Autor Thema: Der Weg des Feuers  (Gelesen 6792 mal)

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Offline Akela

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Der Weg des Feuers
« am: 10. Jul 17, 18:56 »
Anfang des Jahres 257 nach Jeldrik, vor dem Frühlingsfest der Äxte

Kurz nach Anfang des neuen Jahres erreichte Maugrim ein Brief aus dem Haupttempel in Weißenthurm mit der Aufforderung sich dort schnellstmöglich zu melden. Die Hohepriester hatten Ihre Entscheidungen getroffen und die Anwärter ausgewählt welche den Prüfungen unterzogen werden sollen um selbst in den Rang des Hohepriesters aufzusteigen.

Früher als Maugrim gedacht hatte. Rechnete er doch erst in einigen Jahren damit die Anforderungen in den Augen der Priesterschaft zu erfüllen. Er kümmerte sich um die entsprechende Meldung seiner Abwesenheit in der Kommandantur und würde keine Zeit verschwenden zum Tempel zu reisen. Die Reise verlief ereignislos und die Überfahrt mit dem Schiff war ruhig und angenehm. Auf dem Schiff befanden sich ebenfalls Sasha und Kydora. Sasha hatte darauf bestanden mit zu reisen und Kydora hatte noch einige Sachen in Weißenthurm zu erledigen bezüglich des Testaments von Robert.

Nach Ankunft sollte sich Maugrim sowie die anderen Anwärter erst einmal in den normalen Tempeldienst einleben, man würde alle 4 zu gegebener Zeit in die Gewölbe führen um Sie den ersten Prüfungen zu unterziehen. Maugrim selbst nutzte die Zeit neben seinem Tempeldienst um in den Bibliotheken des Tempels etwas nachzuforschen. Es gab alte Überlieferungen die besagten, dass die ersten Siedler Valkensteins aus Condra stammen sollten und entsprechend auch die Götter Valkensteins Ähnlichkeiten zu den Göttern Condras besitzen. Leider waren in der Bibliothek auch nichts weiter als Andeutungen zu finden und keine eindeutigen Beweise.
Frustriert nach der ganzen Recherche, die einige Tage in Anspruch nahm, schloss Maugrim die Augen und musste an den Tag in Condra zurückdenken, an dem alles begonnen hatte.

Es ging alles sehr schnell, die Späher meldeten den Anmarsch einer Einheit in gelb-schwarzen Wappenröcken. „Nekaner Wölfe“ hieß es schnell im Lager. Nach einigen kurzen Gesprächen kam die Idee, die Priesterin der Wölfe herauszufordern um so die Einheit aufzuhalten und unter die Kontrolle des Siegers zu stellen. Maugrim war es der die Herausforderung aussprach, waren sich Tormentor und Destrutep doch so ähnlich in ihren Aspekten und waren es jene Hinweise die er nun suchte, ob es sich nicht um denselben Gott handelte. Die Wölfe schickten Ihren Champion mit Schild und Schwert in das Duell während Maugrim auf seinen Kriegshammer vertraute.
Das Duell selbst war ein Austausch von schweren Hieben der den beiden Teilnehmern zu setzte. Etliche kleine Wunden, Schnitte und Stauchungen entstanden, doch dann diese plötzliche schnelle Bewegung, der Schwertreffer oberhalb des Knies. Maugrim wusste nicht wie ihm geschah als der nächste Hieb ihm von oben über die Brust fuhr und er im nächsten Moment nach Luft ringen musste bevor er zu Boden sank und liegen blieb. Es wurde dunkel, entfernt vernahm er die Rufe von Galoria und Lorainne die zu ihm geeilt waren.
Im nächsten Moment wurde es warm, um nicht zusagen sogar heiß. Er spürte die Hitze, wie Flammen die in seinem Körper brannten und entfernt vernahm er den Ruf zweier Wölfe, Tior und Askar.
Es war der Moment in dem die Verknüpfung der drei Priester entstand, die auch heute noch anhält. Maugrim war damals nicht bewusst gewesen, dass es Destruteps Feuer war, das Ihn am Leben hielt, hatte er solange gegen seinen Champion bestanden und sich in den Augen des Gottes als würdig erwiesen.

Schweißgebadet schrak Maugrim in der Bibliothek hoch. Er musste eingeschlafen sein und doch spürte er gerade jetzt dieses Feuer in sich lodern, diese Unruhe, dieser Drang zu handeln.
Es dauerte eine Weile bis er sich wieder gefangen und beruhigt hatte. Das letzte Mal als er dieses Gefühl hatte konnte er sich kaum kontrollieren. Für diesen Tag reichte es und er begab sich in Richtung seiner Räumlichkeiten um sich auszuruhen und dies obwohl es gerade mal später Nachmittag war.

Auf dem Weg wurde er von einem der Novizen angehalten und erfuhr, dass die nächste Prüfung stattfinden sollte. Er hatte sich umgehend in die Gewölbe zu begeben. Kein gutes Zeichen. Bisher fanden alle Prüfungen in den Morgenstunden statt, warum also so plötzlich am Nachmittag? Im Gewölbe selbst war aber keiner der anderen Prüflinge und einzig Patriarch Wulfhard erwartete ihn. Das Oberhaupt der Kirche und Berater des Großherzogs persönlich stand vor dem Priester.

Der Patriarch musterte Maugrim einen Augenblick bevor er das Wort an ihn richtete:
„Wisst Ihr, Priester Wolfsfang, wir haben bei der Kommandantur in Port Valkenstein bereits alles in die Wege geleitet um euch aus dem aktiven Militärdienst zu befreien damit ihr eure Prüfung ablegen könnt. Dieser Befreiung wurde stattgegeben und die Sturmgrenadiere werden fortan nicht mehr von euch angeführt. Ihr befindet euch ab dem heutigen Tage offiziell und einzig im Dienste der Kirche bis Ihr eure Prüfung abgelegt habt oder ich anders entscheide! Dies ist auch der Wissensstand der Kommandantur. Eure Prüfung selbst ist an dieser Stelle allerdings beendet Priester. Dies bedeutet jedoch nicht, dass Ihr in die Armee zurückkehren werdet. Ich behalte euch zunächst weiterhin hier im Tempel wo Ihr euch auch weiterhin den Prüfungen stellen werdet.“
Maugrim stand nur da und ließ die Worte auf sich wirken. Der Patriarch aber gab ihm dafür nicht viel Zeit, sprach er doch weiter:
„Ich habe euch in einer Vision gesehen. Diese Vision ist der auch der Grund warum ich euch habe nach Weißenthurm rufen lassen. Die Vision handelt von drei Wölfen auf einer Lichtung umgeben von Feinden. Diese Wölfe bilden instinktiv ein Rudel, eine Einheit und sind sich der Bedrohung bewusst. Ein jener weiß wo der andere ist und was der andere vorhat. Ich spreche von eurem Seelenband zu den Dienern Askars und Tiors. Doch einer dieser Wölfe ist es, der die Last der beiden anderen auffängt, sich schützend vor sie stellt und jeden Angriff versucht abzuwehren auch wenn er selbst dadurch verletzt wird. Anfangs macht er das mit Bravour doch mit der Zeit fängt er an auf wackligen Beinen zu stehen, erschöpft durch die Last und Wunden die er im Laufe der Zeit ansammelte. So fixiert auf den Schutz der anderen, dass er seinen eigenen vernachlässigt. Die Bedrohung die im Verborgenen lauert, der Feurige, der die Lichtung bereits umkreist und nur auf den Moment wartet die Kontrolle zu übernehmen. Einige Male habt Ihr ihn schon zurückschlagen können, doch wird der Tag kommen an dem er der Stärkere sein wird. Dies ist das Ende der Vision, denn einer der Wölfe nimmt die Gestalt des Feuers an und vernichtet alles um ihn herum und mehr als Feuer und Rauch ist in diesem Moment nicht mehr auf der Lichtung zu sehen.“
« Letzte Änderung: 10. Jul 17, 19:02 von Akela »
Sasha Timberlore Schattenwolf
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Antw:Der Weg des Feuers
« Antwort #1 am: 10. Jul 17, 19:02 »
Nicht wundern, dieser Text stand vorher woanders und wurde nur für die richtige Reihenfolge hier mit eingefügt.

