Der Weibel wurde früh am Morgen wach und begab sich zur Küche, um sich einen Kaffee zu holen. Dann begab er sich zur Schreibstube und setzte seinen Bericht auf. Als er fertig war, las er noch einmal zur Kontrolle.
Werte Madame!
Anbei erhaltet Ihr meinen Bericht zu den Ereignissen, welche sich im achten Monat des Jahres 266 n.J. in Norngard abspielten.
Die Gardisten Julienne und Louis sowie meine Person ereichten nach mehrtägigem Marsch Norngard und begaben uns zu dem zugewiesenen Koppelpunkt, an welchem wir auf den werten Chevalier von Sangenwalde mit seiner Reisegruppe trafen. Ein illustres Bild aus Magiern, Heilern und waffenfähigen Männern. Louis hatte ich vorher angewiesen, sich im Umland aufzuhalten und zu kundschaften.
Man hatte in Erfahrung gebracht, dass es in der Nähe ein Gasthaus gab, welches als Stützpunkt genutzt werden sollte.
Bei Annäherung an dieses wurde beobachtet, dass das Wirtshaus von einer Gruppe Personen besetzt war, welche offensichtlich nicht gut gelitten waren.
Bei der anschliesenden Befragung stellte sich heraus, dass es sich bei der Gruppe um Strauchdiebe handelte, welche der Wirtin das Leben schwer machten.
Die Situation eskalierte und es entspann sich ein kurzes Scharmützel, in dessen Folge ein Mann der Gruppe festgesetzt werden konnte. Dieser beteuerte, mit alldem garnichts zu tun zu haben und gezwungen worden zu sein, bei den vorangegangenen Raubzügen teilzunehmen. Der Chevalier von Sangenwalde berief kurzerhand ein Standgericht ein und verurteilte den Burschen zu Arbeitsdienst auf den Torffeldern von Norngard. Er wurde am nächsten Morgen abtransportiert.
Bereits vor Ort befand sich ein Feldküchentrupp aus Argeste, welcher im Verlauf der Tage mehrfach aktiv in das Geschehen eingriff, auch unter Einsatz einer mitgeführten Balliste.
In Nachbarschaft des Gasthauses hatten unsere Späher ein verlassenes Gräberfeld entdeckt, dem erst einmal keine grosse Beachtung geschenkt wurde. Dies änderte sich im Laufe des Abends, als aus dem nahegelegenen Waldstück Horden von Untoten gegen uns angingen. Diese Angriffe konnten durch die Waffenfähigen grösstenteils erfolgreich abgewehrt werden. Was die anwesenden Magiekundigen in der ganzen Zeit taten, erschliesst sich mir nicht. Ein schnelles Eingreifen von dieser Seite wäre sicher sinnvoll gewesen, hätte zumindest einige Verwundungen bei den eigenen Kräften verhindert. Im Verlauf des Abwehrgefechtes gelang es dann einem kleinen Stosstrupp ( ich glaube, der Chevalier war selbst dabei ) zu dem Gräberfeld vorzustossen und dieses einzusegnen, woraufhin die Angriffe endeten.
Die Heiler hatten an diesem Abend mit Biss- und Schnittwunden zu tun.
Eine einzige Magierin habe ich während des Gefechtes zu Augen bekommen. Jedoch hatte diese das Talent, sich die gefährlichste Stelle auszusuchen, um dort zu stehen. Sie wurde während der nächsten Tage noch häufiger auffällig.
Am nächsten Morgen erschien während des Frühstücks ein örtlicher Bauer, der, so erzählte die Wirtin, bisher mit verkrüppeltem Bein und Buckel gestraft war. Hiervon war nicht das geringste zu sehen. Der Bauer erzählte, dass er im Wald Steine gefunden hatte, und danach seine Leiden nachliessen.
Dies wurde von den anwesenden Magiern mit Interesse verfolgt.
