Autor Thema: Auf dem Weg von Haubach nach Caldrien  (Gelesen 36245 mal)

0 Mitglieder und 2 Gäste betrachten dieses Thema.

Offline Anders

  • Engonier
  • Drachentöter
  • ***
  • Beiträge: 1825
Re: Auf dem Weg von Haubach nach Caldrien
« Antwort #120 am: 13. Apr 15, 13:38 »
"Wo ist denn der Käse...", murmelte Anders und durchwühlte ihren Beutel. Sie hatte Fips aus der Tasche genommen und ihn auf ihrer Schulter gesetzt, wo er nun emsig herum lief, mal an ihrer Kleidung nagte und dann versuchte ihre Haare hinauf zu klettern. "Ahhhhhh da hab ich ihn."
Triumphierend zog sie den trockenen in Pergament gefalteten Käse hervor und brach ein Stück ab. Fips vom Knistern abgelenkt spähte neugierig von ihrer Schulter auf den Käse um dann ihre Brust herunter zu klettern und das letzte Stück auf ihren Schoß zu plumpsen. Vorsichtig gab sie ihm ein kleines Stück und er machte sich sofort drüber her. Fasziniert betrachtete sie ihn wie er ihn immer wieder in den Pfötchen drehte um mal hier mal dort daran zu knabbern. Ein leichtes Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht und sie fuhr sanft mit einem Finger über seinen Kopf wodurch er die Nase hob und dagegen stupste.

Es Klopfte an der Tür und ihr Blick schoss nach oben. Schnell packte sie die Kleine Maus auf ihre Schulter, gab ihm noch etwas Käse und schob die Haare vor,sodass sie verdeckt war. "Äh.... ja?"
~~~~~~Der Wächter La Follyes ~~~~~~

Nur im Dunklen kann man Glühwürmchen beobachten.

Offline Vanion

  • Usurpator
  • *
  • Beiträge: 4452
  • Vanonien, ich komme!
Re: Auf dem Weg von Haubach nach Caldrien
« Antwort #121 am: 13. Apr 15, 14:40 »
"Ich bin's, Vanion. Hast du ein paar Minuten Zeit für mich?" Als Anders die Tür öffnete, lächtelte Vanion sie an und trat ein. Ohne viel Zeit zu verschwenden, ließ er sich auf einen Stuhl sinken und sah den Kender direkt an. "Ich mach mir Sorgen um Lorainne und Benjen. Die beiden haben sich ineinander verliebt, und grade Lorainne wird nicht zögern, ihr Leben auf's Spiel zu setzen, wenn seines in Gefahr ist."

Diese Worte überrumpelten Anders sichtlich, also holte er tief Luft.
Umständlich erklärte er Anders, was in ihm vorging: dass der Plan schon schwierig genug auszuführen war und genug Unwägbarkeiten beinhaltete. Dass er nicht an Lorainnes Seite sein konnte, um ihr gegen Savaric im schlimmsten Fall beizustehen. Er erzählte ihr, wie Lorainne vorgestürmt war, als sie gehört hatte, dass Silas gefallen war, und er sprach auch von seiner Angst, dass Lorainne aus Liebe blind sein würde. Er versuchte, Anders begreiflich zu machen, was es hieß, Freunde zu verlieren und diesen Umstand als gegeben hinzunehmen - denn so war es in kriegerischen Zeiten nun einmal.

Als während seines langen Monologs ein kleiner Nager auf Anders' Schultern auftauchte und nach einem Stück Käse schnüffelte, konnte Vanion nicht anders als zu lachen. Er trank einen Schluck Wasser aus dem Krug, den er klugerweise mitgebracht hatte, und schloss mit den Worten:

"Ich vertraue Lorainne. Ich vertraue ihr mein Leben an! Aber ich fürchte, dass sie es nicht ertragen kann, noch jemanden zu verlieren. Sie wird alles tun, um zu verhindern, dass jemand, der ihr lieb ist, stirbt. Sie denkt in dieser Hinsicht wie eine Mutter, deren Kinder angegriffen werden - ohne Maß, und intensiv und gefährlich wie ein Sturm. Doch sie vergisst, dass ein Sturm Freund wie Feind hinwegfegen kann."
« Letzte Änderung: 13. Apr 15, 14:43 von Vanion »
"LARP ist nicht ein Hobby, es sind mindestens acht oder so. Ich betreibe etwa fünf davon." RalfHüls, LarpWiki.de

Offline Anders

  • Engonier
  • Drachentöter
  • ***
  • Beiträge: 1825
Re: Auf dem Weg von Haubach nach Caldrien
« Antwort #122 am: 13. Apr 15, 15:09 »
Anders schwieg etwas nachdem Vanion geendet hatte. Sie verstand worauf er hinauswollte. Das mit Benjen und Lorainne war ihr aufgefallen, aber sie hatte nicht geahnt das die beiden verliebt waren. Da hatte sie wohl zu wenig Erfahrung mit. Und das andere.
"Ich glaube Lorainne versteht nicht das sie der Held in der Geschichte ist. Zumindest erkläre ich mir das so. Überleg doch mal, alle Geschichten haben einen Helden un ganz viele Freunde die dem Helden helfen. Es ist nicht ihre Geschichte, aber sie helfen dem Helden am Leben zu bleiben bis zum Schluss, aber am Ende muss er selbst agieren und gewinnen. Ich sehen das so, wir alle sind dazu da ihr den Weg zu ebenen und wir machen es ja gerne, aber ich glaube Lorainne vertraut uns nicht so gut, also sie glaubt das wir das nicht schaffen und ist deshalb die ganze Zeit über uns wie ein Habicht über einer Mäusegruppe."
Sie kratzte sich nachdenklich an der Nase. "Aber ich glaube auch das es ihr sehr schlecht gehen wird wenn einer von uns nochmal abhanden kommt, dennoch hat sie nichts in der fordersten Reihe zu suchen. Sie darf ihr Schwert nicht ziehen und es ist da viel zu gefährlich. Und dennoch ist sie immer da um ein Auge auf alles zu haben, warum auch immer."
Sie bracht noch ein Stück Käse ab aber Fips hatte wohl genug und krabbelte wieder auf ihren Schultern herum.
"Ich glaube sie denkt, wir können nicht auf uns selbst aufpassen. Aber das ist eine andere Geschichte, man muss ihr  nur begreiflich machen, dass wenn der Held stirbt, es sehr selten eine Geschichte gibt, denn die Geschichte schreiben die Gewinner. So war es schon immer."
Sie überlegte.
"Aber .... ich verstehe nicht ganz warum du damit zu mir kommst."
~~~~~~Der Wächter La Follyes ~~~~~~

