Autor Thema: Vorbereitungen für die Akademie/ Winter 260 n.J.  (Gelesen 19323 mal)

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Offline Jelena

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Re: Vorbereitungen für die Akademie/ Winter 260 n.J.
« Antwort #90 am: 28. Dez 10, 23:34 »
Trauer spiegelte sich in Jelenas Blick und sie legte Gerhardt die Hand auf den Arm:
"Es tut mir leid um Nr. 17. Es war ein gutes und treues Pferd. Ich bin mir sicher, dass wir einen würdigen Nachfolger finden werden. Es tut immer weh sein Pferd zu verlieren..."
Es war offensichtlich, dass der Verlust eines Pferdes in Jelenas Augen fast dem Tod eines Kameraden gleichkam.
Sie tätschelte Gerhardt den Arm und schüttelte den Kopf, als er von seiner Rüstung sprach:
"Du bist hier so sicher wie in Milostis Schoß. Der Kontor hat den Tag des Wolfes ausgestanden, da sind ein paar marodierende Banden nichts gegen. Außerdem bist du, mein Lieber, noch einige Zeit außer Gefecht! Und zwing mich nicht deine Hosen zu verstecken!"
"Schmuggeln? Ich bin reich genug um zu bestechen, ich muss nicht Schmuggeln!"

Offline gerhardt

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Re: Vorbereitungen für die Akademie/ Winter 260 n.J.
« Antwort #91 am: 28. Dez 10, 23:51 »
Bei dem Satz über seine Hosen musste Gerhardt so lachen daß er sich die Hand vor den Mund hielt um keine Essensreste im Raum zu verteilen.
"Oh bitte! für nekische Spiele bin ich wirklich noch zu krank."
Er legte seine Hand auf den Brustkorb um das brennen wieder zu beruhigen.
"Ich mache mir auch keine Sorgen um meine Sicherheit, es ist nur bei einem Valkensteiner und seiner Ausrüstung so wie bei euch und den Pferden.
Besonders an einer Kette wäre mir gelegen die sich dabei befunden haben muß, eine Rose auf dem Allumfassenden Kreuz.
Du weisst schon...."
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Offline Jelena

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Re: Vorbereitungen für die Akademie/ Winter 260 n.J.
« Antwort #92 am: 28. Dez 10, 23:58 »
Jelena sah ihn etwas verwirrt an:
"Die Kette habe ich schon irgendwo gesehen, warte mal, ich schaue direkt nach..."
Sie biß noch einmal ins Butterbrot und verschwand kurz im Nebenraum, aus dem man es rumoren hörte. Kurze Zeit später erschien sie lächeln und mit der Ketter in der Hand:
"Hier! Wassilji hatte sie in deine Geldkatze gepackt. Ein schönes Teil, aber was sollte ich über sie wissen?"
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Offline gerhardt

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Re: Vorbereitungen für die Akademie/ Winter 260 n.J.
« Antwort #93 am: 29. Dez 10, 00:11 »
Gerhardt streifte sie über und hielt den Anhänger im Handteller.
"Eine Seltsame Sache: Diese Kette hab ich schon Ewigkeiten, damals nahm ich sie weil sie mich irgendwie ansprach und jetzt erfuhr ich daß die Rose das Zeichen
Lavinias ist und in gewisserweise habe ich das immer gewusst.
Es ist als würde sich ein Kreis schliessen, ich glaube das hat etwas zu bedeuten, ich weiss nur noch nicht genau was?!"
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Offline Jelena

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Re: Vorbereitungen für die Akademie/ Winter 260 n.J.
« Antwort #94 am: 29. Dez 10, 00:18 »
"Ah ja, Lavinia..."
Jelena goß sich noch etwas Tee ein und lehnte sich zurück um vorsichtig an der Schale zu nippen. Ihr Blick blieb an der Kette hängen, wanderte dann aber über Gerhardts Gesicht und zu seinen Augen. Da geschah es wieder, dieses Gefühl, als könne die Heilerin bis auf den Grund seiner Seele blicken. Nur einen winzigen Augenblick lang waren ihre Augen bodenlos, dann schüttelte Gerhardt kurz den Kopf und alles war wieder wie vorher.
"Unser Gespräch gestern nacht war unvollständig. Es wundert mich nicht im geringsten, dass deine Seele nach göttlicher Führung lechzt. Du bist ein aufrechter und guter Mann, Gerhardt, und deine Seele strebt nach einer Verbindung die Reinheit und Hoffnung mit sich trägt. Die Frage ist nun, wo du diese Verbindung finden wirst. Wie kommst du auf Lavinia?"
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Offline gerhardt

