"Es zählt nicht, wer man ist. Es zählt, als was man geboren ist. Ein Knappe wird ein Ritter und bleibt ein Ritter, und alles, was er tut, wird beurteilt in Hinblick darauf, dass er ein Ritter ist. Man erwartet, dass er das tut, was ein Ritter tut. Durch Geburt besitzt er Privilegien, die ihm ermöglichen sollen, gerecht zu handeln, treu und tapfer zu sein, anderen ein Vorbild zu sein. Die Person, die den Titel trägt, muss immer in die Schablone des Titels passen. Mit allen Rechten und Pflichten und.. Konsequenzen, die damit einher gehen. Jacques de Molets Knappe ist einen ehrenvollen Tod gestorben. Ich bete um eine solche Tapferkeit und Treue."
Mittlerweile nippte Vanion nur noch an seinem Becher - eher, um Zeit zum Nachdenken zu erhalten als um wirklich zu trinken.
Nachdenklich, den Blick nach innen gekehrt, musste er an die Ereignisse auf Bourvis denken, als Simon dem Tode nahe war. Eine Frau, ganz in weiß gekleidet, mit einer lieblichen Stimme und tiefen, dunklen Augen tauchte aus seiner Erinnerung auf. Rasch kniff er die Augen zusammen und hüstelte ungeschickt.
"Die Zerissenheit, die verschiedene Loyalitäten hervorrufen können, habe ich bereits kennengelernt. Ich mag nicht das, wie ihr es nennt, moralische Rüstzeug besitzen, um unbeschadet solche Konflikte überstehen zu können - doch weiß ich zumindest, wovon Ihr redet. Vertraut mir, was das angeht, kenne ich die Gefahren nur zu gut. Und ich stecke ohnehin längst tief darin: seit Lorainne verschwunden war, habe ich meine Familie nicht mehr länger als einige wenige Tage im Jahr gesehen." Meine Tochter wächst ohne ihren Vater auf. Ihre Mutter hat sie bereits verloren. Er verzog das Gesicht, dann straffte er die Schultern.
"Je continue à apprendre. Je ne cesserai jamais d'apprendre. Je ferai ce que la chevalerie et mon seigneur féodal me veut, mieux que je peux. Niemand hat je gesagt, dass es einfach ist."