Autor Thema: Die Rückreise von Norngard nach Goldbach, Sommer 266 n.J.  (Gelesen 23247 mal)

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Offline Lilac

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Re: Die Rückreise von Norngard nach Goldbach, Sommer 266 n.J.
« Antwort #75 am: 23. Aug 16, 16:30 »
Julienne hatte sich schlicht überanstrengt. Ihr Magen war voll, sie hatte gelacht und sich mehr bewegt, als zuvor und das alles war einfach ein bisschen zu viel gewesen.
Keuchend legte sie sich auf die Seite und hielt die Augen geschlossen, während sie darum kämpfte, ihre Atmung zu beruhigen. Ihr war schlecht, es drehte sich alles, ihr dröhnte der Schädel und die ein oder andere Wunde schien es gerade in diesem Moment gut zu finden auf sich aufmerksam zu machen...

Als sie die Augen aufzwang, sah sie direkt in Nesrines besorgten Gesicht.
"Es geht schon! ", log sie gepresst und ihr blasses Gesicht strafte ihre Worte lügen...
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Offline Nesrine

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Re: Die Rückreise von Norngard nach Goldbach, Sommer 266 n.J.
« Antwort #76 am: 23. Aug 16, 17:08 »
Nesrine tastete nach Juliennes Puls, achtete auf ihre Atmung und befühlte die Stirn der Kranken. Kalter Schweiß sammelte sich dort und die Atmung und der Herzschlag waren zu schnell.
"Du musst disch ausru'en!", sagte die Schwarzhaarige und deckte Julienne zu. Dann folgte sie einer inneren Eingebung und begann leise zu singen...

Offline Lilac

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Re: Die Rückreise von Norngard nach Goldbach, Sommer 266 n.J.
« Antwort #77 am: 23. Aug 16, 17:11 »
Julienne sah zunächst erstaunt in Nesrines Gesicht, dann jedoch schloss sie genüsslich die Augen und ließ sich von der klaren Alt-Stimme in den Schlaf tragen...
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Offline Nesrine

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Re: Die Rückreise von Norngard nach Goldbach, Sommer 266 n.J.
« Antwort #78 am: 23. Aug 16, 19:36 »
Nesrine sang das Lied zuende und blieb dann noch eine Weile bei der Kranken sitzen. Dann raffte sie sich auf und begann aufzuräumen und das Abendmahl zu bereiten. Sie streckte das Gericht von gestern mit Graupen und buk ein frisches Brot. Dann holte sie ein kleines Fass Schwarzbier aus der Vorratskammer. Sie genehmigte sich selbst einen Humpen und kippte dann einen weiteren in den Eintopf.
Zufrieden mit ihrer Arbeit im Haus, huschte sie nach draußen, um die Kühe von der Weide zu holen.
Bald darauf kehrte sie mit einem Eimer voll frischer Milch ins Haus zurück. Sie schaute kurz nach Julienne - die weiter friedlich schlief - und setzte sich dann auf eine Bank. Unmotiviert starrte sie eine Weile auf den Milcheimer. Es nützte nichts; die Butter würde sich nicht von allein schlagen...
Seufzend schnappte Nesrine sich das Buttergefäß, füllte die Milch um und begann mit der Arbeit...

Offline Lilac

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Re: Die Rückreise von Norngard nach Goldbach, Sommer 266 n.J.
« Antwort #79 am: 23. Aug 16, 21:05 »
Julienne schlief bis zur Dämmerung und wurde von der heimkehrenden Familie wach. Müde und verschwitzt rappelte sie sich auf.
Das Haus war nun durch das Herdfeuer und Talgkerzen beleuchtet und überall herrschte ruhige Betriebsamkeit. Nesrines Familie war den ganzen Tag auf dem Feld gewesen und war nun erschöpft und hungrig.
Man zog sich die Kittel und Schürzen aus, wusch sich über einer Schüssel den Dreck von den Händen und begab sich zum Abendmahl an den großen Tisch. Dabei wurde über den neuesten Tratsch aus dem Weiler und andere Neuigkeiten gesprochen.
Nesrine zeigte lächelnd auf Julienne und machte die anderen darauf aufmerksam, dass ihr Pflegling wach war.
Daraufhin standen alle nochmals auf und stellten sich vor:
"Isch bin Nesrines Mutter. Mein Name ist Cornelia. Dieser Wuschelkopf ist mein jüngster; Philippe. Der mit den vielen 'aaren im Gesischt ist mein ältester; Bernard, dazwischen kommt Pierre, mein Goldstück und schließlich Renoir, mein E'emann."
Alle begrüßten Julienne mit einem vorsichtigen Handschlag.
Sie lächelte die Familie dankbar an und sprach jeden Namen nochmals aus.
Cornelia war eine etwas untersetzte, lebenslustige Frau mit ebenso schwierigen Händen, wie die Gardistin sie von Nesrine kannte.
Philippe hatte in der Tat einen Kopf voller wuscheliger, schwarzer Locken.
Der älteste, Bertrand wies tatsächlich einen beachtlichen Voll Art auf und Pierre schlug mit seinen goldenen Locken wirklich etwas aus der Art.
Auch Nesrines Vater, Renoir, begrüßte sie freundlich: "Isch 'abe damals unter dem Großvater eures Weibels in der Garde gedient. Isch 'offe, auf Goldbach geht alles seinen gewohnten Gang?"
Julienne nickte höflich: "Als isch das letzte mal da war, war alles, wie immer. Madame reist viel und wir sind zumeist dabei."