257 nach Jeldrik, nach dem Haubacher Frühlingsfest



„Ich habe versagt.“

Schlichte Worte, doch Maugrims Frustration war deutlich für die Wolfselfe spürbar.
Natürlich hatte er in seinen Augen versagt...in gewisser Weise. Egal was sie jetzt dagegen sagen würde, es käme einer Lüge gleich.
Und Maugrim anzulügen, dazu wäre sie nicht einmal in der Lage, wenn sie es gewollt hätte...

Er hatte versagt, Destrutep hatte zum ersten Mal komplett die Kontrolle über ihn übernommen. Eigentlich war es schon unglaublich und nur Maugrims außergewöhnlicher mentaler Stärke zu verdanken, dass er es so lange Zeit geschafft hatte, ihn unter Kontrolle zu halten.
Ihn...den kriegerischen Herrn des Feuers....

Seit jenem verhängnisvollen Tag in Condra, seit der Gott Destrutep, der Sohn Pyrdracors, sich im Kopf des Tormentor-Priesters festgesetzt hatte, kämpfte Maugrim mal mehr und mal weniger um die Kontrolle.

Es war nur eine Frage der Zeit gewesen, bis er hervorgebrochen wäre.
Und Maugrim wusste das auch.
Und doch hatte sich der Blick, mit dem er sie  angeschaut hatte als er wieder zu sich gekommen war nachdem sein Körper endlich aufgegeben hatte und zusammen gebrochen war, tief in ihre Seele hineingefressen und eine tiefe Spur hinterlassen.

„Ich habe versagt.“

Und das schlimmste war, dass sie ihm nicht helfen konnte.

Die Wolfselfe wickelte sich enger in ihren Fellumhang und starrte in das langsam niederbrennende Feuer.
Sie war allein....der Rest der Reisegemeinschaft saß in der Taverne und versuchte zumindest die Reste des Frühlingsfestes zu feiern.
Sasha war allerdings nicht nach feiern zumute.
Eigentlich waren sie hier nach Haubach gekommen, um ein bisschen Abstand zu den Problemen zu bekommen, die ihnen in Engonien so hinterher liefen und um zusammen mit den Äxten das Frühlingsfest zu feiern. Besonders nach den Geschehnissen der Hochzeit von Gorix und Svenja hatten sie einen Tapetenwechsel gebraucht.
Natürlich lief es wie immer nicht so wie sie es gerne gehabt hätten....auch hier stolperten sie mitten in einen Kampf zwischen den Äxten und einem Haufen dämonischer Gestalten.

Sasha schubste einen glimmenden Ast mit der Stiefelspitze in die Reste des Lagerfeuers und dachte an den vergangenen Tag zurück.


Die Angriffe der dämonischen Asrai, die Suche nach den geeigneten Elementen, damit der Druide die richtige Weihe aussprechen konnte.
Und der finale Kampf an der Dämoneneiche.

Ehre, Mut und Tapferkeit werden eure Rüstung sein. Euer Wille wird zu einem schützenden Schild. Euer Glaube verleiht euch die Kraft diese Dämonische Brut zu bezwingen. Wovor fürchtet Ihr euch? Der Herr des Krieges steht auf unserer Seite!

Beflügelt durch Maugrims Gebet stürzten sie sich in den Kampf gegen die dämonischen Gegner, doch diese waren zahlreich und nur schwer zu verwunden.

Krieg ist es den der Feind begehrt und wer den Flammenden fordert soll den Krieg bekommen. Männer kämpft für jene die sich nicht zu schützen wissen. Helft jenem der sich in Not befindet!

Sasha versuchte sich am Rand des Kampfes aufzuhalten. Wie Maugrim sie vorgewarnt hatte brauchte sie jede Menge Konzentration um nicht von ihm mitgerissen zu werden als er sich mit seinem Hammer in den Kampf stürzte um sich abzureagieren.
Und es wurde immer schwieriger je stärker sich der Tormentor-Priester in den Kampf hineinsteigerte.

Destrutep! Herr des Feuers, Bringer des niemals endenden Krieges, gewähre mir deine Gunst um den Feind niederzuschmettern, die Dämonen zu vernichten und Ihnen die Bedeutung des Krieges zu lehren!

Destrutep! Verdammt....Nein!
Sasha wurde fast von der flammenden Präsenz des Feuergottes hinweg gespült. Nur mühsam schaffte sie es, noch ein bisschen mehr Raum zwischen sich und Maugrim zu bringen, ohne dabei von einem Asrai aufgespießt zu werden.

Und dann lief der von der dämonischen Präsenz der Asrai besessene Shangra zum Feind über.

… und Maugrim verlor die Kontrolle....

Er erzählte später, dass er sich kaum und wenn nur schemenhaft an die Geschehnisse nach diesem Augenblick erinnern konnte. Dass er Shangra versucht hatte zu töten und ihn durch den halben Wald verfolgt hatte. Dass er sogar Jakopp angegriffen hatte. Und dass er sämtliche Zeichen seiner Zugehörigkeit wie den Questor und seinen Gürtelschild weggeworfen hatte, bevor er zu der Gruppe zurückgekehrt war um weiter nach der Großaxt zu suchen.
Auch das Mithrilfläschchen....

Sasha hatte sich ihm in den Weg gestellt, um ihn aufzuhalten, hatte versucht direkten Kontakt mit seiner Seele aufzunehmen, doch es fühlte sich so an, als hätte der Bär sich in einer schützenden Ecke verkrochen um nicht völlig verbrannt zu werden.