Im Laufe des Vormittages erschien ein Trupp Soldaten des Barons von Salmar. Der kommandierende Hauptmann verlangte die sofortige Herausgabe der bereits gefundenen Artefakte sowie unser Abrücken, da unsere Anwesenheit einen kriegerischen Akt darstellen würde. Dies wurde in einer längeren Diskussion seitens des Chevalies ausgeschlagen, mit dem Verweis auf eine Rettungsmission für Tannjew von Norngard. Der gegnerische Hauptmann, welcher sich in keinster Weise einsichtig zeigte, und sich auch nicht gemäss des Standesunterschiedes zwischen ihm und dem Chevalier verhielt, liess daraufhin eine Kriegserklärung gegen Norngard und Goldbach verlauten. In dem daraufhin entbrennenden Gefecht konnte der Großteil des gegnerischen Trupps niedergemacht werden. Einzig ein Mann konnte entfliehen, was uns zu späterem Zeitpunkt noch beschäftigen sollte. Wie sich herausstellte, stand der Hauptmann unter dem Einfluss eines der Steine, welche zur Rettung des Chevalier von Norngard benötigt wurde.
In wieweit seine Handlungen und die daraus resultierenden Probleme bestand haben, erschliesst sich mir nicht.
Im weiteren Verlauf des Tages begab sich die gesamte Gruppe unter Führung des Chevaliers von Sangenwalde in die umgebenden Wälder. Hier stiessen wir auf eine Gruppe Holzfäller, welche sich äusserst aggressiv verhielt und im Rahmen der Situationsklärung einen unserer Späher als Geisel nahm. Die Holzfäller wurden im kuzen Kampf ausgeschaltet, jedoch hatten wir einen Verwundeten, der nicht transportfähig war. Darüber hinaus beeinflussten die Steine, welche bei den Holzfällern gefunden wurden, die Gardistin Julienne, welche sich nichtmehr klar verhielt und auch Befehle meinerseits verweigerte. Sie wurde daher unter Begleitung zurück zum Gasthaus geschickt, von dem wir glücklicherweise nicht zu weit entfernt waren. Mit einiger Verzögerung trat auch der Hauptteil der Gruppe den Rückmarsch an. Dieser wurde jedoch von einer zweiten Gruppe lokaler Bewohner unterbrochen, welche sich gewaltsam der Steine bemächtigen wollte. Nach kurzem Scharmützel zog diese sich zurück und unsere Gruppe setzte ihren Weg fort. Auf halber Strecke trafen wir auf die losgeschickte Gruppe um Julienne, welche vollständig unter Einfluss der Steine stand. Dieser Einfluss konnte durch anwesende Magier unterbunden werden und wir verlegten zum Gasthaus.
Da noch immer weitere Steine benötigt wurden, wurde ein kleiner schneller Trupp gebildet, um diese zu gewinnen. Da nach der ausgemachten Zeit dieser Trupp nicht zurückgekehrt war, bildete sich ein weiterer Trupp, um den ersten zu entsetzen. Wie sich herausstellte, war erster Trupp von einem im Wald lebenden Faun und ihm zugehörigen Wolfswesen gefangen genommen worden. Da eine Herausgabe der Geiseln für den Faun nicht zur Debatte stand, bot sich der Chevalier als Pfand an. Im Vorfeld wurde ein Notfallplan besprochen.
Kurz nach unserer Rückkehr zum Gasthaus erschien jedoch auch der Chevalier, unter Einfluss eines Steines und befahl uns, den Wald zu verlassen. Durch beherztes Eingreifen wurde er von dem Stein befreit und verhielt sich wieder normal.
Hiernach erschien ein weiterer Trupp Soldaten des Barons von Salmar, diesmal unter der Führung eines gewissen Ritters Johann. Er wiederholte die Forderungen und Anschuldigungen des Hauptmannes und wurde ebenso abgewiesen. Hierauf entspann sich ein Streitgespräch zwischen ihm und dem Chevalier von Sangenwalde, in dessen Verlauf letzterer den Aggressor forderte um ein Gefecht zu verhindern. Es war ausgemacht, dass das Ergebnis des Zweikampfes über den weiteren Verlauf entscheiden sollte. Beide Seiten wiesen ihre Truppe an, sich nicht einzumischen. Der gegnerische Ritter verhielt sich leider, als abzusehen war, dass er nicht unbedingt gewinnen würde, alles andere als seinem Stand entprechend und gab seinen Leuten Befehl zum Angriff. Da zu diesem Zeitpunkt nur wenige Waffenfähige in der Front standen, wurde unsere Seite sehr zügig geworfen. Ich selbst verlor bei dem Gefecht das Bewusstsein. Die nächsten Schilderungen beruhen daher auf Erzählungen dritter.