Cornelia lud die Gardistin ein, mit ihnen zu Abend zu essen, doch Nesrine und sie winkten gleichzeitig ab.
"Isch komme aus dem Bett noch nischt 'eraus, fürschte isch..."
"Sie kommt aus dem Bett noch nischt ' eraus, fürschte isch..."

Es hagelte von allen Seiten irritierte Blicke und man sah an den Roten Köpfen der beiden Frauen, dass diese Situation ihnen mehr als nur unangenehm war....
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Offline Francois

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Re: Die Rückreise von Norngard nach Goldbach, Sommer 266 n.J.
« Antwort #80 am: 24. Aug 16, 08:01 »
Francois kam gut voran,jetzt da er keinen Karren mehr bei sich hatte und die schmalen Waldwege nutzen konnte.
Es waren zwei Tage vergangen,seit er Julienne zurückgelassen hatte. Irgendetwas kam ihm merkwürdig vor an der Frau,aber es war nichts,um das er sich Sorgen machte.
Wenn sein Marsch so weiterging müsste er in drei Tagen auf Burg Goldbach sein. Louis müsste schon lange vor Ort sein. Wenn man ihm jemanden entgegen schickte,würde derjenige ihn sicher auf den grossen Wegen suchen. Aber hierdurch würde Francois Zeit verlieren...
„Foi jusqu´au dernier“

Offline Lilac

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Re: Die Rückreise von Norngard nach Goldbach, Sommer 266 n.J.
« Antwort #81 am: 24. Aug 16, 18:03 »
"Isch glaube, mein Fieber ist weg.", verkündete Julienne und nahm die Hand von der Stirn.
"Vielleischt sollte isch aufste'en."
Sie machte Anstalten, sich aus dem Bett zu erheben...

Es war der nächste Tag und sie fühlte sich tatsächlich etwas besser. Kaum noch Schwindel oder Kopfbrummen  (solange sie sich nicht zu ruckartig bewegte) und sie war nicht mehr ganz so schlapp. Ihre Verletzungen taten zwar jetzt mehr weh, aber sie führte das darauf zurück, dass sie jetzt, da sie kein hohes Fieber mehr hatte, vieles mitbekam, dass sie zuvor versäumt hatte.
« Letzte Änderung: 24. Aug 16, 18:21 von Lilac »
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Offline Nesrine

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Re: Die Rückreise von Norngard nach Goldbach, Sommer 266 n.J.
« Antwort #82 am: 24. Aug 16, 18:11 »
Nesrine beeilte sich aufzustehen und lief zu der Gardistin hinüber. Kritisch legte sie ihr die Hand auf die Stirn und drückte die Frau dann zurück ins Bett.
"Niedriger. Nischt weg! Und du bleibst im Bett!", sagte sie resolut.
"Aber isch könnte deine Verbände jetzt wechseln.", schlug sie in versöhnlichem Ton vor...

Offline Lilac

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Re: Die Rückreise von Norngard nach Goldbach, Sommer 266 n.J.
« Antwort #83 am: 24. Aug 16, 18:27 »
Julienne seufzte und ließ sich unwillig zurück auf die Strohmatte sinken.
"Isch mag aber nicht mehr 'ier 'erumliegen!", maulte sie.