Sie spürte wieder wie sich ihr Innerstes zu einem eisigen Klumpen zusammenzog, der ihr das atmen fast unmöglich gemacht hatte, als derjenige, der ihr am nächsten stand und dem sie am meisten vertraute, sie mit purer mentaler Gewalt dazu zwang, zurückzuweichen und den Pfad freizumachen.
„Geh..mir...aus...dem...Weg!“


Die Kälte dieser Erinnerung breitete sich immer weiter aus, bis die Wolfselfe plötzlich aus ihren tiefen Gedanken herausgerissen wurde.
„Was ist los?“
Maugrim stand neben ihr am Feuer und sah sie prüfend an, nickte dann aber nur kurz, als er verstand.
„Wir sollten versuchen etwas Schlaf zu bekommen.“
Sasha Timberlore Schattenwolf
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Antw:Der Weg des Feuers
« Antwort #2 am: 10. Jul 17, 22:02 »
3 Monate später....

Im Sommer des Jahres 257 nach Jeldrik



Während Mina und Kydora sich die Zeit im Zentrum von Weißenthurm vertrieben, war Sasha bei Maugrim im Tempel geblieben um ihm ein wenig beim Training zuzuschauen, bevor sie mit den beiden anderen wieder zurück nach Engonien reisen würde.
Die Wolfselfe saß auf einer Balustrade am Rand des Trainingsplatzes und beobachtete wie der Tormentor-Priester gerade seinen Gegner verprügelte....oder vielleicht eher verprügelt wurde.

Die neue Tätowierung war – typisch Maugrim – sehr schnell verheilt, nur seine Schulter machte ihm logischerweise noch Probleme. Der Kriegspriester hatte sich – auch typisch Maugrim – bereits am nächsten Tag wieder ins Kampftraining gestürzt, auch wenn ihm die Wunde und die Nachwirkungen des Trankes sichtlich zu schaffen machten.

Anerkennend musste Sasha zugeben, dass seine Sturheit belohnt wurde und er rasante Fortschritte machte.
Seit Maugrim anfing zu akzeptieren, dass er Destrutep nicht loswerden würde und ihn immer mehr als einen Teil von sich selbst sah, wurde seine Kontrolle besser und besser.

In den letzten Wochen hatte er ein systematisches Training absolviert, sich im Kampf immer ein Stück weiter gewagt, immer bis kurz vor den Punkt, an dem er die Kontrolle verlieren würde.

Und selbst als sein aktueller Gegner mit einem triumphierenden Lachen einen direkten Treffer auf Maugrims linker Schulter landen konnte, der den Priester mit einem Schmerzlaut auf die Knie schickte, flackerte Destruteps Präsenz nur kurz auf.
Mit einem wütenden Knurren parierte er den nächsten Schlag mit dem Stiel seines Hammers und war schon wieder auf den Beinen, um nun seinerseits sein Gegenüber mit wuchtigen Schlägen einzudecken und ihn systematisch in die Enge zu treiben.
Kein Anzeichen von Kontrollverlust. Kein Vergleich zu ihrem Ausflug zum Frühlingsfest in Haubach.

Der Kampf wogte mittlerweile ziemlich ausgeglichen hin und her, nach einiger Zeit trennten sich die beiden Kontrahenten in einem respektvollen Unentschieden.

Sichtlich erschöpft und blutverschmiert, aber mit einem ebenso zufriedenen Gesichtsausdruck kam Maugrim zu Sasha hinüber.
Sie musterte ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue.
„Ich glaube du solltest dich waschen.“
Als Reaktion wuschelte der Priester ihr mit einer blutigen Hand kurz durch die Haare, was der Wolfselfe ein entrüstetes „Ey!“ entlockte, dann grinste er sie an.
„Ich glaube du dich auch.“
Schwungvoll drehte er sich um um den Kampfplatz in Richtung eines der Brunnen zu verlassen, seine Seelenschwester hüpfte mit einem Seufzen von der Balustrade und folgte ihm.
Sasha Timberlore Schattenwolf
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Antw:Der Weg des Feuers
« Antwort #3 am: 11. Aug 17, 20:41 »
Im Spätsommer des Jahres 257 nach Jeldrik

Sasha stapfte die langen Gänge des Tempels entlang, in der geschlossenen Faust ein Blatt Papier, dass wohl schon bessere Tage gesehen hatte.
Gefühlt unzählige Male hatte sie den Brief gelesen und ihn anschließend wieder zerknüllt.
Warum genau jetzt verdammt nochmal??
Ihr Gesichtsausdruck schien zu ihrer Laune zu passen, denn alle Novizen, denen sie begegnete machten den Anschein, als würden sie am Liebsten in einer Mauernische verschwinden, wenn sie an ihnen vorbei kam.

Nach einigen Minuten hörte sie den Kampflärm des Übungsgeländes. Kurz blieb sie stehen, schloss die Augen und atmete tief durch. Maugrim war gerade mitten in einem Kampf und es würde weder ihm noch ihr etwas bringen, wenn sie ihn mit ihrer unterirdischen Laune aus dem Tritt brächte.
Dann betrat sie die freie Fläche, auf dem sich mehrere Kampfpaare befanden, welche mit den unterschiedlichsten Waffen aufeinander einhieben.
Maugrim und sein Gegner umkreisten sich etwas abseits der anderen Kämpfer. Sasha umrundete den großen Sandplatz, der mit mehreren kleinen und größeren roten Flecken gesprenkelt war und lehnte sich an eine der großen Säulen, die die den Platz umspannende Balustrade stützten.

Sie beobachtete den Priester, der seinen Gegner gerade mit ein paar wuchtigen Schlägen seines Kriegshammers eindeckte.
Auf der Kampffläche waren in unterschiedlichen Abständen massive Holzwände aufgebaut, übermannshoch und so breit, dass sich drei Menschen nebeneinander dahinter verstecken konnten. Die waren neu.

Sasha grübelte noch über ihren Zweck nach, als sie zusammen zuckte und den überraschten Blick auf ihren Seelenbruder heftete.
Maugrims tiefe Stimme donnerte über den Platz. Ein Stoßgebet....aber nicht an Tormentor. Er rief Destrutep an.
Was zum....?
War das sein Ernst? Das letzte Mal, als er das getan hatte, war auf dem Frühlingsfest gewesen. Und das Ergebnis verfolgte sie immer noch in ihren Träumen.

Sasha stieß sich von der Säule ab und beobachtete gebannt die beiden Kämpfer. Später konnte sie gar nicht mehr sagen, welche Worte der Kriegspriester genutzt hatte, sie spürte das Feuer in ihm lodern, doch anders als beim letzten Mal hatte sie nicht das Gefühl, dass es ihn verzehrte.

