Julienne ließ Traveller laufen. Es war später Nachmittag und sie hatte seit einigen Stunden Dienstfrei. Selbstverständlich hatte sie sich korrekt abgemeldet und dem Weibel bescheid gesagt, dass sie sein Pferd trainieren würde. Sie tat dies nun schon seit einiger Zeit und das Tier hatte deutlich an Kondition dazu gewonnen. Inzwischen konnte sie mit ihm längere Strecken traben und galoppieren, ohne das er sofort außer Atem und völlig verschwitzt war. An sich war er kein faules Pferd. Er hatte nur zu oft im Stall gestanden.
Die Gardistin sah auf den Horizont. Langsam wurde aus dem Nachmittag Abend und es war Zeit, zurückzukehren.
"Ab nach 'ause, mon grand!", sagte die Reiterin zu ihrem Gefährten und lenkte ihn auf einen Feldweg.
Im flotten Trab, der Traveller inzwischen sichtlich Freude bereitete, ging es zurück zur Burg...
Julienne stand in Travellers Verschlag und rieb ihn mit Stroh trocken, als Nesrine den Stall betrat. Ihre Schicht war gerade erst vorbei und die beiden Frauen freuten sich auf einen gemeinsamen, freien Abend.
"Wie war är 'eutö?", fragte Nesrine und nickte in Richtung des Pferdes.
"Isch bin sähr zufriedön mit ihm!", antwortete Julienne und klopfte dem Wallach auf den Hals, was diese mit einem wohligen Schnauben quittierte.
Traveller machte einige Schritte auf die Türe zu, hinter der Nesrine stand und begann, sie von oben nach unten zu beschnuppern. Sanft stupste er sie an, ob sie nicht vielleicht etwas leckeres für ihn hätte.
"Charmeur!", lachte die schwarzhaarige Gardistin und kramte etwas getrocknetes Brot aus einer Tasche.
Glücklich knurpsend genoss der Wallach die Leckerei.
"Was wollön wir 'eutö Abönd schönes machön?", fragte Julienne.
"Isch fändö einön Spaziergang zur Tavernö ganz nett...", sinnierte Nesrine.
"Dann machön wir das!", entschied die andere fröhlich.
Kurze Zeit später suchten die beiden den Weibel auf. Julienne wollte ihm zunächst von ihrer Trainingseinheit mit Traveller berichten und anschließend wollten sie um Erlaubnis für den Gang zur Taverne bitten.