Nur im Dunklen kann man Glühwürmchen beobachten.

Offline Vanion

  • Usurpator
  • *
  • Beiträge: 4452
  • Vanonien, ich komme!
Re: Auf dem Weg von Haubach nach Caldrien
« Antwort #123 am: 13. Apr 15, 17:14 »
"Naja, weil sonst niemand da ist, mit dem man darüber sprechen kann. Es steht mir nicht zu, Lorainne einfach zurecht zu weisen. Noch weniger hab ich das Recht, dem Chevalier de Kyme irgendetwas vorzuschreiben, und es kann ja auch sein, dass ich mir einfach zu Unrecht Sorgen mache. Ich dachte, eine zweite Meinung kann nicht schaden."

Anders' Worte brachten Vanion erneut zum Grübeln.

"Wir alle dienen Lorainne auf die ein oder andere Weise. Wir mögen zwar beschwören, dass wir eine Familie sind, aber am Ende haben wir alle darauf hingearbeitet, ihr La Follye wieder zu beschaffen. Jeder auf seine Art, aber jeder mit derselben Absicht. Warum der einzelne tut, was er tut, sei dahingestellt. Da hat jeder seine eigenen Gründe. Aber du hast Recht: sie ist der Held, über sie wird man Lieder singen. Sie muss begreifen, dass wir .. dass wir alle entbehrlich sind. Sie muss verstehen, dass viele von uns ihr Leben für Lorainne geben würden. Dieses Opfer würde sie durch einen sinnlosen Tod, ein sinnloses Scheitern entehren." Eindringlich sah Vanion Anders in die Augen. "Versteh doch - als Lorainne selbstmörderisch angriff, um Silas' Leben zu retten - da hat das Jacques das Leben gekostet. Jacques, der mich über ein Jahr begleitet und ausgebildet hat, unten in Tangara." Vanion schüttelte den Kopf. "Sie ist eine Chevalière, und sie führt uns alle an."