Zwischen Maugrims Händen begann die Luft zu flimmern, nach einigen Augenblicken bildete sich dort eine Flamme, die rasch zu einer etwa faustgroßen sich drehenden Kugel aus Feuer wurde. Mit Schwung warf er diese Kugel in Richtung seines Gegners, der diese Aktion wohl erwartet hatte, denn er hechtete mit einem rettenden Sprung hinter eine der dicken Holzwände.
Das erklärte auch deren Sinn und Zweck.
Der Feuerball fauchte durch die Luft und hinterließ einen Lichtschweif, knallte dann gegen die Wand und verursachte eine Explosion, deren Hitze die Wolfselfe noch bis zu ihrem Standort spüren konnte.
Einige Stücke der Holzwand regneten brennend auf den Sand nieder, doch der Großteil des Hindernisses hatte seine Aufgabe erfüllt und Stand gehalten.

Mit offenem Mund starrte Sasha auf das großflächig schwarz verbrannte Holz.

Sie merkte nicht einmal, dass Maugrim sich mit einem Kriegergruß und einigen Worten bei seinem Gegner bedankt hatte und zu ihr herüber gekommen war. Erst als er direkt neben ihr stand, Frieden mit einem dumpfen Geräusch auf dem Boden abstellte und sich mit einer Hand auf dem Griff abstützte, wanderte ihr Blick zu ihm, immer noch einen selten dämlichen Gesichtsausdruck auf dem Gesicht.

Maugrim grinste sie breit an.

„Nicht schlecht oder?“


Die Wolfselfe klappte endlich den Mund zu und öffnete ihn wieder um etwas zu sagen, aber alles was sie zustande brachte war ein gestammeltes: „Das...das...meine Güte...“

Maugrim lachte. Seine gute Laune war ansteckend und die spürbare Erleichterung, die von ihm ausging, tat ihr übriges. Sasha erwachte endlich aus ihrer Starre und grinste zurück.

„Das war beeindruckend Maugrim. Absolut beeindruckend.“

Sie beide wussten, dass sie nur sekundär den Feuerball meinte. Maugrim hatte die Kontrolle behalten. Mehr noch, er hatte bewusst Destruteps Feuer gerufen und es genutzt ohne auch nur einen Wimpernschlag lang die Oberhand zu verlieren.

„Damit ein einzelnes Ziel zu treffen ist gar nicht so einfach. Allerdings werde ich das Feuer im Kampf natürlich nicht einsetzen, ich schaue meinem Gegner lieber in die Augen bevor ich ihn in den Boden einmaßiere.“

Sasha nickte bestätigend. Es hätte sie auch sehr gewundert, wenn er diese Möglichkeit genutzt hätte, um nicht in den direkten Kontakt mit seinem Gegner zu treten. Fernkampf lag weder ihm noch ihr.
Es sei denn er warf seinen Kriegshammer...bei der Erinnerung daran musste sie breit grinsen.

Als der Blick der Wolfselfe noch einmal zu der Holzwand wanderte, fielen ihr nun auch die schwarz verkohlten Flächen auf den anderen Wänden auf, und die mit Holzbrettern geflickten Stellen.
Maugrim schien das Feuer nicht erst seit heute zu nutzen.

Sie holte Luft um noch etwas zu sagen, als ihr der zerknüllte Brief einfiel, den sie noch immer in der Hand hielt und ihre Laune sackte schlagartig ab.
Maugrims Körperhaltung änderte sich genauso schnell, eben noch lehnte er entspannt auf seinem Kriegshammer, im nächsten Moment hatte er sich aufgerichtet, den Griff des Hammers fest in der Hand, wie auf einen Angriff vorbereitet. Er fixierte Sasha mit zusammen gekniffenen Augen.

„Was ist los?“

Wortlos reichte sie ihm den Brief, er nahm ihn, lehnte Frieden an die Säule und las.
Sasha beobachtete ihn dabei, beobachtete vor allem die Flamme, die in ihm brannte. Seine Augen überflogen die Zeilen, sein Blick wurde düster und düsterer und am Ende gab er dem eh schon lädierten Blatt Papier den Rest.
Doch so schlecht seine Laune auch wurde, so viele Gedanken sich in diesem Moment in seinem Kopf überschlugen, die Flamme brannte konstant weiter, ruhig und gleichmäßig.

„Der schwarze Mond....ich habe dafür gebetet dass wir diesem götterverfluchten Portal nicht noch einmal begegnen müssen.“


Er blickte von dem traurigen Papierknäuel, dass er so fest in seiner rechten Hand hielt, dass die Knöchel weiß wurden, zu seiner Seelenschwester.

„Na dann los.“
Sasha Timberlore Schattenwolf
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Offline Akela

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Antw:Der Weg des Feuers
« Antwort #4 am: 23. Okt 17, 17:19 »
Im Herbst des Jahres 257 nach Jeldrik

„Du hörst doch immer auf dein Bauchgefühl. Meinst du, du könntest auch auf mein Bauchgefühl hören?“
Mit diesen Worten hatte Sasha ihre Bitte angefangen. Nein, weniger eine Bitte als einen Entschluss.
„Ich weiß nicht was passieren wird, aber ich habe ein ganze dunkle Ahnung. Und ich habe das schlechte Gefühl, dass wir dich nicht mitnehmen dürfen, da du sonst vielleicht nicht mehr dieselbe bist wie vorher“
Balerian war einer Meinung mit der Wolfselfe gewesen. Und so hatte Mina keine Wahl gehabt als sich einen Abend vor dem Treffen in Graufelden von ihren Freunden zu trennen.



Es wäre wohl eine Nacht wie viele andere Nächte zuvor auch in dem kleinen Herbergszimmer, dass du bezogen hast, wenn sich deine Gedanken nicht ununterbrochen um deine Freunde drehen würden.
Deine Freunde, die vielleicht genau in diesem Augenblick den Kampf gegen Atos und seine untoten Truppen aufnehmen würden....von denen niemand so genau wusste wie groß ihre Zahl nun wirklich war.
Mit einem tiefen Seufzen kuschelst du dich tiefer unter die Decken und beobachtest den Mond, der durch das halb geöffnete Fenster in deine Kammer scheint.
Dein Lager ist warm und weich und doch wälzt du dich noch lange unruhig hin und her in der absoluten Überzeugung, dass du in dieser Nacht kein Auge zu bekommen würdest.

Und doch scheint dich der Schlaf irgendwann übermannt zu haben...denn du träumst.




Du träumst von einem Raum mit hellen Wänden, ein seltsam diffuser Nebel hängt in der Luft und verschleiert die Sicht. Die Nebelschwaden ziehen ohne die Andeutung eines Windes an dir vorbei. Du siehst ein paar Möbel...ein Tisch und Bänke... keinerlei Fenster, die einen Blick nach draußen erlauben würden.

Linker Hand in etwa zehn Schritt Entfernung ist der Nebel besonders dicht. Eine undurchdringliche wabernde Mauer, hinter der menschengroße Schemen zu erkennen sind. Sie bewegen sich unstet, leise...als verschlucke der Nebel jegliches Geräusch.
Du kneifst die Augen zusammen, um mehr erkennen zu können. Und da bemerkst du die Aura.

