Die Frage traf Jenna unverhofft und das sah man ihr auch an. Gedanken, Gefühle und Erinnerungen stürzten auf die Frau ein -
ihre Flucht aus Engonia, die Angst vor der Verfolgung, die kranke Malla, die eigene Erschöpfung, Jelena die ehrfurchtgebietende Heilerin, Wassilij, der Malla im Arm hatte, Svenja, die ihr ihren Umhang lieh, Jelena beim Schmusen mit Sudbina, Wassilij, der ihr sagte, sie sei in Sicherheit, die ersten unbeschwerten Lacher und das Gefühl, in dieser Runde willkommen und einigermaßen geschützt zu sein, Luthor, der sie davon zu überzeugen versuchte, sie solle Lesen lernen, Gerhardt und Jelena, die ganzen unterschiedlichen Valkensteiner, Wydh, die einen Hustensirup basteln musste und der sie Spitzwegerich unterschob, Temris mit seiner wunderbar tiefen Stimme im Duett mit Jelena, Gerhardt, der mit Malla schäkerte, Gorix, der trotz seiner großen Macht albern wie ein kleiner Junge sein konnte, Wassilij, der das zweite Stück massiver Nordwachter Schokoladentorte in sich hineinwürgte, Kassos und Jelena - das unwahrscheinliche Paar, Sasha, vor der sie zuerst Angst gehabt und hinter der sie sich nun ohne zu zögern verstecken würde, Jelena, die ihr die fieberheiße Stirn kühlte, Alvias, der beim Reiten einen Ast ins Gesicht bekam, weil er ihr ein Tier im Unterholz zeigen wollte, Jelena, die den Lagerauf- und -abbau überwachte, die überschwängliche Freude aller, als zuerst die Tore, Mauern und Dächer von Fanada und schließlich das Tor zum Kontor vor ihnen auftauchten, das geradezu unglaubliche Leben im Hause Jelenas und ihrer Familie...
Natürlich wollte sie bleiben. Sie war weit, weit weg von Engonia. Sie hatte eine Aufgabe. Die Leute waren wunderbar. Es ging Malla gut und sie würde hier in Frieden groß werden können. Hohe Mauern und mindestens ein Wassilij waren zwischen ihr und jedem anderen da draußen.
Als wäre ihr Gesicht eine Bühne, auf der ein Stück gespielt wurde, konnte man so vieles in Jennas Zügen lesen...