Jelena nahm Linneas Gesicht in die Hände und hob ihr Gesicht, bis sie ihr in die Augen sehen konnte. Wie immer waren ihre Hände kühl und sanft. Sie lächelte der jungen Frau aufmunternd zu und reichte ihr ein Taschentuch.
"Nichts is so wie es scheint, Linnea. Das ist die erste Lektion, die ihr als Kommandantin lernen müsst."
Sie lies Linnea Zeit um sich zu sammeln und sah sinnend aus dem Fenster. Es schien schon so, als ob sie nichts mehr sagen wollte, als sie wieder anfing zu sprechen:
"In einer anderen Zeit war ich nur Jelena, Tochter von Jakov. Heilerin. Reiche Erbin. Kleine Schwester von vier Brüdern. Sorglos."
Sie seufzte und drehte sich Linnea wieder zu.
"Von alldem ist nicht viel geblieben, Linnea. Die Menschen scheinen mich zu respektieren, aber wer weiß ob das wirklich so ist? Wenn sie mich einmal nicht mehr brauchen werden ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass sie sich abwenden werden. Ich bin hart geworden. Ich musste es tun, um all das hier aufzubauen und dafür zu sorgen, dass meine Familie die letzten Fünf Jahre überlebt. Auch ihr werdet hart werden. Es wird euch nichts anderes übrig bleiben. Ihr werdet das tun, was meine Großtante Vladimira immer gesagt hat: Denke das eine, sage das zweite und tue das dritte!"