Vanion nahm den Kelch entgegen. Ihm war nicht nach Wein zumute, aber deswegen konnte er natürlich nicht die Höflichkeit, die ihm erwiesen wurde, ausschlagen. Es sollte keiner behaupten, ein Roquefort habe keine Manieren. Das Schweigen, welches sich nun zwischen die beiden drängte, hatte nicht das Geringste gemein mit der sanften Stille, die der Schnee mit sich brachte. Vanion wälzte die Worte in seinem Kopf, aber er erkannte rasch, dass er seine Beredtheit lediglich nutzen wollte, um Zeit zu schinden.
Nein, Vanion. Du bist ein Ritter, kein Bauer.
"Vor Jahren fand ich Schutz vor dem Schnee, in Eurem Hause. Ein Knappe war ich damals, und Sohn meines Vaters, Baraque de Roquefort."
Und Lorainne de La Follye war dort. Und Benjen de Kyme. Ein Blick in Isabeaus Gesicht verriet ihm - nichts.
"Und vorher noch, nach den schlimmen Wochen und Monaten des Bangens im Forêt d'Artroux, da habt Ihr mir Eure Gunst erwiesen. Ein Pfand erhielt ich, das mir in Zeiten der Not die Tore Goldbachs öffnen sollte."
Er hielt einen Moment inne.
"Je ferai ce que la chevalerie et mon seigneur féodal me veut, mieux que je peux. Das sagte ich damals. Und es dauerte nicht bis zum Neumond, da strafte ich diese Worte Lügen. Wie ein frecher Schelm log ich in euer Gesicht, und einzig die Blutsbande, die ich zu wahren versuchte, wage ich, zu meiner Verteidigung heranzuführen. Fürsprecher habe ich seitdem gefunden, und Buße getan für meine Sünden, wohl wahr. Den Ritterschlag hab ich erhalten, und drei Blüten zieren mein Wappen, der heiligen Lavinia zu Ehren. Aber minniglich, wie ein Ritter es sein sollte, bin ich nicht."