In diesem Moment erinnerte er sich an den Schalk, an diese.. diese Diskussion mit ihm: Vanion hatte eine Entscheidung fällen sollen, und egal, was er entschieden hatte, immer war jemand gestorben. Das war die Last, die ein Anführer trug. Seine Entscheidungen kosteten viel zu oft Menschenleben, manchmal erforderte der Sieg sogar ein Opfer. Lorainne hatte diese Lektion nicht gelernt. Die Liebe zu den ihren barg eine Gefahr.

"In dem Moment, wo stirbt, ist alles verloren." Nüchtern sprach der Knappe, unberührt von dem, was es für ihn persönlich bedeuten würden, wenn Lorainne starb. "Alles. Die letzten Jahre und ihre Opfer wären.. für den Arsch. Aber wie machen wir ihr das klar?"
"LARP ist nicht ein Hobby, es sind mindestens acht oder so. Ich betreibe etwa fünf davon." RalfHüls, LarpWiki.de

Offline Anders

  • Engonier
  • Drachentöter
  • ***
  • Beiträge: 1825
Re: Auf dem Weg von Haubach nach Caldrien
« Antwort #124 am: 13. Apr 15, 18:08 »
Anders sah in erstaunt an. "In dem man es ihr einfach sagt. Ich wollte es ihr schon lange sagen aber ich bin noch nicht dazu gekommen. Als sie diesen Wahnsinnigen Plan ausgeheckt hat hätte ich es ihr gleich ins Gesicht schreien sollen, aber ich wollte nicht das man wieder alles was ich sage als unreifes kindisches Gewäsch abtut... Man hätte es nicht ernst genommen."
Sie seufzte und sah Vanion an. "Ich wollte es ihr dann bei den Äxten sagen, dann wurde ich krank."
Vorsichtig hob sie Fips von ihrer Schulter und betrachtete ihn. "Man sollte es ihr nur so bald wie möglich sagen. Sie wirft mir immer vor das ich nicht nachdenke wenn ich verletzt werde aber das stimmt nicht. Es ist mir schon sehr früh aufgefallen und im Endeffekt ist es besser ich als sie. Ich bin kein Held und ich werd nie eine sein, aber ich bin schon immer ein kleiner Quälgeist gewesen, warum also nicht auch für unsere Gegner."
« Letzte Änderung: 13. Apr 15, 18:44 von Anders »
~~~~~~Der Wächter La Follyes ~~~~~~

Nur im Dunklen kann man Glühwürmchen beobachten.

Offline gutemine

  • Verein - Beirat (Kern)
  • Abenteurer
  • *
  • Beiträge: 300
  • Mina Felsbrück
Re: Auf dem Weg von Haubach nach Caldrien
« Antwort #125 am: 13. Apr 15, 19:00 »
Bei ihrer Ankunft im Gasthaus war Mina zunächst Sophie zur Hand gegangen. Kleidung musste gebürstet werden und Mina machte sich daran, einiges auszubessern. Sophie hatte ihr ein paar Kleidungsstück von Lorainne und Benjen in die Hand gedrückt, die bei der Klettertour in Haubach doch sehr gelitten hatten. Mina war nicht besonders begabt, was Handarbeiten anging, aber im Moment genoss sie es, bei den monotonen Bewegungen der Nadel, einfach die Gedanken schweifen zu lassen. Das Gespräch mit Vanion hatte sie sehr beschäftigt. Sie war sauer, dass ihre Erinnerungen immer noch so viel Macht über sie hatte. Gleichzeitig war sie sicher, den ersten Schritt getan zu haben, endlich alles hinter sich zu lassen und diesem dunklen Kapitel vielleicht sogar am Ende etwas positives abzugewinnen.