Doch die schwarzhaarige Heilkundige schien sie zu ignorieren. Stumm sammelte diese das Verbandsmaterial zusammen und trat dann mit den Stoffstreifen und dem Salbentiegel an die Gardistin heran...
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Re: Die Rückreise von Norngard nach Goldbach, Sommer 266 n.J.
« Antwort #84 am: 24. Aug 16, 18:41 »
Nesrine konnte verstehen, dass Julienne keine Lust mehr auf ihre Bettruhe hatte. Sie schlief weiterhin noch viel, aber wenn sie wach war - was jetzt immer häufiger vorkam - wurde ihr langweilig.
Nesrine merkte durchaus, dass die Gardistin versuchte, sie nicht zu sehr in ihrem Alltag einzuschränken, aber in manchen Momenten - so wie jetzt - konnte sie einfach nicht aus ihrer Haut.
Die schwarzhaarige Frau überlegte, was sie der anderen zu tun geben konnte und hatte einen Einfall:
"Isch weiß, dass es langweilig ist, im Bett liegen zu müssen, aber wenn du magst, kannst du mir bei etwas 'elfen."
Sie hielt den Korb mit den Verbänden hoch.
"Isch muss die 'ier auskochen. Würdest du sie danach wieder aufwickeln?"

Offline Lilac

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Re: Die Rückreise von Norngard nach Goldbach, Sommer 266 n.J.
« Antwort #85 am: 24. Aug 16, 18:51 »
Julienne war dankbar für jede sinnvolle Tätigkeit und so saß sie am Abend im Bett und wickelte die sauberen Verbände auf, die Nesrine am Nachmittag ausgekocht hatte, nachdem sie bei ihr mit der Wundversorgung fertig gewesen war.

Später kam die Familie wieder heim und das allabendliche Ritual des Essens wiederholte sich.
Als Nesrine beim Abendmahl verkündete, dass Julienne am kommenden Tage probieren dürfe, für eine Weile aufzustehen, freute diese sich innerlich wie ein kleines Kind.
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Offline Nesrine

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Re: Die Rückreise von Norngard nach Goldbach, Sommer 266 n.J.
« Antwort #86 am: 24. Aug 16, 21:22 »
Am nächsten Tag ließ Nesrine Julienne erst mal ausschlafen. Dann bereitete sie ihr ein kräftigendes Frühstück aus Brot, Butter, Wurst und zwei Eiern.
Als die Gardistin alles aufgegessen hatte, half Nesrine ihr, sich anzukleiden. Sie hatte ihre Hose und das Hemd gewaschen und geflickt.
Als es soweit war, dass sie hätte aufstehen können, war Julienne schon wieder schweißgebadet, ließ sich aber durch nichts und niemanden davon abhalten es zumindest zu versuchen.

Kurz darauf stand sie wackelig und schwach, aber mit einem triumphierenden Grinsen, vor dem Bett.

"Sehr schön.", sagte Nesrine. "Nun aber wieder ab ins Bett!"
Ihr waren die Schweißperlen auf Juliennes Gesicht nämlich durchaus aufgefallen...

Offline Lilac

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Re: Die Rückreise von Norngard nach Goldbach, Sommer 266 n.J.
« Antwort #87 am: 24. Aug 16, 21:53 »
Zuerst wollte Julienne protestieren, doch dann überlegte sie es sich anders. Ein berechnender Grinsen huschte über ihr Gesicht und eine ihrer Augenbrauen zückte verräterisch.
"Isch ge'e ins Bett. WENN ich nach'er nochmal aufste'en darf!", lamentierte sie.
Dabei schenkte sie Nesrine ein geradezu wölfisches Grinsen.
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Re: Die Rückreise von Norngard nach Goldbach, Sommer 266 n.J.
« Antwort #88 am: 25. Aug 16, 08:46 »
Nesrine musste sich stark zusammenreißen, um nicht laut zu lachen. Schließlich jedoch grinste sie und nickte.
"Abgemacht.",  sagte sie und betrachtete zufrieden, wie Julienne wieder ins Bett kletterte. Sie bereitete nochmal ein paar kalte Wickel für die Gardistin zu und versorgte diese damit.
"Sag mal, wie heißt dein Pferd eigentlich?", fragte sie, während sie die Umschläge an Ort und Stelle legte.
« Letzte Änderung: 25. Aug 16, 09:07 von Nesrine »

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Re: Die Rückreise von Norngard nach Goldbach, Sommer 266 n.J.
« Antwort #89 am: 25. Aug 16, 09:05 »
"Mein Pferd?", Julienne stutzte.
"Isch nenne sie 'exe. Warum, ist sie 'ier?"
Die Gardistin wäre am liebsten wieder aufgestanden.
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