Autor Thema: Das Kontor - nach dem Krieg  (Gelesen 15852 mal)

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Offline Jelena

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Re: Das Kontor - nach dem Krieg
« Antwort #75 am: 07. Feb 12, 17:25 »
Jelena ließ den Brief in den Schoß sinken und schüttelte etwas amüsiert den Kopf. Egal was geschah, der Kerl schien immer auf den Füßen zu landen. Offensichtlich ging es ihm gut und alleine die Tatsache das er daran gedacht hatte ihr zu schreiben zeigte ihr, dass sie sich doch nicht so sehr in ihrem alten Kameraden getäuscht hatte.
Sie überflog den Brief noch einmal und blieb an Gerhardts Namen hängen.
Schnell stand sie auf und sah den Stapel Briefe noch einmal durch, aber sie fand nichts in Gerhardts gestochen scharfer Schrift. Etwas entmutigt ließ sie die Schultern sacken:
Nahezu 5 Monate und keine einzige Zeile... habe ich denn so falsch gelegen?
"Schmuggeln? Ich bin reich genug um zu bestechen, ich muss nicht Schmuggeln!"

Offline Lilac

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Re: Das Kontor - nach dem Krieg
« Antwort #76 am: 07. Feb 12, 20:45 »
Es klopfte zaghaft an der Türe.
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Re: Das Kontor - nach dem Krieg
« Antwort #77 am: 07. Feb 12, 20:55 »
Jelena murmelte etwas zustimmendes Richtung Tür und begann wieder sich durch die Post zu arbeiten.
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Offline Lilac

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Re: Das Kontor - nach dem Krieg
« Antwort #78 am: 07. Feb 12, 21:32 »
Jenna kam herein, im Arm ein massives Tablett , das mit einem dicken Krug, von dem Dampf aufstieg und einem Teller herzhafter Kleinigkeiten bestückt war.
Seit der Nachricht von Wassilijs ..."Tat" war Jenna wieder in alte Muster zurückgefallen. Sie war extrem scheu, wagte sich kaum jemals jemand anderem als dem innersten Kreis des Kontors zu zeigen und die einzige Freiheit, zu der sie in der Lage war, verschenkte sie an die kleine Malla, die weiterhin unbeschränkt überall nach Herzenslust toben und spielen konnte, wo sie nicht bei den Abläufen des Kontors störte.

Nun zögerte Jenna nachdem sie zwei Schritte in den Raum getan hatte. Das Tablett mit fest umklammernd fragte sie schüchtern, ohne den Blick von ihrem Gut zu heben":

"Wünschst du einen Becher heißen Tee und ein paar stärkende kleine Happen, Meistrin?"
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Re: Das Kontor - nach dem Krieg
« Antwort #79 am: 07. Feb 12, 21:38 »
"Tee wäre mir sehr willkommen, danke, Jena!"
Jelena sprach ihren Namen wie immer richtig aus, nämlich medvjedstanisch.
"Ich bin froh wieder hier zu sein. War es in meiner Abwesenheit ruhig? Wie war die Reise von Brega zurück? Es war ein Glück dich mit den Laviniageweihten schicken zu können."
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Offline Lilac