Mina nahm sich das nächste Kleidungsstück, eine Hose, und hielt sie begutachtend in die Höhe. Das Knie war komplett eingerissen und brauchte eigentlich einen verstärkenden Flicken. Sie würde sich auf die Suche nach Stoff zum ausbessern machen müssen. Jetzt erst merkte sie, wie spät es geworden war. Die Sonne stand schon sehr tief und sicherlich wären die anderen schon beim Essen. Mina steckte sich ein paar Haarsträhnen zurecht und eilte in die Schankstube. Dort stellte sie erleichtert fest, dass auch Vanion und Anders noch fehlten. Sie war also nicht die letzte.
*I can see a crow on your judgement day*

Offline Vanion

  • Usurpator
  • *
  • Beiträge: 4452
  • Vanonien, ich komme!
Re: Auf dem Weg von Haubach nach Caldrien
« Antwort #126 am: 13. Apr 15, 20:26 »
Unwillkürlich musste Vanion schmunzeln. "Natürlich, du bist kein Held." Du hast auch nur mein Seelenheil gerettet, als wir in Lorainnes Gedächtnis waren. Wer bist du schon, kleiner Kender? "Na dann komm. Lass uns nach unten gehen und etwas essen. Im Laufe des Abends ergibt sich gewiss eine Gelegenheit, mit Lorainne zu sprechen. Ich möchte das nicht vor allen Leuten breittreten. Ich möchte als Freund und Vertrauter mit ihr sprechen, nicht als Knappe." Zögernd zog Vanion die Augenbrauen hoch. "Aber lass den Nager hier. Der Wirt wird dich rausschmeißen, wenn er sieht, dass du Mäuse anschleppst. Mäuse und Vorratskammern haben ein gewisses Verhältnis zueinander, und Wirte sind, was diese Verhältnis angeht, sehr engstirnig."
"LARP ist nicht ein Hobby, es sind mindestens acht oder so. Ich betreibe etwa fünf davon." RalfHüls, LarpWiki.de

Offline Anders

  • Engonier
  • Drachentöter
  • ***
  • Beiträge: 1825
Re: Auf dem Weg von Haubach nach Caldrien
« Antwort #127 am: 13. Apr 15, 21:12 »
Anders nickte und stand auf. "Ich hatte sowieso vor fips wieder im Stall auszusetzen. Aber ich muss auf den Hofkater aufpassen, der guckt immer so böse."
Vorsichtig hob sie die Maus von der Schulter und betrachtete das kleine Ding liebevoll. "Wir wollen ja nicht das dir was passiert nur weil ich nicht aufpasse wo ich dich absetze hm."
Sie lächelte. "Außerdem würden sowohl Lorainne als auch Sophie der Schlag treffen wenn ich Fips mitnehmen würde und er würde sicher seine Höhle vermissen"
Vorsichtig schob sie die Maus wieder in die Tasche und achtete darauf, dass sie nicht die Schnauze heraus streckte. "Ich komme also gleich nach."
Sie schob sich an Vanion vorbei und lächelte nochmal kurz. Dann verschwand sie wieder in Richtung Schankraum.
~~~~~~Der Wächter La Follyes ~~~~~~

Nur im Dunklen kann man Glühwürmchen beobachten.

Offline Vanion

  • Usurpator
  • *
  • Beiträge: 4452
  • Vanonien, ich komme!
Re: Auf dem Weg von Haubach nach Caldrien
« Antwort #128 am: 13. Apr 15, 21:27 »
"In Ordnung." Auf dem Weg zum Schankraum fiel Vanion auf, dass seine Zimmertüre leicht offen stand. Ich hatte sie doch zugemacht? Jemand hatte in seiner Abwesenheit die Bettwäsche gewechselt. Er zuckte mit den Schultern, dann ging er ebenfalls in den Schankraum und setzte sich, nachdem er sich ein Bier und etwas zu Essen geholt hatte, neben Mina.
"LARP ist nicht ein Hobby, es sind mindestens acht oder so. Ich betreibe etwa fünf davon." RalfHüls, LarpWiki.de

