir es?"
"Schwaatz un Root?" Der Mann schien keine große Hilfe.
"Oder so, isch schwätzen hallt än bissje annerster als dau. Wäste nau bu't leit?"
Jetzt hatte er den Saufbold überfordert. Man sah deutlich, wie er im Kopf versuchte Widukinds Worten einen Sinn zu geben. Schließlich erkannte dieser jedoch das Anliegen und zeigte auf ein etwas größeres Fachwerkhaus knappe 20 Schritt von ihnen entfernt. Tatsächlich erkannte man auch, sah man denn hin ein großes Schild über der Tür hängen. Schwaatz un Root.
"Danke sehr, Ihr habt sehr geholfen.", versichtete er noch dem Mann, dann ging er in Richtung Gasthaus.
"Entweder ich bin heute verdammt schlecht drauf, oder diese Stadt geht einem wirklich schnell auf die nerven." Er sah Beorn dabei an. Dann, als er die Türschwelle erreichte, stellte er sich auf den schon ausgehöhlten Trittstein und wandte sich neben Beorn auch an Benjen und Janus. "Ich sprech dann mal den Wirt an, ob er überhaupt genug Platz vorzuweisen hat. Wenn das geklärt ist, können wir uns ja Verstreuen. Wenn ihr auf dem Markt seit, schaut euch die Waren schon mal genau an, und plant, was ihr erwerben wollt, wir können dann gegen Abend nochmal vorbei schauen, wenn die Händler beginnen ihre Sachen einzupacken. Dann sind sie froh, weniger tragen zu müssen und wir können den Preis drücken."
Nach kurzer organisatorischer Absprache betraten sie den durchaus gemütlich anmutenden Schankraum. Noch war wenig los und nur an einem einzigen Tisch saßen einige Gestalten, von denen die hälfte schon in ihrer Trunkenheit eingeschlafen waren. 'Wahrscheinlich Freunde von der Schnapsnase eben.', dachte sich Widukind und sprach den Wirt an, welcher gerade hinter der Theke hockte und die Regale wischte.
Es dauerte einige Minuten, ein reges hin und her ging von statten. Doch dann einigten sich beide Parteien und Widukind, verkündete den anderen, dass sie es sich gemütlich machen dürften.
Er selbst wollte noch die angebotenen Zimmer kontrollieren und sich etwas aufs Ohr legen, bis es Zeit war, den restlichen Tross am Tor abzuholen.