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Re: Das Kontor - nach dem Krieg
« Antwort #80 am: 07. Feb 12, 21:59 »
Jelenas Stimme war freundlich, doch schien es, als prasselten ihre Worte auf Jenna ein wie ein Hagelschauer.
Die Frau wurde immer kleiner und fröstelte.
Zaghaft schritt sie auf die Meistrin zu und stellte den Krug und den Teller in ihre Reichweite. Sie sah aus, als habe diese sie aufgefordert, sich für einen Mord verantwortlich zu melden, statt sie nach der Situation im Kontor und der Reise von Brega zu fragen.
Jenna antwortete schließlich zögerlich:
"Es war ruhig, Meistrin. Die Reise war... gut."
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Re: Das Kontor - nach dem Krieg
« Antwort #81 am: 07. Feb 12, 22:17 »
Jelena goß sich etwas von dem Tee ein und betrachtete ihre Magd etwas überrascht:
"Was ist los? Was stimmt nicht?"
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Re: Das Kontor - nach dem Krieg
« Antwort #82 am: 07. Feb 12, 22:20 »
Jenna hauchte ein "Nichts", und strafte ihre Antwort gleich Lügen, als sie wegen eines Klapperns draußen im Hof heftig zusammenzuckte.
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Re: Das Kontor - nach dem Krieg
« Antwort #83 am: 07. Feb 12, 22:23 »
Jelena stellt den Becher wieder ab und verschränkte die Arme vor der Brust. Sie sah Jena nicht böse, aber doch etwas vorwurfsvoll an: "Jena? Nur weil ich einige Monate nicht da war bedeutet das nicht, dass ich blind, taub oder blöd geworden bin! Ich bin immer noch die Meisterin dieses Kontors und wenn es etwas gibt, dass unter meinem Dach nicht in Ordnung ist, dann will ich das verdammtnochmal wissen!"
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Re: Das Kontor - nach dem Krieg
« Antwort #84 am: 07. Feb 12, 22:40 »
Auf einmal erinnerte Jenna die Meistrin an ein in die Ecke gedrängtes Pferd. Ihre ganze Körpersprache zeigte ihren Fluchtgedanken an, ihre Furcht, den Wunsch, sich so dünn machen zu können, dass man überall an den beengenden Kräften vorbeischlüpfen konnte.
Und wie ein Pferd, das erkennt, dass es keinen Ausweg hat, Augenkontakt mit seinem Peiniger eingeht, blickte Jenna Jelena nun mit hochgezogenen Schultern und einem als Schutz vor die Brust gepressten Tablett an.
In ihrem Gesicht spiegelten sich die Qualen in ihrem Inneren wieder:
Sich den Dingen, die sie bedrückten zu stellen und sie zu nennen, hieß sich helfen zu lassen. Doch da war auch das Bewusstsein, dass das Benennen und sich stellen gleichzeitig die Akzeptanz dieser Dinge bedeutete.

Wenn ein Fluchttier angegriffen wird, läuft es so lange davon, bis es die Angreifer an seiner Flanke spürt. Dann dreht es sich um und beginnt, sich zu wehren.

Jennas Blick wurde zugleich flehend und anklagend:
"Sag, dass nicht alles in deinem Brief gestanden hat! Sag, dass ihr alles versucht habt! Sag, dass ihn jemand suchen und zurückbringen wird!  Sag, ... Sag, dass er zurück kommt!",
rief sie plötzlich laut und verzweifelt.
Ihre Körperspannung nahm immer weiter zu - Jelena musste befürchten, dass Jenna mindestens fürchterlichen Muskelkater haben würde, wenn sie nicht noch hier verkrampfte!
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Re: Das Kontor - nach dem Krieg
« Antwort #85 am: 08. Feb 12, 00:19 »
Also DAS überraschte Jelena nun doch. Sie hatte keine Ahnung gehabt das Jena solch eine starke Verbindung zu Wassilji hatte, geschweige denn... sie wischte den Gedanken weg, darüber konnte sie sich später noch den Kopf zerbrechen.
"GENUG!"
herrschte sie die fast hysterische Frau vor sich an und hoffte, dass es reichen würde und sie nicht auch noch Zuflucht zu Ohrfeigen nehmen musste.
"Hälst du denn so wenig von mir? Glaubst du nicht, dass ich Himmel und Hölle in Bewegung setzen werde um meinen Schatten zurück zu erhalten?" fragte sie leise und ohne Anklage.
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Re: Das Kontor - nach dem Krieg
« Antwort #86 am: 09. Feb 12, 23:19 »
Es dauerte. Es dauerte lange.
Doch schließlich schienen Jelenas Worte bis zu Jenna durchzudringen. Was eigentlich nur daran erkennbar war, dass ihr Blick ein wenig abwesend wurde und geringfügig schweifte, so als versuche sie auf die Fragen der Meistrin in ihrem Kopf tatsächlich eine Antwort zu finden. Dass sie sich weder selbst, noch der der ihr gegenüber sitzenden Frau eine Antwort geben konnte, lag primär an ihrem völlig durcheinander geratenen Seelenzustand. Sie konnte einfach kaum einen klaren Gedanken fassen. Auf der einen Seite stürzte soviel auf sie ein - Erinnerungen, Gedanken, Unterhaltungsfragmente, Gefühle - auf der anderen Seite war da diese schmerzliche, Angst einflößende Leere, mit der sie nicht zurecht kam...
Jenna war noch nie gut darin gewesen, ihre Gefühle zu verschließen. Und so konnte Jelena nun auch in ihrem Gesicht lesen, wie in einem Bilderbuch.
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Offline Vanion