Den anwesenden Heilern und Magiern wurde erlaubt, die Verwundeten zu versorgen. Es wurde die Herausgabe der Steine gefordert sowie unser Abrücken bis Einbruch der Dämmerung. Wie sich später herausstellte, übergab der Chevalier tatsächlich die Steine, nicht jedoch das bereits entfernte Erz, welches die eigentliche Wirkung hatte.
Die feindlich Truppe zog hierauf ab.Der weitere Verbleib dieser ist mir nicht bekannt.
Nach einer mir nicht bekannten Zeit kam ich im provisorischen Lazarett zu mir und wurde durch Heiler wie auch Magier untersucht und behandelt. Zuvor muss wohl schon eine Behandlung durch ein im Wald lebendes Steinwesen erfolgt sein. (Wie bereits erwähnt, ich war während dieser Zeit bewusstlos. Dass ich jedoch in dem Kampf am späten Abend keine Verwundung davontrug, schien eine der Wirkungen der Behandlung gewesen zu sein.)
Aus dem vorhandenen Erz wurde sodann ein Amulett geschmiedet, welches die Heilung des Chevaliers von Norngard herbeiführen sollte.
Die Magier bereiteten sich auf das Ritual vor, um den Chevalier zu retten, während sich die Waffenfähigen und Heiler auf einen Angriff vorbereiteten. Hier ist anzumerken, dass die Heiler unter Waffen in der Linie standen und aktiv mitkämpften. Sie taten mehr, als mancher Magier während der vorangegangenen Gefechte.
Der erwartete Angriff lies nicht lange auf sich warten. Kurz nach der Ankunft des Chaevaliers von Norngard, unter Begleitung von Sasha Timberlore Schattenwolf stürmte eine Gruppe Szivarkultisten unter der Führung von Isiria von Pfauengrund unsere Position. In schwerem Abwehrkampf wurde die Position gehalten. Jedoch hatten wir einige Verwundete zu verzeichnen, unter anderem den Chavalier von Sangenwalde, den Bruder Norbert aus Argeste, die Heilerin Marie aus Norngard sowie die Gardistin Julienne.
Die Hexe von Pfauengrund konnte ausgeschaltet werden und wurde verbrannt, worauf sich die gegenerischen Wellen zurückzogen. Der Chevalier von Norngard konnte gerettet werden und erfreut sich augenscheinlich guter Gesundheit.
Das Abrücken am nächsten Morgen verlief ruhig und geordnet. Jedoch mussten wir aufgrund unserer Verwundungen einen Karren beschaffen, da es uns nicht möglich war, zu reiten. Louis trat noch in der Nacht den Rückmarsch zu Pferd an, um Vorabmeldung zu machen.
Die Gardistin Julienne befindet sich bei einer Bauernfamilie nahe der Grenze aufgrund Transportunfähigkeit. Sie ist aufgrund ihrer schweren Verletzungen und Komplikationen durch Bisse noch immer nicht dienstfähig. Hier ist anzumerken, dass sie sich während der gesamten Zeit vorbildlich und pflichtbewusst verhalten hat. Die Befehlsverweigerung unter Einfluss der Steine betrachte ich als nicht geschehen. Auch während des Rückmarsches hat sie trotz ihrer Verwundungen ihre Pflicht erfüllt, so gut es ihr möglich war.
Für weitergehende Schilderungen zu den Ereignissen bitte ich höflichst den Chevalier von Sangenwalde oder aber den Magister Kadegar Sonnenwende zu bemühen. Letzterer war Führer der Magiekundigen vor Ort.
Hochachtungsvoll
Francois
Feldweibel der Garde zu Goldbach
Francois war der Meinung, alles wichtige niedergeschrieben zu haben. Er rollte das Papier, band es zusammen und liess es von einem der Gardisten zu Madame bringen.
Dann begann er mit den Ausmusterungsschreiben:
"Es sey kundgethan und verkündet, dass der Inhaber dieses Schreibens..."
Sein Kaffee war mittlerweile leer, und er unterbrach die Schreiberei, um sich einen neuen in der Küche zu holen.