Eine stinkende und faulige Aura, eine Aura von Tod und Verwesung. Sie ist überall, dringt dir in Nase und Mund und lässt dich für einen kurzen Moment würgen, bevor du die Kontrolle über deinen Körper wieder erlangen kannst.
Atos....alles roch nach ihm...fühlte sich nach ihm an. Überall um dich herum.

Es ist als wäre hier in deinem Traum alles offener und irgendwie direkter. Deine Schutzhütte scheint hier nicht zu existieren....genau sowenig wie der Keller.
Du hast das Gefühl, diese Aura mit deinen bloßen Händen berühren zu können.

Und es ist kalt. So kalt, dass dein Atem vor dem Mund zu kleinen Wölkchen gefriert.
Eine Kälte, die dir in die Knochen zu kriechen scheint....unnatürlich kalt.
Du schlingst die Arme um deinen Oberkörper um dich warm zu halten, doch bevor du dich dem eisigen Schauer, der deine Wirbelsäule entlang kriecht, hingeben kannst, ertönt ein Schrei und lässt dich aufschrecken.
Ein Schmerzenzschrei.
Die Verzweiflung, die darin mitschwingt, vertreibt die Kälte schlagartig aus deinen Gliedern. Oder vielleicht wird sie auch nur egal....du kannst es nicht genau sagen.
Dein Herz schlägt schneller.
Diese Stimme, selbst verzerrt durch Schmerz und Qual, kommt dir sehr bekannt vor....zu bekannt.

Du fährst herum, den Mund zu einem Schrei geöffnet, doch nur ein Flüstern verlässt deine Kehle.

Keine fünf Schritte von dir entfernt stehen zwei große Gestalten. Zuerst kannst du sie gar nicht richtig fassen...als wäre da nichts, keine Gefühle oder Leben, nur schwarze Löcher.
Dann erkennst du jedoch schemenhaft dunkle Plattenrüstungen. Die Gesichter sind hinter Helmen verborgen, doch du bist dir sicher, dass du in ihnen nur leere Augenhöhlen finden würdest.
Genauso leer und tot wie ihre Auren. Todesritter.
Sie halten eine Gestalt fest, die zwischen ihnen kniet. Ihre Kleidung mag wohl einmal hell gewesen sein, doch jetzt ist sie blutgetränkt und zerfetzt.
Der Körper bedeckt von blutenden Wunden und schwärzlich verfärbten Verbrennungen, wie von extremer Kälte.
Die blonden Haare sind rötlich von getrocknetem Blut, die Spitzen ihrer elfischen Ohren abgeschnitten..

Sasha.

Die Wolfselfe hält den Blick ihrer raubtierhaften Augen auf eine weitere Gestalt geheftet, die vor ihr steht, einen elegant geschwungenen Dolch in der Hand, von dem frisches Blut langsam auf den Boden tropft.

Die Gestalt ist blond, schlank und trägt ein blau-weißes Gewand. Deutlich sind die spitzen Ohren zwischen den halblangen Haaren zu erkennen.
Und während die Auren der beiden gepanzerten Gestalten sich eher anfühlen wie gähnende schwarze Abgründe, so ist die Aura dieser Elfe anders. In ihrem inneren glimmt ein Licht, dass jedoch von rankenähnlichen Gebilden, die sich um ihren Körper und gleichzeitig um ihre Seele winden, fast gänzlich verdeckt wird. Die Ranken zeigen alle Farben, die du dir vorstellen kannst und gleichzeitig keine einzige.
Immer wenn du versuchst sie genauer zu betrachten verschwimmen sie vor deinen Augen und wechseln die Form.
Die Gebilde fühlen sich nach Atos an...sie SIND Atos. Und sie scheinen die helle und irgendwie hilflose Aura der Elfe zu durchdringen und sie immer mehr zu zerquetschen.

Im Hintergrund siehst du vier weitere Todesritter stehen, völlig bewegungslos, als wären es nur Rüstungen ohne einen Träger.

Die blonde Elfe tritt wieder auf Sasha zu, packt ihre Haare mit der linken Hand und hält sie fest, dreht den Dolch für einen Augenblick in ihrer Hand, den Kopf leicht schief gelegt, als würde sie überlegen.

Dann stößt sie zu, rammt der Wolfselfe das blanke Metall bis zum Heft in die Eingeweide, dreht ihn mit einem Ruck in der Wunde herum und reißt ihn wieder heraus.
Mit einem erstickten Schmerzlaut sackt Sasha in sich zusammen.
Helles Blut spritzt auf den Boden, hätte die Elfe getroffen, wenn diese nicht rasch einen Schritt nach hinten gemacht hätte.
Die Todesritter lassen die Wolfselfe los, sie krümmt sich auf dem unwirklichen Boden.

Nein! Sasha!

Du willst zu ihr, ihr helfen, irgendetwas tun!
Doch du kannst dich nicht von der Stelle bewegen, bist wie festgewurzelt. Egal wie sehr du dich anstrengst, du kannst dich keinen Millimeter bewegen, und immer noch verlässt kein Laut deine Kehle.
Das einzige was dir bleibt ist hilflos mit anzusehen, wie das Leben aus dem Paladin sickert. Langsam und stetig. Wie ihre Aura schwächer wird, ebenso wie ihre Bewegungen.

Die Elfe lacht leise. Ein kalter, unwirklicher Laut, es wirkt als würde dieser Laut nicht von ihr ausgehen...als würde jemand anders lachen. Sie betrachtet Sasha mit einem interessierten und abschätzenden Blick, wie eine Beobachterin bei einem Experiment.
Dann lässt sie sich neben der sterbenden Wolfselfe auf einem Knie nieder, berührt sie leicht am Kopf.
Ein paar gemurmelte Worte in einer fremden Sprache, ein blaues Leuchten.
Und Sasha keucht auf, hustet. Der Blutstrom versiegt gänzlich.

Was...? Warum...?

Einer der Todesritter zieht Sasha in eine knieende Position. Die Wunde hat sich fast völlig geschlossen, nur noch eine wütend rote Narbe beweist, dass sie einmal da gewesen war.

„Sie ist eine sehr gute Heilmagierin.“
Dieser Satz regt sich irgendwo in deinem Hinterkopf.
Heiler.
Magier.
Elfe.
Und dann diese Kälte.

Ninim...!

Deine Eingeweide verkrampfen sich zu einem kleinen Knoten, als dir klar wird, was das bedeutet.
Die Frostelfe ist tatsächlich in der Gewalt des Lichs. Und nicht nur das, er bedient sich auch ihrer Fähigkeiten, und das erschreckend erfolgreich.

