Lorainne kannte das Gesicht, sie wusste offenbar genau, wie es ihr ging.
Wenn man viele Gefühle, die auf einen einstürzten, kontrollieren müsste.
Im Gegensatz zu ihr war die Baronin aber geübter in diesem Spiel und so könnte sie nur raten, was wirklich in ihr vorging.
"Es war die einzige Möglichkeit, meine Schulden bei ihm abzutragen."
Und Schulden hatte sie viele bei ihm gemacht, in all den Jahren.
Wie oft hatte er sich todesmutig oder lebensmüde, zwischen sie und ihre Widersacher gestellt? Müsste zwischen ihr und seiner Familie entscheiden.
Lorainne wusste in diesem Moment genau, was in ihm in jeder schicksalshaften Nacht vorgegangen sein müsste, als er ihren Eid ihr gegenüber gebrochen hatte.
Sie schaute Isabeau noch einmal ins Gesicht. Sie erschrak nicht, vor der Kälte, die sie umgab, im Gegenteil. Hätte sie nicht genauso gehandelt?
Sie hielt dem Blick stand, ruhig, offen und warm.
Dann wandte sie sich ab, verbeugte sich und verließ sie mit einem festen "wie ihr wünscht, Madame".
Erst draußen wurde ihr bewusst, wie angespannt sie gewesen war und sie lehnte sich für einen kurzen Moment an die Wand, und sandte ein stilles Gebet an Lavinia recepta.