************************************
Die Sonne schien in voller Stärke auf die gut besuchte Straße, die sich auf geradem Weg durch die alte Stadt bahnte. Es war laut und lebendig um ihn herum. Einige Ochsenkarren fuhren mittig des Weges, so dass die Passanten sich zu den Hauswänden hin drängten um ihnen auszuweichen, nur um nach dessen passieren sofort wieder die ganze Breite für sich beanspruchten. Über ihm erstreckten sich feierliche Girlanden, die von einer Seite der Straße auf die andere reichten und sich zusammen mit der von den Anwohnern aus den Fenstern gehangenen Wäsche farbenfroh im Wind flatterten. Ein Edelmann holte zu ihm auf und ritt an seiner linken. Sein hohes Ross sah anmutig aus. Widukind erkannte gleich, dass dieses Tier einen hervorragenden Züchter gehabt haben muss und der Marktwert wohl ein Vermögen betrüge. Sein Reiter selbst trug edle Kleider aus feinstem Samt und teuren, wie aufwendigen Stickerreien. Er lächelte, als er Widukind erblickte und neigte minimal den Kopf um ihm einen guten Tag zu wünschen.
Es war offensichtlich, dass dieser Herr normalerweise niemals derart auf einen Bürger reagieren würde, zumal er die anderen Personen auf der Straße nicht im geringsten wahrzunehmen schien und sein Pferd ohne große Rücksicht durch die Massen bewegte.
"Der junge Arderich. Schon so früh unterwegs? Ich dachte Ihr hättet noch einen Termin bei der ansässigen Gilde gehabt?", sagte er freundlich und sah den jungen Mann fragend an. Als dieser ihm nicht direkt antwortete fuhr er fort. "Na, wie dem auch sei, ich freue mich schon auf unser Treffen morgen. Ich bin sicher es wird positiv verlaufen. Ach, und bevor ich es vergesse, man sucht euch." Er zeigte dabei auf eine Gestalt, die dem Kaufmann sehr bekannt vorkam, an dessen Name er sich gerade jedoch nicht zu erinnern vermochte. Sie sah sichtlich irritiert aus, als suche sie etwas. Schließlich erblickte sie ihn und kam auf ihn zugerannt. Eine helle Miene überraschte ihn. Es war ein Herr in seinem alter. Blondes Haar und stechend blaue Augen. "Widukind!!! Da bist du ja! Sag bloß du hast dich wieder verlaufen?!" Er senkte den Kopf zum Gruß, als er den berittenen neben Widukind erblickte, dieser entgegnete ihm gleichwohl und verabschiedete sich dann, bevor er an den beiden vorbeiritt. "War das nicht..? Mensch, und der redet auf offener Straße mit dir?" Seine faszination war nicht zu verbergen. "Wie dem auch sei, du hast absolut Recht gehabt, da war tatsächlich ein Unwetter auf dem Weg!" , erklärte er ihm, während die beiden den großen Marktplatz betraten und sich an den Häusern entlang um diesen herum orientierten. Es war viel los. "Altmars Lieferung ist auf dem Weg stark beschädigt worden. Seine Fässer hat es zerschlagen und das Salz hat sich in den Fluten aufgelöst" "Er wollte unbedingt die Ware schneller verkaufen als wir. Dort ist immer Sturm zu der Zeit. Er hätte warten sollen!" Widukind sprach es aus Erinnerung, fast schon in Trance. Wo war er? Warum kam ihm das so bekannt vor? "Wie du sagst, jedenfalls, ist unser Bergsalz trocken in unseren lagern angekommen und wir können hier ungestört verkaufen. Sogar die Preise können wir erhöhen. Widu? Hörst du zu?" Doch dieser sah gefesselt auf den Fentersims, der sich gerade über ihm befand. Ein hübsches junges Mädchen sah heraus und winkte ihm zu. Ihre Augen funkelten in Herrlichkeit und zogen Widukind regelrecht in einen Bann, da tauchte neben ihrem Kopf ein zweiter auf. eine ebenso anmutige junge Dame trat aus dem Schatten hervor und kicherte. Er kannte sie. "Hugbald...nein Hugo, mein lieber. Du willst doch nicht schon wieder an unserem haus vorbei ziehen ohne uns einen Besuch abzustatten? Ihr macht mich traurig. Kommt hoch und ich lade euch auf ein paar Backwaren ein. Wir haben sogar etwas Bier im Haus." Die Stimme der Frau klang so verführerisch in seinen Ohren, dass er um ihr zu folgen von jeder Klippe gesprungen wäre. " Ach, das Fräulein Wagner und ihre Schwester." , kam es aus dem Mund seines blonden Kameraden. "Hab schon verstanden, ich werde ihren Herrn Vater, soltle ich ihn gleich treffen zu einem ausschweifenden Gespräch einladen!" Er schlug ihm dabei freundlich auf die Schulter. " Wir sehen uns heute Abend im Handelshof." Der Junge schritt von dannen und Widukind näherte sich der Tür, hinter der die Damen warteten, welche vom Fenster aus auf ihn herunter sahen. Er betrachtete die beiden noch einmal aus der Ferne, bevor der die Stufen heraufsteigen wollte da tauchte plötzlich ein drittes Gesicht im Fenster auf. Ein kräftigerer Herr mit Bart und einem weißen Tuch um den Kopf. Sein lächeln war breit und Schadenfreudig. Widukind hatte noch nicht recht realisiert was vorging, da entleerte dieser einen Eimer eiskaltes Wasser über seinem Kopf.
*************************************************
"BEORN!!", rief es, wenn auch schwächlich aus ihm heraus. Er sah sich um. Weg waren Häuser und Straßen, weg die Menschen und vorallem....'Ach verdammt, immer wenn es interessant wird.'
Vanion hockte vor ihm und Beorn, welcher gerade dabei war ihm Wasser über den Nacken zu schütten ist anscheinen mit seiner Hand ausgerutscht, so dass nun sein ganzer Kopf patschnass war.
Er musste weggetreten sein. halb vor Schmerz und halb vor Müdigkeit. Ihm wurde wieder schlecht.