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Re: Vorbereitungen für die Akademie/ Winter 260 n.J.
« Antwort #95 am: 29. Dez 10, 00:47 »
Gerhardt prustete durch die Nase und musste erst Husten bevor er antworten konnte.
"Deine hohe Meinung von mir beschämt mich, im ernst Jelena, ich fürchte ich bin nicht so gut und aufrecht wie du vermutest.
Und meine Seele lechzt vor allen Dingen danach in ruhe gelassen zu werden von allen Religiösen Spinnern und Fanatikern.
Meine Wahl viel auf Lavinia weil ich eine gewisse Bringschuld gegenüber den Göttern habe und mir Lavinia am wenigsten
unnötig erschien."
Gerhardt hustete sich einige Krümel aus der Luftröhre.
"Ich habe Priester jeglicher coleur nie wirklich ernst nehmen können, vielleicht empfand ich Cassandra auch deshalb nicht sonderlich bedrohlich.
Aber Fakt ist daß ich wohl an einem Spiel teilnehmen muss dessen Regeln ich nicht kenne weil allem anschein nach die Götter wollen daß ich mitspiele.
Also wenn du dazu was zu sagen hast: Nur heraus damit!"
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Offline Jelena

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Re: Vorbereitungen für die Akademie/ Winter 260 n.J.
« Antwort #96 am: 29. Dez 10, 21:03 »
Jelena runzelte besorgt die Stirn:
"Ich begreife was du mir sagen möchtest, aber ich bin nicht glücklich damit. Die Götter greifen in unser Leben ein, das ist unbestritten. Sie segnen uns und leiten uns. Ohne sie wäre keine Hoffnung und kein Licht."
Sie hob ihre Hände und hielt sie Gerhardt hin.
"Glaubst du wirklich ich wäre so gut, wenn nicht Milostis Segen auf meinen Händen liegen würde? Glaube mir, Gerhardt, ich habe schon sehr oft der Götter Gegenwart während meiner Arbeit verspürt, ihre aufmunternde Hand auf der Schulter oder auch den kalten, abweisenden Atem. Manchmal sogar den Tritt in den Arsch..."
Sie seufzte und griff wieder nach ihrer Teeschale.
"Gott begegnet uns in 777 Inkarnationen und jeder findet die Facette des göttlichen, die ihn in seinem Leben leiten kann. Du hast sie noch nicht gefunden. Du verpackst es als Zynismus, aber du vergisst, dass ich dich kenne, Gerhardt. Nur wer Gnade kennt kann sie auch geben... und du, der du Tod und Krieg bringst und Dinge tust die getan werden müssen... Du gehst einen schmalen Grat und hast Angst, dass du zu dem wirst, das du bekämpfst. Doch gleichzeitig gewährst du Gnade wenn es in deiner Macht steht. Also bist du in meinen Augen ein guter Mann. Und als solcher suchst du nach etwas Besserem. Meine Meinung nach wirst du in Lavinias Riten keine Erfüllung finden. Könntest du dir vorstellen einer anderen als einer engonischen Gottheit zu folgen?"
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Re: Vorbereitungen für die Akademie/ Winter 260 n.J.
« Antwort #97 am: 30. Dez 10, 22:08 »
Gerhardt hörte ihr zu, dann blickte er zur Deck als stünden dort die Worte die er brauchte.
Ich weiss selbst auch daß es die Götter gibt, mir selbst ist eine Inkarnation Alamars fast auf die Füsse getreten aber genau das, macht ja die Dinge so komoliziert.
Ich bin kein Adliger und doch weiss ich wie sie denken, was sie treibt und was sie erreichen wollen, mehr als es den meisten bewust ist.
Und warum weiss ich das? Weil es Menschen sind!
Nur... Götter sind Götter ,ich kenne weder ihre Absichten noch ihr vorgehen und da sie ganz offensichtlich teile unseres tuns lenken, bin ich mir nicht einmal sicher ob ich überhaupt
eine eigene Wahl habe."
Da war es wieder: Dieses Gefühl irgendetwas grundlegenes ist falsch und lässt sich doch nicht greifen.
"Ich möchte mich mit dir nicht streiten aber ich glaube auch ohne die Götter gäbe es Licht denn alles gute und gnädige läge in uns, es wäre eine Notwendigkeit um weiter zu bestehen, Götter wären dann nur eine Erfindung derjenigen die leichte Antworten auf die komplizierten fragen des Lebens bräuchten."
Gerhardt seufzte tief.
"Aber es gibt sie nunmal und auch ich muss mit ihnen klar kommen. Erfüllung werde ich mit keinem Gott finden, dazu sind wir zu verschieden aber ich vermute fast, wenn ich dich so höre, daß du noch eine Alternativ zu Lavinia im Ärmel hast? Ich bin mit meinem Wissen am Ende für Unterstützung wäre ich dankbar!"
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Re: Vorbereitungen für die Akademie/ Winter 260 n.J.
« Antwort #98 am: 02. Jan 11, 19:16 »
Jelena schwieg eine Zeitlang und als es schon fast schien, dass sie nicht mehr antworten würde, begann sie zu sprechen:
"Die Meditation ist der Weg mit dem Göttlichen und unseren Ahnen zu sprechen. Wenn ein Junge oder ein Mädchen erwachsen wird, dann gibt es wie überall Rituale, die diese Zeit des Übergangs begleiten. Eines davon hilft die Inkarnation des Göttlichen zu finden, die diesen Menschen im weiteren Leben begleiten und leiten soll. Es ist nichts absolutes, viele der Medvjedstani verehren einen Kanon an Inkarnationen und abhängig davon in welchem Lebensalter man sich befindet wechseln diese ganz natürlich. Einige, so wie ich, verschreiben ihr Leben den Prinzipien einer einzelnen Inkarnation und rufen die anderen nur zu ganz bestimmten Gelegenheiten an. Wenn du möchtest, dann werde ich dich für dieses Ritual vorbereiten. Es erfodert allerdings einen offenen Geist und viel Vertrauen in mich. Selbst dann kann es sein, dass es einfach nur die langweiligste Stunde in deinem Leben wird."
Jelena zuckte die Schultern:
"Einen Versuch wäre es wert und sei es auch nur, dass du dir über bestimmte Dinge klar wirst."
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Offline gerhardt