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Re: Das Kontor - nach dem Krieg
« Antwort #87 am: 10. Feb 12, 00:15 »
Vanion hatte etwas getan, das er lange Zeit nicht mehr gemacht hatte. Jelena hatte ihn nicht direkt dazu gezwungen, aber ihr Blick, als sie ihm vorschlug, ein Bad zu nehmen, war eindeutig gewesen, obwohl ein schalkhaftes Glitzern in ihren Augen lag. Also hatte er sich kurzerhand in einen Zuber begeben und ein durchaus warmes Bad genießen können.
Er hatte einen Schlafplatz in Luthors Zimmer bekommen, da er wenig Lust verspürte, sich nochmals von seinen Eltern verabschieden zu müssen.
Vanion begann, das Kontorgebäude ein wenig zu erkunden. Neugierig lugte er kurz in die Zimmer des Obergeschosses, die sehr solide und geordnet wirkten. Er wollte sich grade nach unten begeben, als er dumpf durch die Steinwand Jelenas Stimme vernahm. Nur ein Wort, kurz und knapp.
Vanion war verwundert, er hatte Jelena auf der kurzen Reise hierhin kaum die Stimme heben hören. Sie hatte ruhig gewirkt, und keineswegs verschlossen und zerknirscht, sondern eher zufrieden, trotz der widrigen Umstände. Kurzerhand beschloss der junge Mann, herauszufinden, was Jelena nun offensichtlich aufregte. Er machte sich keine allzu großen Sorgen, wenn das Gespräch nicht für seine Ohren bestimmt war, würde Jelena ihn eben kurz hinausschmeißen.
"LARP ist nicht ein Hobby, es sind mindestens acht oder so. Ich betreibe etwa fünf davon." RalfHüls, LarpWiki.de

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Re: Das Kontor - nach dem Krieg
« Antwort #88 am: 10. Feb 12, 00:27 »
Jelena hatte die vergangenen Monate dazu genutzt um ihren Fokus wieder zu finden und ihre Fähigkeiten zu dem präzisen Instrument aufzubauen, das sie vor dem Krieg gewesen waren. All das sorgte dafür das Jennas emotionaler Ausbruch wie unglaublich lautes Tavernengegröhle auf sie wirkte.
Sie verzog das Gesicht als sie die Kopfschmerzen bemerkte, die hinter ihren Augen begannen und überlegte was sie mit der Frau vor sich anstellen sollte.
"Jenna." meinte sie ruhig. "Es tut mir leid, dass dich das ganze so sehr mitzunehmen scheint. Aber Wassilji ist ein Krieger. Sein ganzes Leben ist darauf ausgerichtet Kämpfe auszufechten, für die andere nicht geeignet sind. Es ist unausweichlich das er, oder wir alle, die so etwas tun, verletzt werden oder sogar den Tod finden. Du bist mit einem Säugling auf dem Arm mitten im Winter durch ein Kriegsgebiet geflohen. Dir ist das Gesicht der Schlacht nicht unbekannt. Was also ist nun los, dass du so sehr die Fassung verlierst?"
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Re: Das Kontor - nach dem Krieg
« Antwort #89 am: 10. Feb 12, 00:44 »
"...mitten im Winter durch ein Kriegsgebiet geflohen. Dir ist das Gesicht der Schlacht nicht unbekannt." Vanion verstand nur Jelenas letzte Sätze, als er die Tür erreichte.
Er hielt inne. Wer mochte da wohl drin sein? Ein Veteran des Pilgerzuges? Vielleicht ein Valkensteiner, oder ein Askarier?
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