Offline gutemine

  • Verein - Beirat (Kern)
  • Abenteurer
  • *
  • Beiträge: 300
  • Mina Felsbrück
Re: Auf dem Weg von Haubach nach Caldrien
« Antwort #129 am: 14. Apr 15, 00:39 »
Mina prostete Vanion zu. "Trink schnell, bevor es ganz abgestanden ist," sagte sie augenzwinkernd und lächelte ihn an. Wie wohl sie sich doch mittlerweile unter ihnen fühlte...
Vanion wirkte etwas abwesend. "Ist alles in Ordnung?"
*I can see a crow on your judgement day*

Offline Beorn

  • Engonier
  • Weltenbummler
  • ***
  • Beiträge: 158
  • Äxte!
Re: Auf dem Weg von Haubach nach Caldrien
« Antwort #130 am: 14. Apr 15, 11:04 »
"Wir sollten übrigens versuchen, in Andergast einen Stoffhändler ausfindig zu machen. Ihr Neuen braucht noch Wappenrücke und Ich würde auch dir, Marja, raten, zumindest einen Gambesson zu besorgen. Man weiss nie, wann sich mal ein Pfeil verirrt. Gleiches gilt übrigens auch für dich, Isindia"
"Vorwärts, Männer! Auf dass man uns allen die Kehlen durchschneidet!"  -Pratchett

Offline Vanion

  • Usurpator
  • *
  • Beiträge: 4452
  • Vanonien, ich komme!
Re: Auf dem Weg von Haubach nach Caldrien
« Antwort #131 am: 14. Apr 15, 14:23 »
"Was?" Er schreckte aus seinen Gedanken auf. "Ja, es ist alles in Ordnung." Unsicher lächelte er Mina zu. "Ich mach mir nur zu viele Sorgen, das ist alles. Ich mach' mir über alles Sorgen. Da fällt mir ein, vor nicht allzu langer Zeit.."

Der Knappe begann, eine Geschichte aus dem Pilgerzug zu erwähnen. Es war durchaus eine amüsante Geschichte, und Vanion schmückte sie reichlich aus. Am Ende ging es gar nicht mehr darum, dass er sich Sorgen machte, sondern eher um die Schwierigkeit, einen betrunkenen Kameraden aus einer nicht mehr ganz frischen Latrinengrube zu zerren. Der Knappe hatte ein gewisses Talent, Geschichten zu erzählen, und seit er in den Knappenstand eingetreten war, hatte es immer weniger Gelegenheiten dazu gegeben. Abende wie diesen genoss er, und so fuhr er fort, Mina einige Geschichten zu erzählen.

Es verging einige Zeit, und über seinen Geschichte vergaß Vanion ganz und gar, den anderen Gesprächen zu lauschen. Am Ende schloss er mit einer furiosen Erzählung über den Esel eines Bauern aus Norodar, Vanions Geburtstort, der eines Tages nur noch rückwärts laufen wollte und seinen Besitzer damit arg überforderte. Prustend schloss er: "Na, ich sag dir, das war ein lustiges Gespann! Nachher sind beide rückwärts gelaufen, aber der Esel sah sehr viel glücklicher aus." 
"LARP ist nicht ein Hobby, es sind mindestens acht oder so. Ich betreibe etwa fünf davon." RalfHüls, LarpWiki.de

Mel

  • Gast
Re: Auf dem Weg von Haubach nach Caldrien
« Antwort #132 am: 14. Apr 15, 15:37 »
Die Gespräche waren während des Essens mehr und mehr erstickt. Erst herrschte gefräßiges Schweigen und schliesslich hatte man Vanions Erzählung gelauscht.
Irgendwann, nachdem noch das ein oder andere Anekdötchen erzählt worden war, erhob sich Lorainne.
"Nein, schon in Ordnung, Vanion wird mich begleiten", sagte sie zu Widukind, der schon wieder aufgesprungen war, um sie zu begleiten.