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Re: Vorbereitungen für die Akademie/ Winter 260 n.J.
« Antwort #99 am: 02. Jan 11, 23:35 »
Gerhardt presste die Lippen aufeinander.
"Normalerweise schätze ich es nicht sehr wenn andere in meinem Geist herumpfuschen aber bei dir habe ich bereits Ausnahmen gemacht, also warum nicht?
Ach nur  eins noch.... brauchen wir dafür eine tote Katze an einer Schnur befestigt?"
Dann grinste er sein breites Gerhardt grinsen.
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Re: Vorbereitungen für die Akademie/ Winter 260 n.J.
« Antwort #100 am: 02. Jan 11, 23:54 »
"Woher wusstest du das nur?"
Jelena sah ihn völlig ernst an und hob lediglich die Augenbraue.
"Außerdem wird es nötig sein, dass du dich völlig nackst ausziehst, dich komplett mit Schlamm beschmierst und bei Vollmond um das Feuer tanzt."
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Offline gerhardt

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Re: Vorbereitungen für die Akademie/ Winter 260 n.J.
« Antwort #101 am: 03. Jan 11, 00:03 »
Jelenas Humor ließ Gerhardt entspannt lächeln.
"Nach Dir meine Liebe!"
Er atmete einmal tief ein und durch die Nase hörbar aus um sich wieder ein wenig zu sammeln.
"Wann können wir anfangen?"
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Re: Vorbereitungen für die Akademie/ Winter 260 n.J.
« Antwort #102 am: 03. Jan 11, 00:15 »
"Wenn du mich nackt sehen willst, dann musst du dir schon was besseres einfallen lassen!"
meinte Jelena mit einem Zwinkern und stand auf um die Reste des Abendessens beiseite zu räumen.
"Werd du erst einmal gesund. Wenn du wieder hergestellt bist, und damit meine ich, dass du in voller Rüstung einen Sprint hinlegen kannst, dann wirst du auch bereit sein dich auf so etwas einzulassen."
« Letzte Änderung: 03. Jan 11, 00:41 von Jelena »
"Schmuggeln? Ich bin reich genug um zu bestechen, ich muss nicht Schmuggeln!"

