Julienne verzog das Gesicht, als der Geschmack des Trunks sich in ihrem Mund ausbreitete.
Sie schluckte schwer und nickte zu Edouards Worten.
Dann stand sie auf und bedankte sich mit einem ehrlichen Lächeln und einem "Merci, Maréchal!"
Dann verließ sie die Schreibstube.
Draußen besah sie erneut den Himmel und beschloss, Hexe aus dem Stall zu holen.
Die Gardistin band das unruhige Pferd an einen Haltering am Stallgebäude und begann es zu putzen. Immer wieder versuchte die Stute sich loszureißen und trat um sich. Doch Julienne machte mit strengen Worten einfach weiter. Gelegentlich gab sie dem Tier einen heftigen Klaps, wenn es sich wieder einmal zu toll gebärdete.
Julienne putzte und putzte. Sie kämpfte mit dem Pferd und mit der Bürste. Schließlich war Hexe sauber und die Frau auf eine zufriedenstellende Art erschöpft. Am liebsten hätte sie der Stute nun noch einen ordentlichen Auslauf gegönnt, doch das war im Moment einfach nicht möglich. Also führte sie das Tier knapp eine Stunde im Hof herum und trabte sogar gelegentlich mit ihr. Besonders die kurzen Episoden des schnelleren Tempos brachten das Pferd regelmäßig zum Ausflippen. Das Tier stieg und keilte aus und Julienne hatte ihre liebe Not, es am Weglaufen zu hindern. Dann, endlich, wurde Hexe ruhiger, ließ sich fast anstandslos führen und trabte nahezu ruhig und gleichmäßig. Sie tat es mit erhobenem Kopf, spielenden Ohren und fliegendem Schweif. Zum Schluss schnaubte sie und beugte den Hals. Das war der Moment, in dem Julienne anhielt und das Pferd ausgiebig lobte und klopfte. Sie bürstete das verschwitzte Fell erneut und brachte Hexe in ihren Verschlag zurück.
Die Gardistin war endlich müde. Sie ging sich waschen und legte sich dann auf ihr Lager.
Entspannt schlief sie ein.
Nesrine hatte Julienne beobachtet. Sie wusste, dass der anderen Gardistin das eingesperrt sein zu schaffen machte. Auch ihr fiel diese Einschränkung schwer. Doch Julienne nun erschöpft aber zufrieden auf ihrer Bettstatt liegen zu sehen, gab ihrer Seele Frieden.
Nesrine ging nach draußen und begab sich zur Falknerei. Sie und Julienne besuchten Ares und die anderen Greifvögel von Zeit zu Zeit.
Der Falkner begrüßte die Gardistin mit sorgenvoller Mine.
Heute gab es besorgniserregende Neuigkeiten. Ares wollte nicht so recht fressen.
"Sei so gut und 'ilf mir, ein paar Taubön für ihn zu präparierön.", sagte der Falkner.
Sie gaben dem Vogel Eidotter und Innereien, die er jedoch verschmähte.
Nach einer Weile verabschiedete sich Nesrine, ihre Gedanken blieben aber bei dem Vogel und den Konsequenzen, die es haben mochte, wenn er sich nicht erholte.