Der Wald steckte auch im Dunkeln voller Geräusche, wenn man wusste wo man Hinhören musste. Die Kenderin lauschte angespannt auf das leise knacken in Laub und Zweigen.
Sie hatte sich überlegt wie sie ihre und die Spuren des Lagers so gut wie möglich verwischen konnte und hatte, etwas entfernt vom Turnierplatz in einem kleinen Tannengebüsch ein improvisiertes und abgerissenes Lager gebaut. Von dort aus hatte sie Immer wieder Spuren weiter in den Wald gelegt, es war allerdings unglaublich schwierig, die Spuren von so vielen Leuten glaubhaft zu fälschen. Am Tag wäre ihr es wohl besser gelungen, aber so tat die her rein brechende Dunkelheit ihr übriges. Es wurde kalt und Anders beeilte sich so weit wie möglich in den Wald vor zu dringen ohne hastig oder unvorsichtig zu werden. Sie hatte allerdings nicht damit gerechnet, dass man sie so früh verfolgen und auch einholen würde. Schlussendlich hatte sich das ganze zu einer gefährlichen Jagd entwickelt. Als es ganz Dunkel wurde hatte sie sich deshalb in den letzten Lichtstrahlen in eine Tanne verzogen und gewartet. So hatte sie mitbekommen, wie die Männer schlussendlich die Suche für diesen Tag abgebrochen hatten und sich an einer geschütztere Stelle unweit von der letzten Spur zum Lagern zurück gezogen hatten. Anders konnte ihre Augen kaum noch offen halten. Ihre Schulter schmerzte vom Klettern, sie war übermüdet und es war kalt.
Auf dem Baum lehnen und schlafen wäre zu gefährlich, von daher machte sie sich so leise und vorsichtig wie möglich auf den weg zum Boden. Man konnte fast die Hand vor Augen nicht sehen und so musste sie sich auf ihren Tastsinn und ihr Gehör verlassen. Unten angekommen bewegte sie sich auf allen vieren weiter und hielt die Augen geschlossen, was gut war da sie bald wieder Äste im Gesicht spürte. Vorsichtig verkroch sie sich in das Gebüsch. Dort angekommen rollte sie sich eng zusammen um sich warm zu halten. Das Reisig piekste und Stach aber sie war zu müde und glitt schnell in einen tiefen Schlaf.
Sie hoffte sie würde nicht schreien.
Die grelle Sonne der Wüste stach durchs Dunkel. Lärm. Rennen. Jede Kurve nehmen die man kriegt. Springen, aufkommen, abrollen, weiter. Das Klirren der Kette. Am liebsten würde sie sie wegschmeißen. Das elendige Ding. Sie will es gar nicht. Wollte es auch nicht hohlen. Dennoch. Sie hat es geholt. Wo sind die anderen? haben versprochen da zu sein? Nächste Ecke. Gerade kommen zwei Wachen herum. Wieder Gebrüll. Bloß weg. Schneller. Alle Fluchtwege abgeschnitten. Doch da. Das Fenster. Sie schafft es. Zwei gehechtete Schritte und sie ist dort. Darunter ist ein Vordach. Perfekt. Sie will springen.
Sie fliegt, rückwärts. Ein heftiger Schmerz am Hinterkopf als sie im Flur auf dem Boden aufschlägt. Schwarze Punkte vor den Augen. Ein Schatten der durch das Fenster huscht. Dorn?
>>Da ist das kleine Mistsstück!<<
Dunkelheit.
Viele Menschen, Schreien brüllen.
>>... veruteilen, wir sie...<<
>>Schlagt ihr den Kopf ab! Knüpft sie auf. Elendiger Kender!<<
Sie versteht nicht wieso. Sie haben gesagt sie helfen ihr! Sie haben es versprochen. Ihr Kopf wird rumgerissen als man sie an den Haaren packt und fort zerrt. Dort! Bernsteineidechse und Dorn! Sie schauen nur.