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Re: Vorbereitungen für die Akademie/ Winter 260 n.J.
« Antwort #103 am: 03. Jan 11, 00:38 »
Wohlig drückte sich Gerhardt in sein Kissen. Jelena hatte tatsächlich keine Vorstellung was die Uniform und damit die Rüstung einem Valkensteiner bedeutete,
mit der angelegten Rüstung hätte er einen Sprint hinlegen können, wahrscheinlich keinen Dauerlauf aber einen Sprint.
Denn der kalte Stahl auf seinem Körper schützte ihn nicht nur vor verletzungen sondern auch vor innerer Schwäche.
Es wäre einem Aussenstehenden schwer zu erklären gewesen, darum beschränkte er sich auf ein:
"Sicher hast du recht, ich denke ich schlafe ein bischen.
Und zu dem anderen...... Ich habe Zeit und Fantasie." Ebenfalls zwinkernd schloss er die Augen.
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Re: Vorbereitungen für die Akademie/ Winter 260 n.J.
« Antwort #104 am: 03. Jan 11, 09:37 »
"Hast du das? Ich bezweifle zwar, dass ich es wert bin in deinen Träumen rumzugeistern, aber mach du mal!"
Jelena schürte noch einmal das Feuer und stellte Gerhardt einen frischen Becher Tee hin, bevor sie ihm eine gute Nacht wünschte und in ihrem eigenen Bett verschwand.

Die folgenden Tage waren fast schon unnatürlich ruhig für den Soldaten, wobei "Ruhe" im Kontor ein sehr relativer Begriff war. Da er bald schon aufstehen und zumindest ein paar Schritte laufen konnte, wurde er kurzerhand in das Gästebett im ersten Stock umquartiert und völlig selbstverständlich in den Alltag der bunt zusammengewürfelten Familie miteinbezogen.
Gerhardts Zimmer befand sich direkt neben dem von Luthor und Alvias und so bekam er jeden Morgen mit wenn Anica sachte an die Tür klopfte. Ein völlig verschlafener Luthor stolperte die Treppe hinunter und kam kurz darauf mit einer Schale Tee wieder herauf, bevor er an Jelenas Tür klopfte. Während die Heilerin sich fertig machte, weckte Luthor die anderen und alle gemeinsam gingen zur morgendlichen Meditation. Bei der vorherrschenden Kälte fand diese in der gut beheizten Küche statt, denn sogar der Heuschober war zu kalt geworden.
Es gab kein gemeinsames Frühstück, statt dessen hing ein Kessel mit Brei über dem Feuer und auf dem Tisch stand Brot und Butter. Die Lehrlinge, Wassilji, Anica, die Mägde und Knechte kamen zu unterschiedlichen Zeiten herein und stärkten sich für den Tag.
Bald wurden die Tore des Kontors geöffnet und ab da war es vorbei mit der Ruhe. Fuhrwerke kamen und gingen, brachten Ladung oder nahmen neue auf. Den ganzen Tag über war ein Stimmengewirr und das Wiehern von Pferden zu hören. Kranke klopften an die Tür und der Unterricht der Lehrlinge nahm manchmal epische Ausmaße an, wenn Jelena zum Beispiel der Meinung war ihnen etwas begreiflich machen zu müssen, dann konnte es schon einmal sein, dass sie im Innenhof ein Schlachtfeld simulierte oder aber sie von Wassilji einmal durchs Viertel hetzen ließ.
Wenn es langsam Abend wurde zog Jelena sich mit Markus, dem Prokuristen, in die Schreibstube zurück und ging mit ihm das Tagesgeschäft durch, während der Rest die Zeit vor dem Abendessen nutzte um seine persönlichen Dinge zu erledigen oder einfach nur die Füße hoch zu legen.
Das Abendessen wurde immer gemeinsam eingenommen. Jelena dankte Milosti für ihren Segen und Anica für die Zubereitung und dann wurde herzhaft zugelangt. Es war selten das Jelena selbst Zeit fand zu kochen, aber sie und Anica schienen ein eingespieltes Team zu sein und die Tafel in diesem Haus war stets reich gedeckt.
Das Feuer in der Küche brannte Tag und Nacht, denn man wusste nie, wann ein Kranker an die Tür klopfen würde und es passierte mehr als einmal, das Jelena mitten in der Nacht fortgeholt wurde oder sich vom gerade erst begonnenen Essen wieder erhob.
Es waren entspannte und kurzweilige Tage, an denen Gerhardt viel über Jelena und die Menschen um sie herum lernte:
Sie war definitiv kein Morgenmensch und hasste es zu frühstücken, sie war sehr großzügig zu ihren Bediensteten, verlangte aber auch großen Fleiß und Genauigkeit. Sie war ziemlich stolz, konnte aber auch über sich selber lachen.

Und sie hatte aufgehört zu singen.
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