Rötliche frische Narben von gerade erst verheilten Wunden auf dem Körper der Wolfselfe sprechen Bände...wahrscheinlich wurde sie schon seit Stunden von Ninim gefoltert und immer wieder geheilt.

Als du gerade anfängst zu allen dir bekannten Göttern und Naturgewalten zu sprechen um herauszufinden, was dieser Traum wohl bedeutet, da ändert sich die Szenerie schlagartig.
Der Kopf der Elfe...Ninim....ruckt herum, sie starrt an dir vorbei in den dichten Nebel mit den herumwandernden Schemen.
Ein Auge ist hell, eines schwarz.
Ein kurzes schneidendes Wort von ihr und die beiden Todesritter treten vor, lassen Sasha zurück, die ebenfalls unverwandt den Nebel fixiert.
Auch die vier im Hintergrund verharrenden gepanzerten Untoten treten vor, sie bewegen sich in völligem Gleichklang.

Du drehst dich um und schaust mit zusammen gekniffenen Augen in den Nebel, in den Bewegung gekommen ist. Die wabernden Schlieren werden zerfetzt, die darin herumwandernden Schemen streben alle zu einem Punkt in der Mitte.

Und dann ganz plötzlich, mit einem gewaltigen Stoß, fegt dich eine Aura von den Beinen, rasend vor Wut und Feuer, einem flammenden Sturm gleich.
Du findest dich auf den Knien wieder, als einer der Schemen, nun deutlich als Untoter erkennbar, mit seltsam verdrehter Wirbelsäule aus dem Nebel geflogen kommt und mit einem klatschenden Geräusch vor dir auf dem Boden landet, kleine Nebelfetzen hinter sich herziehend.


Und dahinter, mit seinem Kriegshammer Verwüstung unter den Untoten sähend, der Tormentor-Priester Maugrim.


Eine Welle von Erleichterung durchfährt dich wie eine wärmende Woge. Du bist dir nicht sicher, ob das deine eigenen Gefühle sind oder die von Sasha, aber das ist dir auch egal.
Du badest in dem Gefühl, lässt dich von ihm erfüllen.


Ninim wendet sich Maugrim zu, auf einen kurzen Wink von ihr treten die vier Todesritter an ihre Seite und erstarren direkt wieder.

„Sie an, sieh an... das hätte ich nun nicht erwartet.“
Sie lächelt ein kaltes Lächeln, welches ihre Augen nicht erreicht.
„Nun gut, dann sei es so.“

Du beobachtest Maugrim. Die Masse an Untoten hat ihm scheinbar schon ziemlich zugesetzt, sein Atem geht schnell und er nutzt die kurze Pause um wieder etwas zu Kräften zu kommen. Sein Blick wandert zu Sasha, die entkräftet auf dem Boden kniet...und eine tief in ihm sitzende Wut regt sich, die dich erschaudern lässt.

Dann passieren mehrere Dinge gleichzeitig.

Eine tiefe Stimme, die von überall her zu kommen scheint, ertönt, füllt für einen Moment deinen Geist aus und lässt einen faden Geschmack zurück.

„Dann töte sie eben beide. Jetzt.“

Ninim hebt den Arm und gibt den Todesrittern mit einer kurzen Handbewegung den Befehl zum Angriff.
Und Maugrim zieht sich rasch einen Anhänger vom Hals, den er Ninim in einer schnellen Bewegung zuwirft.
Die Frostelfe fängt den Anhänger in einer reflexartigen Bewegung auf und betrachtet ihn. Und für einen kurzen Augenblick scheinen die Ranken, die sich um ihren Körper winden zu erstarren, scheint ihre lichte elfische Aura darunter heller zu werden und die Ranken zu überstrahlen.
Das musste Ninims Rudelfläschchen sein.
Mit großen Augen starrt sie auf den kleinen Gegenstand in ihrer Hand und in diesem Augenblick bist du dir sicher, die richtige Ninim zu sehen.
Die Ninim, die ihren Freunden beisteht und sie heilt, die immer für andere da ist. Die zum Rudel gehört.
Einige der Ranken erzittern und lösen sich in durchsichtigen Schwaden auf.
Doch der Rest zieht sich nur umso enger um die Frostelfe.

Und dann ist der Augenblick so schnell wieder vorbei, wie die sechs Todesritter für einen ersten Angriff brauchen.
Sie umkreisen den Kriegspriester und dringen erbarmungslos auf ihn ein, Kampfmaschinen ohne die leiseste Rücksicht auf eigene Verluste.

Der Kampf ist schnell und brachial.
Wuchtige Waffen treffen auf metallene Rüstungen, die sich kreischend verbiegen, der Boden wird aufgewühlt.
Über den Kampflärm hinweg ertönen Maugrims Gebete an Tormentor.
Er nutzt alle Fähigkeiten, die er sich im Laufe seiner Jahre als Priester einer Kriegsgottheit und als Mitglied der Valkensteiner Armee angeeignet hat, um die Angreifer auf Distanz zu halten.
Doch sie sind in einer deutlichen Überzahl....und sie haben jetzt gerade nur einen einzigen Zweck: Ihn zu töten.
Gebannt starrst du auf den hin und her wogenden Kampf. Für einen kurzen Moment sieht es tatsächlich so aus, als hätte Maugrim eine Chance, doch er wird zusehends langsamer.

Zwei der unbeseelten Kreaturen in ihren Rüstungen liegen schon zerschlagen auf dem zerwühlten Boden, als einem der Todesritter ein direkter Treffer gelingt, der Maugrim aus dem Takt bringt. Weitere Treffer folgen, lassen ihn immer mehr straucheln.
Dann ein schneller Schlag, gezielt auf seinen Waffenarm. Der Kriegshammer fällt mit einem lauten Poltern zu Boden.
Die Frostelfe lacht hell auf, die Todesritter erstarren, wenden ihr ihre behelmten Köpfe zu.

Aus mehreren schweren Wunden blutend sackt der Kriegspriester auf die Knie, sein Atem geht rasselnd, der Blick ist voller Verzweiflung auf seine Seelenschwester gerichtet, die seinen Blick erwidert.
Ninim steht neben ihr, eine Hand in ihren Haaren, den blutigen Dolch an die Kehle der Wolfselfe gedrückt.

Die Szene scheint tausend Herzschläge zu dauern, sie hat dich völlig in ihrem Bann.
Du bemerkst kaum, wie sich deine Fingernägel in den lockeren Boden krallen, als du versuchst, dich irgendwo festzuhalten, mit offenem Mund erwartest du den finalen Befehl.

Doch stattdessen fängt Maugrim abermals an zu beten.
Seine vormals so verzweifelte und wütende Aura wird von fester Entschlossenheit abgelöst. Als hätte er eine Entscheidung getroffen. Eine entgültige...
Er betet zu Destrutep.

Seine tiefe Stimme ist fest und unerschütterlich, als er den kriegerischen Herrn des Feuers anruft.