Dunkelheit.
Das Herz schlägt bis zum Hals, Lunge und Muskeln brennen. Zu viele Männer, zu viel Sonne, kaum Wasser. Wie ein Straßenhund rennt sie über den Schmalen Steinsimms an den Zellen vorbei. So wenige Frauen. Alle Neulinge müssen dadurch. Ein kurzer Blick. Sie sind noch da. 5. Die Stärksten. Gefängsnissstadt, Höllenkessel. Sie fällt, stolpert. Weiter. Wenn sie sie kriegen...blöde Menschen!
Da! Ein Riss, ein Spalt, durch Sonne und Kälte gesprungen. So schmal... Gerade so passt sie hindurch. Weiter, weiter rein! Aufgeschürfte Haut, verbrannte haut. Hektisches Atmen. Ein Schatten. Sie sind da. Arme die nach ihr greifen. Lachen, Johlen. Weiter nach hinten. Es geht nicht. Vor auch nicht. Verdammt.
>>.. wird schon raus kommen wenn sie Durst kriegt. Dann kriegen wir...<<
Zu warm. Die Kehle ist trocken, Zunge klebt. Durst brennt. Wieder versuchen sich los zumachen. Der Fels umarmt sie, zu fest. Sinnlos. Wenn sie frei kommt hat sie keine Kraft zu laufen.
Dann lieber verdursten!
Dämmriges Flirren, undeutliche Stimmen. Ein Ziehen.
'Lasst mich...'
Dunkelheit.
Ein Schlüssel, ein Fass, ein Stern, eine junge Wache. Freiheit.
Sternenhimmel über den Schiff.
>>Anders, komm da weg!<<
>>NEIN!<<
Blut! Blut BLUT!
Sandrose!
...
ICH WILL DIESEN NAMEN NICHT HÖREN!
....
ich wollte es nicht...
Ich hab es nicht gewollt!
... Vanion, Bran, Ulric , Lorainne, der neue... Benjen... Fieber, nässende Wunden.
Silas!
...
...
Ich liebe dich! Hilf mir!
...
Schmerz.
Anders schreckte aus dem Schlaf hoch. Ihr Herz pochte und ihr Atem ging in kurzen Stößen, als wäre sie immer noch auf der Flucht. Noch halb gefangen in ihrem Traum lauschte sie angespannt. Es war immer noch Dunkel. Wie lange hatte sie geschlafen? Höchstens ein paar Stunden.
Der Wald steckte auch im Dunkeln voller Geräusche, wenn man wusste wo man Hinhören musste. Die Kenderin lauschte angespannt auf das leise Knacken in Laub und Zweigen. Vorsichtig schob sie die die eisigen Hände unter die Achseln. Es war immer noch kühl, aber hier im Gebüsch ging es doch besser als draußen. Langsam atmend harrte sie aus bis es zu dämmern begann, döste nur ein wenig vor sich hin und konzentrierte sich auf den Wald.
Sie wusste nicht ob ihre Verfolger schon auf waren. Als der Morgen auch im Unterholz dämmerte, kroch sie vorsichtig aus dem Gebüsch und schaute sich um. Sie schlug einen Bogen und näherte sich der vermuteten Lagerstelle. Sie war verlassen, die Asche noch warm. Die Spuren zeigte in die Richtung in der sie sie haben wollte.
Sie würden wohl höchstens noch einen halben Tag gehen wenn sie keine neuen Spuren fanden. Zeit. Zeit die gebraucht wurde.
Sie aß ein paar Bissen und machte sich dann schnell auf zurück. Jetzt musste sie in ein Dorf.
Bei einem zügigen Tempo wurde ihr schnell warm. Sie könnte auch... Schnell schüttelte sie den Gedanken ab. Sie würden sie finden, und sie brauchten ihre Hilfe. So still auch der Wald und ihr Körper waren umso lauter war der Kopf.