Auf einmal erinnerte Jenna die Meistrin an ein in die Ecke gedrängtes Pferd. Ihre ganze Körpersprache zeigte ihren Fluchtgedanken an, ihre Furcht, den Wunsch, sich so dünn machen zu können, dass man überall an den beengenden Kräften vorbeischlüpfen konnte.
Und wie ein Pferd, das erkennt, dass es keinen Ausweg hat, Augenkontakt mit seinem Peiniger eingeht, blickte Jenna Jelena nun mit hochgezogenen Schultern und einem als Schutz vor die Brust gepressten Tablett an.
In ihrem Gesicht spiegelten sich die Qualen in ihrem Inneren wieder:
Sich den Dingen, die sie bedrückten zu stellen und sie zu nennen, hieß sich helfen zu lassen. Doch da war auch das Bewusstsein, dass das Benennen und sich stellen gleichzeitig die Akzeptanz dieser Dinge bedeutete.
Wenn ein Fluchttier angegriffen wird, läuft es so lange davon, bis es die Angreifer an seiner Flanke spürt. Dann dreht es sich um und beginnt, sich zu wehren.
Jennas Blick wurde zugleich flehend und anklagend:
"Sag, dass nicht alles in deinem Brief gestanden hat! Sag, dass ihr alles versucht habt! Sag, dass ihn jemand suchen und zurückbringen wird! Sag, ... Sag, dass er zurück kommt!",
rief sie plötzlich laut und verzweifelt.
Ihre Körperspannung nahm immer weiter zu - Jelena musste befürchten, dass Jenna mindestens fürchterlichen Muskelkater haben würde, wenn sie nicht noch hier verkrampfte!