Sashas verzweifelter Aufschrei geht fast in seinem Gebet unter. Als wüsste sie was er vor hatte....als wüsste sie was passieren würde.

Ninim runzelt die Stirn und beobachtet den Priester interessiert, die Todesritter warten immer noch auf ihren Befehl.


Dein Blick wird wie von selbst zurück auf den Tormentor-Priester gezogen, der mittlerweile wieder auf beiden Beinen steht.
Keine Spur von Kontrollverlust, geleitet wird er nur von seinem eisernen Willen.
Es kommt dir vor, als würde er von innen heraus leuchten, als würde ein Feuer in ihm brennen, dass die Kälte von diesem Ort, die Kälte aus deinen Gliedern vertreibt.

Doch das angenehme Gefühl bleibt nicht lange bestehen, die Temperatur steigt stetig an bis du das Gefühl hast, du siehst nicht mehr Maugrim vor dir, sondern nur noch loderndes Feuer.

Die Zeit hast du schon völlig vergessen, sie ist belanglos geworden. Du könntest Sekunden da knien oder Jahre....es ist dir gleichgültig.


Dann erreicht Maugrim mit immer lauter werdender Stimme den Höhepunkt des Gebetes...

...und die Welt um dich herum wird in ein Meer aus Flammen getaucht.


Das aufbrandende Feuer ist überall, rauscht tosend und fauchend durch den Raum um alles zu verzehren.

Du verbrennst....und bleibst doch unversehrt. Du schreist...sind das wirklich deine eigenen Schreie?

Schmerzen, Verzweiflung, Wut.... und Entschlossenheit.

Dann wird es dunkel.

Du weißt nicht wie viel Zeit vergangen ist, bis du die Augen wieder öffnest, doch das ist immer noch gleichgültig.
Es ist still.
Das Feuer ist vergangen, nur noch glimmende Stellen und die verbrannte Einrichtung zeugen von der zerstörerischen Kraft, die hier eben noch gewütet hat.
Der Geruch von verbrannten Materialien liegt in der Luft. Und von verbranntem Fleisch.
Von den Todesrittern ist nicht viel mehr übrig als mehrere Häufchen Asche und einige Rüstungsteile.

Ninim kniet mit völlig fassungslosem Gesichtsausdruck neben Sasha in einem fast schon völlig weggeschmolzenen Kreis aus Eis, die Hände noch immer zur Abwehr erhoben.
Die letzten Fetzen der Ranken, die sich um ihren Körper und ihre Seele gewickelt haben, lösen sich mit einem Knisten auf bis auch die letzten Reste verschwunden sind.
Weggebrannt.
Und die leuchtende Aura bahnt sich langsam ihren Weg an die Oberfläche.
Beide Elfen sind von den Flammen völlig unberührt geblieben.

Mit einem dumpfen Geräusch bricht Maugrim auf dem Boden zusammen.
„Nein! Maugrim!“
Die Stimme der Wolfselfe ist heiser vom vielen Schreien, erstaunlich schnell ist sie bei ihm, lässt sich neben dem Kriegspriester auf die Knie fallen.

Plötzlich kommt es dir so vor als wärst du sie, als würdest du Maugrim mit ihren wölfischen Augen sehen.

Für einen Augenblick bist du Sasha.

Angst, Verzweiflung, Panik....
Große Teile seines Körpers sind verbrannt. Doch am schlimmsten sind die inneren Verletzungen. Es ist als wäre das Feuer aus ihm herausgebrochen, hätte seine Organe als erstes versehrt und zerstört. Der Atem des Kriegspriesters geht mühsam, als er dich mit seinem einen noch intakten Auge fixiert.

Einsicht, Verstehen...
Mit einer unerschütterlichen Erkenntnis, die sich schmerzhaft in deine Eingeweide gräbt, wird dir klar, dass Maugrim sich selbst geopfert hat.
Um die Beherrschung, die auf Ninim lag, zu brechen.


Um dich zu retten.

Das Feuer hatte dir nichts anhaben können. Maugrim hatte seine letzten Kräfte dazu genutzt, dich und Ninim davor zu schützen anstatt sich selbst. Die Eiswand der Frostelfe hatte ihr übriges getan.
Du möchtest ihn anschreien, dass er hier bleiben muss. Ihn anflehen, dass er dich nicht alleine lassen soll.

Verständnis, Akzeptanz...
Doch kein Ton kommt aus deiner Kehle. Denn es ist seine Entscheidung gewesen.
Ein schwaches Lächeln erscheint auf seinem halb verbrannten Gesicht.
Als wäre er nur noch hier, um zu sehen, dass du überlebt hast und in Sicherheit bist.
Und ein letztes Mal spürst du die Berührung seiner Seele, als er alle Schilde, die das Feuer überstanden haben, auf dich überträgt.
Um dich noch ein letztes Mal zu schützen.
Vor dem Unvermeidlichen.

Ein letzter rasselnder Atemzug, eine letzte Bewegung.

Dann stirbt Maugrim.



Der Todesschock, der die Wolfselfe über das Seelenband überflutet, der an ihr zerrt um sie mit in die Dunkelheit zu reißen, nur gelindert durch den Schutz, den Maugrim auf sie übertragen hat, katapultiert dich wieder in deinen eigenen Körper zurück.
Zu deinem Glück...
Sashas Körper verkrampft sich, sie stößt ein hohes Jaulen aus, das sich anhört, als würde man einen Hund treten. Dann bricht sie neben Maugrim zusammen.

Dir bleibt nur fassungslos auf das eben geschehene zu starren, eine unwirkliche Leere in deinem Inneren.
Scheinbar weinst du, denn nur undeutlich erkennst du durch einen Schleier aus Tränen wie der Nebel abermals zerreißt und eine größere Gruppe von Leuten mit panischen Rufen in den Raum flutet. Deine Freunde.
Alles ist unwirklich, passiert wie in Zeitlupe... du hörst Rufe, siehst Heiler, die sich sofort ans Werk machen, die Rufe werden panischer, die Bewegungen der Leute hektischer.

Dann ein hoher Klagelaut, wie nicht von dieser Welt.
Jelena.




Und du erwachst.

Schreckst schweißgebadet auf deinem Lager auf, das Herz droht dir aus der Brust zu springen und nur mühsam bekommst du deine überschnappende Atmung in den Griff.
Mit zitternden Händen ziehst du fahrig die Bettdecke glatt, nur um eine vertraute Bewegung zu machen.
Und du wartest auf das Gefühl der Erleichterung, wie es einen nach einem bösen Traum überkommt, wenn man aus ihm erwacht ist und merkt, dass das Erlebte gar nicht wahr ist.

Doch so sehr du es dir wünschst....dieses Gefühl stellt sich nicht ein.
Und mit einer schmerzhaft deutlichen Erkenntnis wird dir klar:

Das war kein Traum.
« Letzte Änderung: 30. Okt 17, 00:39 von Akela »
Sasha Timberlore Schattenwolf
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Antw:Der Weg des Feuers
« Antwort #5 am: 02. Nov 17, 21:40 »
Dieser Text stammt aus einem anderen Thread, wird nur der Vollständigkeit halber hier mit geführt.



