Die Magierin wusste nicht, worüber die beiden sich genau unterhalten beziehungsweise wohl eher nicht unterhalten hatten, doch der vergangene Abend hatte mehrfach Temris thematisiert, sowohl von Jelena als auch Lyra und sie hatte sehr wohl mitbekommen, dass ihr Meister versuchte, dieses Thema komplett zu meiden.
Stella hatte Gorix' Lehrling Temris zwar nur kurz kennen gelernt, als sie noch am Anfang ihrer Ausbildung in der Akademie stand, doch hatte sie sich gleich sehr gut mit dem Feuermagier verstanden und erinnerte sich auch heute noch gern an das Zusammentreffen im Winter vor vier Jahren. Seitdem hoffte die Magierin darauf, ihn mal wieder zu sehen, wenn er von seinen Reisen zurück kam.
Entsprechend hart hatte auch sie die Nachricht von Temris' Tod ereilt, als Riane ihr versehentlich beiläufig davon berichtet hatte.
Das war also der Grund für sein langes Fortbleiben... hatte sie traurig bei sich gedacht.
Sie vermutete was ihren Meister abseits des Schmerzes einen weiteren Freund verloren zu haben noch beschäftigte - und weshalb er abseits der Verdrängung dieser Tatsache nicht glauben wollte, dass es sich dabei um das Herz seines Lehrlings handelte: Dass er sich Vorwürfe machte darüber, seinem Blutschwur nicht nachgekommen zu sein, Leib und Leben seines Lehrlings zu schützen und dass er nicht einmal bemerkt hatte, wie es um ihn stand. Versagt zu haben im Kampf um die Leben zweier Freunde.
Doch gesprochen hatte Stella ihn seitdem nicht - nicht gestern Abend und nicht heute Morgen...
Sie hatte bei seinem Gespräch mit Vanion gesessen und in den Antworten des Ritters viele Dinge erkannt, die sie ihrem Meister ebenfalls schon gesagt hatte - über Sinn und Unsinn ihrer Arbeit, die von Schmerz, Gefahr und Verlust geprägt war. Doch hatte sie schweigend zugehört und bisweilen gedanklich den Kopf geschüttelt. Doch nicht mit ihm im Vertrauen gesprochen und ins Gewissen geredet wie das Gespräch vor wenigen Wochen auf dem Treffen der Magier... Und sie musste zugeben, dass ihr bald die Argumente knapp wurden.
Und es war bestimmt nicht das Einzige, das ihn umtrieb, aber neben dem Verlust von Maugrim wohl das, was ihn am meisten...beschäftigte, auch wenn er sich versuchte, nicht damit zu beschäftigen.
"Das werde ich... Aber ich bezweifle, dass er momentan irgendjemandem wirklich zuhören würde. Du kennst ihn ja, Dickkopf und so... Und hier und jetzt mit all dem, was um uns herum passiert ist und dem möglichst baldigen Aufbruch würde ich ihn nicht lange genug zu einem ernsthaften Gespräch kriegen, das er nicht führen möchte... Das wird einen besseren Zeitpunkt erfordern.
Aber warum auf den Boden? Mir scheint, dass er eher grade den Kopf darin vergräbt..."