"Ich beherrsche einige, wenige Techniken in der Meditation, ja. Vor allem Atemtechniken, zur Beruhigung und Konzentration. Von diesen ritus-artigen Bewegungen halte ich nicht viel, ehrlich gesagt, komme ich mir dumm dabei vor. Beim Meditieren sollte man in den Körper hinein horchen, und je mehr man sich dabei bewegt, desto mehr Lärm stört dabei. Ich muss ehrlich sagen, dass Bertram dabei nicht grade eine große Hilfe war. Der trank lieber, um müde zu werden, und hat eher auf Gesang als auf sein Inneres gehört."
Auf Stellas verwirrten Blick fuhr er fort:
"Verzeih, ich dachte, ich hätte den Namen bereits erwähnt. Bertram ist besagter Magier, der mich aufgelesen hat."
Aufgelesen war wohl das falsche Wort - als dieser unsägliche Schamane unter Verwünschungen und Flüchen gefordert hatte, dass Rikhard sein Heimatdorf verlassen sollte, war ihm nicht viel anderes übrig geblieben, als mit Bertram zu reisen. So ganz verstand Rikhard immer noch nicht, weshalb er hatte gehen müssen. Der Schamane hatte sich in geifernden, wilden Prophezeiungen ergangen und irgendwas von 'der wird nichts als Ärger über das Dorf bringen, das hab ich in meinen Träumen gesehen!' gefaselt. Noch ein Grund, Silvanaja nicht zu mögen. Abergläubische Narren, dummes Volk! Kurz überlegte er, ob er Stella davon erzählen sollte, doch solange er sie nicht besser kannte, gab es dafür keinen Grund. Nachher hielt sie ihn noch für gefährlich, wer wusste schon, was die Leute von einem dachten, wenn sie hörten, dass sie zuhause nicht willkommen waren.
"Im Grunde hat er mich hier abgesetzt und ist weitergezogen, und das ist mir ganz recht. Er sagte, hier würde ich schon willkommen sein. Bin ich auch, das stimmt schon, man begegnet mir mit Freundlichkeit und Höflichkeit!" Freundschaften und Bekanntschaften fehlten noch, doch die würden sich gewiss mit der Zeit einstellen. Rikhard war kein unangenehmer Zeitgenosse. Er mochte etwas arrogant sein, das war ihm durchaus bewusst, aber genauso war er ein offener und neugieriger Mensch. "Ich bin zwar schon etwas hier, aber noch nicht so recht angekommen. Verstehst du, was ich meine? Alles ist noch sehr fremd und ungewohnt. Alleine schon die weiten Felder! Ich komme aus einem recht bewaldeten Streifen Engoniens, so weites Land hab ich selten gesehen. Ah! Da fällt mir ein, dass du grade von einer Reise zurückgekehrt bist - kann man als Schüler hier viele Reisen unternehmen? Ich glaube, ein trockenes Studium hinter Büchern liegt mir nicht. Es mag durchaus Teil meines Werdegangs sein, aber ich möchte wirklich mehr von Engonien und mehr von den Ländern drumherum sehen."