Es ist einige Zeit vergangen...
Inzwischen hat der Winter Goldbach fest in seinen eisigen Klauen. In den letzten Tagen hat es kräftig geschneit und das Land liegt unter einer fast Fuß-hohen, glitzernden, weißen Schneedecke. Im Hof haben die Knechte die wichtigsten Wege freigeschippt und die Mägde haben die wenigen Fensterbretter abgefegt, damit wenigstens ein bisschen von dem ohnehin spärlichen Wintersonnenlicht in die Räume der Baronin gelangen kann.
Da das Land draußen ruht, spielt sich der Großteil des Lebens der Menschen nun im Gemeinschaftssaal ab. Jetzt werden all die Dinge getan, die über den Rest des Jahres aufgrund der vielen Aktivitäten draußen liegen geblieben sind. Die Atmosphäre ist urgemütlich und unendlich einladend:
Die Stimmung ist gut, die Gespräche unbeschwert, das Licht des Tages draußen schwindet schon wieder und so geben Kerzen, Lampen und das Kaminfeuer den Menschen Licht für ihr Tun. An die Wände hat das Gesinde winterliches Grün gehängt, welches nun im warmen Raum angenehm duftet. Einem alten Brauch folgend, hängen in den Türen Mistelzweige und in einem hohen Wassergefäß stehen Rosenstecken, deren rote Hagebuttenpracht zur Zierde der hohen Tafel bestimmt sind.
Einer der Knechte schnitzt kleine Tiere aus Holz und die anwesenden Kinder erraten bei jedem neuen, was es wohl werden soll, ein Stallbursche röstet Esskastanien über dem Kaminfeuer und zaubert so einen leckeren Geruch im Raum, zwei Mägde kardieren und spinnen Wolle, Mere Amma bringt einem Mädchen die Zubereitung von Roßkastanien-Salbe gegen Krampfadern bei, Fleur sitzt mit einer kreativen Stickarbeit in der Nähe des Kamins, während ihre Tochter in einem großen, mit kuscheligen Schaffellen ausgekleideten Weidenkorb schläft, die Köchin putzt und schnibbelt Wintergemüse an einem der Tische, ein Küchenjunge bringt einen mitgenommen aussehenden Topf mit einem Bimsstein wieder auf Vordermann und flirtet dabei mit einer der jungen Mägde, der Stallmeister hantiert an einem kostbaren, reich verzierten Sattel herum und ein weiterer Knecht sitzt der Köchin gegenüber und bereitet eine Kräutermaische zu, die alsbald in gegorenem Zustand nach kalten Tagen die Leute von innen erwärmen wird...