Offline Widukind

  • Touridämon
  • *
  • Beiträge: 37
Re: Auf dem Weg von Haubach nach Caldrien
« Antwort #133 am: 14. Apr 15, 18:18 »
Widukind verharrte kurz in seiner nun sehr anstrengend anmutenden Gebückten Haltung, als er sich auf Lorainnes Aussage hin vom Stuhl erhob.
Sein Blick blieb erst an Ihr hängen, dann sah er zu Vanion rüber. Schließlich nickte er und ließ sich wieder in den den hölzernen Stuhl fallen.
"Mademoiselle haben das Sagen!", seine Aufmerksamkeit galt wieder der Schüssel, welche noch gut bestückt vor ihm lag. "Wenn ich allerdings so frech sein dürfte eine Empfehlung auszusprechen, ganz so sicher ist die Umgebung hier nicht. Also passt mir bitte auf...", er stockte kurz als ihm bewusst wurde, wie fordernd seine eigentlich gut gemeinte Zurechtweisung klang. Dabei war er besorgt. Er schlich selbst nur ungern zu lange allein draußen herum. Er entschied sich, die Situation etwas aufzulockern und lachte Lorainne etwas gekünstelt an, als er seinen Satz beendete. "... auf den guten Vanion auf!" 'Schlechte Rettung.'
Off der Haid än Blömche blöht,
Die lewe Sonn, sei wird alls möd.
Hinnerm Berge gieht sei unner.
- Batt fürn Wunner!

Offline Vanion

  • Usurpator
  • *
  • Beiträge: 4452
  • Vanonien, ich komme!
Re: Auf dem Weg von Haubach nach Caldrien
« Antwort #134 am: 14. Apr 15, 22:18 »
Vanion nahm den schwachen Scherz nicht sehr gut auf. Seine Gedanken waren bereits bei dem Thema, auf das er Lorainne ansprechen wollte, und so funkelte er die junge Axt an. Als Widukind sehr angestrengt auf seine Schüssel starrte, klopfte Vanion ihm auf die Schulter. Unwillkürlich musste er lachen. "Gewiss wird ma chevalière auf mich Acht geben, Widukind." Auf Lorainnes bösen, aber erheiterten Blick reagierte er mit einem schuldbewussten Grinsen.

Als die beiden den Schankraum verließen, folgte Vanion Lorainne in ihre Kammer. Er half ihr aus den Stiefeln. Der Knappe wusste nicht so recht, wie er anfangen sollte, und so kam es zu einem unangenehmen Schweigen. Auffordernd sah Lorainne ihn an. Zunächst zögernd, doch immer flüssiger versuchte er, Lorainne knapp und doch aufschlussreich darzulegen, worum es in seinem Gespräch mit Anders gegangen war. Er begann mit den Ereignissen, die zu Silas' Rettung und fast ihrer aller Tod geführt hatten, und beachtete Lorainnes Anspannung nicht. Dann sprach er von der Räuberjagd, auf die Benjen gegangen war, und betonte dabei, dass Lorainne ihm sofort gefolgt war - und auch, weshalb sie Vanions Meinung nach ihm gefolgt war: "Du hast Angst, ihn zu verlieren, also passt du auf ihn auf." Sicherer werdend fuhr er fort:
"Du versuchst, die Deinen zu beschützen, und das ist gut und ehrenwert. Aber du darfst nicht unser Leben über deines stellen! Jeder von denen, die dir folgen, folgt dir aus Liebe. Nun, die meisten tun das jedenfalls." Vanion war durchaus klar, dass einige der Männer aus dem Forêt d'Artroux, die noch Jules gedient hatten und nun Lorainne folgten, gar keine andere Wahl mehr hatten. Jacques war so einer.. aber auch einer der loyalsten Menschen, die ich kannte. "Wenn du scheiterst, scheitern wir alle. Du bist ein außergewöhnlicher Mensch, Lorainne. Du hast eine liebevolle und starke, tapfere und stolze Gesellschaft um dich geschart. Benjens Schwertarm, Anders' flinke Finger, meine Treue, Silas' Armbrust, sogar die Axt dieses verdammten Holzfällers aus dem Forêt gehören dir. Wir haben uns auf dich eingeschworen. Wenn du scheiterst, scheitern wir alle. Du musst begreifen, dass jeder von uns geopfert werden kann für deine Ziele. Und du musst begreifen, dass du nicht jeden beschützen kannst auf deinem Weg." Etwas lahm schloss Vanion mit Worten, die nicht er gesprochen hatte: "Du bist der Held dieser Geschichte. Niemand sonst."
"LARP ist nicht ein Hobby, es sind mindestens acht oder so. Ich betreibe etwa fünf davon." RalfHüls, LarpWiki.de