Och menno, der Krisz hat den Thread mit Cornelius geschlossen, bevor ich was erwidern konnte. Um mal genauer zu erklären, was ich dort meinte:
Ich habe in Amerika gelarpt und Larper getroffen und mit ihnen diskutiert. Dabei kamen immer drei Punkte auf, die die Amis (und dabei meine ich jetzt die klassischen "Fantasy-Boffer"-Larper und nicht etwa Anhänger experimenteller Spielweisen) an europäischem Larp unverständlich fanden:
a) Amerikanische Larper (ich schreibe das jetzt so, als ob es allgemeingültig wäre, meine aber damit nur die, die ich getroffen habe oder durch Foren kennengelernt habe, ist also NICHT repräsentativ) halten unser Festhalten an echter Rüstung und "real" aussehenden Waffen, die man nicht so einfach selber herstellen kann (i.e. bis man gut aussehenden Latexwaffen bauen kann, braucht man mehrere Anläufe) für nicht anfängerfreundlich, weil das größere Geld und/oder Zeitinvestitionen voraussetzt
Diese Ansicht kann ich soweit teilen, aber mir ist der deutsche Perfektionismus und der Hang zum "historisch Hübscheren" trotzdem lieber als häßlicher, aber dafür billiger Ersatz. Jaa, ich bin sowas von Teil der Selbstmachmafia, Baby!
b) Amerikaner halten unseren Anspruch an Rollenspiel und theatralischem Darstellungsvermögen für übertrieben hoch. Zu verlangen, dass jemand Schauspieltalent besitzen soll, sei elitär.
Darüber brauchen wir nicht zu diskutieren, da stimme ich ihnen gar nicht zu.
c) Amerikaner kritisieren, dass unser Springen mit denselben Charakteren zwischen verschiedenen Ländern und Welten "seltsam" sei, dass eine in sich geschlossene Welt besser spielbar, logischer und schöner wäre.
Da mögen sie Recht haben. Wer hat nicht schon mal die Situation erlebt, dass man sich irgendeinen hirnrissigen Grund aus dem Kopf drücken musste, warum der Charakter gerade auf diesem Con auftaucht? "Auf der Durchreise" funktioniert ja echt nicht immer als Grund, vor allem, wenn es dann zu bedrohlichen Situationen kommt und man als Fremder eigentlich wieder abreisen sollte, weil man damit nichts am Hut hat. Und genau in diese Kategorie "Inkongruenz zwischen OT-Auswahl der Cons, wo man hingeht" und "Charakterlogik/Hintergrundlogik" ordne ich Cornelius Beschwerde ein.
Und nein, Krisz, ich will keine vollständig ausgearbeitete, logisch stringente, obligatorische Hintergrundwelt, das geht NICHT, das weiß ich selbst. Aber ich darf doch trotzdem finden, dass in sich geschlossene Szenarien schöner sind. Beispiel: Das Dragonbane hätte nicht funktioniert, wenn da irgendwelche Charaktere aus z.B. den Mittelanden per Teleport, Schiff etc. rumgelaufen wären. Und ja, ein einheitliches Geldsystem mit Bretton-Wood-mäßigem Währungsfestlegungen zwischen allen Ländern wäre toll, ist aber eine verdammte Utopie, sonst nichts.
Dass man diesen unvollkommenen Zustand akzeptieren muss, steht außer Frage, dass man damit toll spielen KANN, auch. Leider hatte Cornelius, so sehe ich es zumindest, noch zu wenig Larperfahrung (und Diskussionskultur), um zu bemerken, dass es keine Lösung dafür gibt, außer bei Singularitäten wie Genrecons und Experimentalcons - oder eben sehr restriktiven Spielweisen wie denen der Amerikaner, was man niemals (oh, bitte, bitte nicht) auf Deutschland übertragen sollte.
Warum fühle ich mich gerade wie ein Habakuk-Ableger?