Im Herbst des Jahres 257 nach Jeldrik

Die Wölfin hetzt durch den nächtlichen Wald, die einzigen Geräusche die man hört sind ihre raschelnden Schritte auf dem laubbedeckten Boden und ihr keuchender Atem.
Sie will nur weg von den ganzen Menschen, weg von ihren mitleidigen Blicken, ihrer Trauer und ihrer Angst.
Und weg von dem Feuer, dass den Körper von Maugrim verzehrt.
Er hatte sich im Feuer Destruteps geopfert, hatte sich selbst von den Flammen verzehren lassen um sie zu retten.

War bei lebendigem Leibe verbrannt.

Ihre gehetzten Schritte beschleunigen sich noch, sie spürt wieder seinen unbändigen Willen und die unerschütterliche Entschlossenheit… und die unerträglichen Schmerzen, die er erlitten hatte, als das Feuer ihn von innen heraus zerstörte.

Nun verbrannten sie ihn wieder…  Und das war mehr als sie ertragen konnte.

Immer wenn sie das Gefühl hat, sie könnte nicht mehr laufen, immer wenn sie kurz inne hält um ihren keuchenden Atem zu beruhigen, dringen die Erinnerungen auf sie ein und treiben sie weiter.


Die sechs Todesritter greifen auf den Befehl von Ninim an, Maugrim stellt sich ihnen entgegen, wild entschlossen.
Tormentor! Herr des Krieges! Bringer der Ordnung!
Tior! Herr von Blut und Feuer!
Askar! Winterwolf!
Mut, Ehre und Tapferkeit sollen meine Rüstung sein, mein Glaube ein undurchdringlicher Schild. Und mit meiner Entschlossenheit sollst du führen meine Waffe auf dass sie jeden Feind niederstrecken möge der zwischen mir und meiner Seelenschwester steht.



Immer weiter durch die Wälder, ohne Ziel und ohne  eine Ahnung, wo sie sich eigentlich befindet.
Aber das ist ihr auch völlig egal.
Die Erinnerungen treiben sie weiter.... Erinnerungen an die Schmerzen, an die Flammen…an den Tod ihres Seelenbruders.
Sie dröhnen in ihren Ohren und in ihrem Kopf, immer und immer wieder.


Die Todesritter setzen Maugrim immer mehr zu, der Kampf wogt hin und her, doch der Tormentorpriester wird ob der Überzahl, die gegen ihn steht, zusehends schwächer. Sein Blut tränkt den Boden wie es das der Wölfin getan hat.
Als einer aus dem von euch geknüpften Seelenbund bitte ich euch um eure Gunst zu schützen meine Seelenschwester und meinen Seelenbruder vor dem was kommt, ihren Geist abzuschirmen vor der Flut, die auf Sie einprasseln wird.
Ihnen meine Entscheidung leichter zu machen.
Ich biete euch meinen Atem, meinen Herzschlag, mein Leben zum Schutze ihrer Leben.
Ihre Geschichte hier ist noch nicht zu Ende erzählt und wird noch lange weiter geschrieben werden.
Steht Ihnen bei und wacht über Sie, gebt Ihnen Kraft und Hoffnung auf den morgigen Tag, lasst sie begreifen, dass dies hier mein Wille ist.
Dies ist das Opfer, das ich bereit bin zu bringen um Sie zu schützen.

Die eisige Faust, die sich um das Herz der Wölfin schließt, als sie den Sinn der Worte versteht.



Viele der Wunden, die Ninim ihr während der Folter zugefügt hatte, waren durch die Bewegung wieder aufgebrochen. Sie spürt das warme Blut kaum, dass über ihren Körper rinnt und in ihrer Kleidung trocknet.
Sie will nur weg, egal wohin. Nur weiter.
Ihr Körper folgt ihrem gehetzten Geist immer tiefer in die Wälder der der Umgebung, nur ihre Instinkte bewahren sie davor, zu nah an den Wald von Arden zu kommen.

Doch ihre Kraft ist nicht endlos….
Die Schritte der Wölfin werden langsamer und unregelmäßig, sie stolpert immer häufiger


Er blutet aus mehreren schweren Wunden, die übrig gebliebenen Todesritter sind bereit um ihm den Rest zu geben.

Und Maugrim stimmt sein letztes Gebet an...

DESTRUTEP! KRIEGSBRINGER! HERR DES FEUERS!
Hier stehe ich und verbringe dein endloses Werk!
Ich bringe jenen den Krieg die ihn provozierten!
Das Opfer wurde gebracht und die Wölfe wachen nicht weiter über meinen Körper
!



Der Körper der Wölfin gibt einfach auf und sie bricht taumelnd unter einem uralten Baum mit tief hängenden Ästen zusammen.
Mit einem schmerzerfüllten Jaulen fällt sie auf die Knie, ihre Klauen krallen sich in den weichen Waldboden.
Sie will nicht denken, will den Erinnerungen keinen Raum geben.

Doch sie stürmen auf sie ein. Immer wieder, unerbittlich.


Maugrim, erhobenen Hauptes. Seine tiefe Stimme ist fest und entschlossen, als er von Destrutep das Entgültige erbittet.
So erflehe ich deine Gunst um in einer Feuersbrunst alles Unnatürliche und durch die verderbte Kreatur erschaffene zu vernichten!
Zu verschlingen und in den Flammen zu verzehren diese unnatürliche Magie, jene Beherrschung die auf einem Mitglied meines Rudels liegt.
Ich bin bereit mich deinem Feuer zu stellen, wissend das dies mein Ende sein wird.

Und Destrutep erhörte seine Bitte….



Die Wölfin schreit ihre Seelenqualen heraus, ihr tiefes Heulen schallt durch den stillen Wald und schreckt ein paar nächtliche Tiere auf.
Ein wilder Klagelaut, der einem eine Gänsehaut über den Körper jagen konnte.
Sie heult bis sie abermals heiser ist und ihre Stimme vewandelt sich in ein leises Winseln.


In den letzten Augenblicken seines Lebens war Maugrim frei.
Befreit vom Herrn des Feuers.
Befreit von Destrutep.
Befreit von dem Krieg, der seit Jahren in ihm gewütet hatte.

Und seine Stimme ist nur noch ein leises Flüstern, als er seine Seelenschwester  ein letztes Mal anblickt.
Mein Leben für euer Leben.
Bitte lasst mich gehen…. Mein Krieg ist jetzt zu Ende.


Und sie ließ ihn gehen.



Die Wölfin rollt sie sich zitternd auf dem Waldboden zusammen, den Kopf in den blutigen Klauen verborgen.
Sasha Timberlore Schattenwolf
1. Paladin Askars