Vanion ließ Arienne munter ihr Frühstück verspeisen und machte keine Anstalten, das Gespräch wieder zu einem fröhlicheren Hintergrund zu führen. Ein dummer Scherz hätte zwar für Auflockerung gesorgt, aber auch Maugrims Andenken entehrt. Und überhaupt - so ganz verarbeitet, dass Ninim wieder unter Menschen gegangen war, hatte er ohnehin noch nicht, und so nutzte er das gedämpfte Schmatzen der anderen, um nachzudenken.
Manchmal bist du wirklich ein Narr und denkst zu kompliziert. Nachdenklich ließ Vanion den Inhalt des Briefes, den er der Frostelfe schon vor Monaten geschrieben hatte, Revue passieren. Sie hatte ihm nicht geantwortet - wer konnte ihr das verdenken - aber hätte er gewusst, dass sie sich die ganze Zeit in Fanada aufgehalten hatte, hätte er sie einfach besucht. Es hätte so einfach sein können. Vielleicht hätte ich sie umstimmen können. Hatte er etwas falsch gemacht? Eine Freundin vernachlässigt? So, wie Vanion Ninim kennengelernt hatte, hätte sie sich ohnehin nicht umstimmen lassen. Und so, wie sie gestern reagiert hatte, gesprochen hatte - niemand hatte sie dazu gedrängt. Niemand sie dazu gezwungen. Die Entscheidung war aus ihr selbst heraus gekommen, war ihr Weg gewesen, mit dem, was sie Sasha angetan hatte, umzugehen.
Würde ich mir den Schwertarm abhacken lassen, wenn ich Unschuldige erschlagen hätte und nicht sicherstellen könnte, dass das erneut passiert? Lavinia, bewahre mich vor solch einer Entscheidung.
Eine Gänsehaut strich über seinen Rücken, und er musterte die Gesellschaft, die ihn umgab. Jeder von ihnen hatte schon zahlreiche Prüfungen erlebt, und manche mehr schlecht als recht bestanden. Er selbst gehörte auch dazu, und daraus zog er Kraft. Sein Blick ruhte zuletzt auf Arienne. Sie wirkte so jung. Vielleicht sollte sie einfach heiraten.
Aber am Ende war das ihre Entscheidung.