Autor Thema: Burg Goldbach und die Ländereien der Baronie (Sommer 267 n.J.)  (Gelesen 25720 mal)

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Offline Francois

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Der wachhabende Rottmeister informierte den Waibel über den Besucher und liess sich den Einlass genehmigen. Familienvesuch war nicht so häufig,daher wollte er sicher sein,sich nichts zu leisten.
"Bring ihn zu ihr und lass sie bestätigen,dass er der idt,der sagt.  Und wenn die beiden fertig sind,möchte ich ihn auch sehen."
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Offline Lilac

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Der Rottmeister fand Nesrine recht bald beim Falkner und dessen Schutzbefohlenen. Auch Julienne war da. Die drei diskutierten gerade den Einsatz der Bell bei verschiedenen Greifvögeln und Eulen. Bei ihnen lag einer der vielen Jagdhunde, der - im Gegensatz zu den Menschen - den Rottmeister sofort bemerkte und kurz Laut gab.
Drei Köpfe wandten sich zeitgleich um und nach kurzer Verwirrung malte sich helle Freude auf Nesrines Gesicht.
"Papá!"

Der Rottmeister trat zur Seite und Nesrines Vater kam seiner Tochter entgegen.
Lächelnd fielen sie einander in die Arme. Dann machten sie einen Schritt zurück und musterten den jeweils anderen. Nesrine bemerkte ein paar neue Lachfalten im Gesicht ihres Vaters. Dessen Ausdruck war von Stolz geprägt, als er an seiner Tochter Hut das Goldbach'sche Ahornblatt entdeckte.
"Da bist du also! Und wie isch se'ö, 'at man disch 'ier tatsäschlisch aufgenommön!"
"Oui, Papá. Isch wurdö in die Gardö aufgenommön."
Ihr Blick fiel auf den langen, in Stoff gewickelten Gegenstand, den der ältere Mann vor der Umarmung rasch zur Seite gestellt hatte.
"Was machst du 'ier, Papá? Und was ist DAS?", wollte sie wissen.
Renoir schüttelte amüsiert den Kopf.
"Meinö Tochtär! Neugierisch wie e' und je!"
Nesrine grinste, ließ aber nicht locker.
"Und, was ist es jetzt?"
Der Mann jedoch ignorierte sie plötzlich, als er Julienne gewahrte, die sich im Hintergrund gehalten hatte.
"Julienne, pardon! Isch vergessö meine Manierön!"
Er reichte zunächst der Gardistin die Hand ("Es ist schön zu se'ön, dass es dir bessär ge't!"), dann stellte er sich dem Falkner vor.
"Bonjour, isch bin Renoir, der Vater dieses großgewachsenen Etwas.", meinte er augenzwinkernd mit einem Kopfnicken zu Nesrine.
Der ohnehin wortkarge Falkner brummelte seinen eigenen Namen, nahm die dargebotene Hand, nickte und zog sich dann zu seinen Vögeln zurück.
Dies nutzte Nesrine zu einem weiteren hibbeligen Vorstoß.
"Komm schon Papá! Was 'ast du da?"

Schließlich, nachdem er sich noch eine Weile mit Julienne unterhalten hatte (die das Spiel trotz der vernichtenden Blicke Nesrines mitspielte), brachte er genug Gnade auf und wandte sich dem seltsamen Gegenstand zu. Renoir nahm ihn zur Hand und hielt ihn Nesrine hin.
"'ier, du Nervensäge. Där ist für disch!"

Mit großen Augen und flinken Fingern packte Nesrine einen hölzernen Stab aus, der ihr die Sprache verschlug. Es war ein Bogen!

Ein erstickter Quietscher entrang sich Nesrines Kehle, während sie ihrem Vater um den Hals fiel.
Der blickte über ihre Schulter zu Julienne und zwinkerte. Die Gardistin grinste zurück, während Nesrine einen ganzen Schwall Dankesworte los wurde.

Plötzlich lugte ein kleiner, blonder Kopf um die Ecke.
Fleurs Tochter Amelíe war von Nesrines Stimme angelockt worden.
Rasch begriff das Mädchen die Lage.
"Oh! Du hast ja einen Bogen! Der ist ja größer als ich!"

Plötzlich leuchteten die Augen der Kleinen auf.
"Das muss ich dem Weibel erzählen!", rief's und rannte auch schon los.
Sie flitzte zur Schreibstube und klopfte aufgeregt gegen die Türe.
Nesrine, Julienne, Renoir und der Rottmeister kamen lächelnd und kopfschüttelnd in gemessenerem Tempo hinterher.
« Letzte Änderung: 10. Aug 17, 21:53 von Lilac »
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Offline Francois

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Noch bevor irgendjemand in der Schreibstube die Möglichkeit hatte, zu antworten, flog die Tür auf und der blonde laufende Meter stürmte hinein...
Amelie stürzte auf Francois zu und schnatterte in einem durch, was der Waibel mit hochgezogener Augenbraue ertrug. Eine kurze Pause zum Luftholen nutze er um sie auszubremsen.
"Also... Nesrine, Papa, Bogen... soviel habe ich verstanden."
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Offline Lilac

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Amelíe verdrehte, genervt von der Begriffsstutzigkeit der Erwachsenen, die Augen. Sie stemmte ihre Fäustchen in die Seiten atmete einmal tief durch und bemühte sich, langsamer zu sprechen.
"Aaaalso! Da ist ein Mann, der sieht Nesrine ähnlich, also wird das wohl ihr Papá sein, und der hat ihr eben einen riiiiiesigen Bogen geschenkt."
Sie untermalte ihre Worte mit flinken Gesten.
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Offline Francois

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Francois konnte sich ein leichtes Grinsen bei den Gesten der Kleinen nicht verkneifen.
"Ahhh... Na, so wie ich Tante Julienne kenne, wird sie gleich um die Ecke biegen...Und wo sie ist, ist Nesrine nicht weit..."
„Foi jusqu´au dernier“

Offline Lilac

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Als hätte der Weibel prophetische Fähigkeiten, traten just in diesem Moment mehrere Personen vor die Schreibstube.
Nesrine und Julienne steckten die Köpfe durch die offen stehende Tür. Beide blickten Amelíe finster an.
Das Kind grinste rotzfrech zurück und zeigte dabei die neuen, übergroßen Schneidezähne.
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"Mir ist etwas zugelaufen, das euch offenbar abhanden gekommen ist..."
Francois nahm einen Schluck Kaffee und setzte fort " Dann erzählt ihr mir doch mal, was es neues gibt."
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Julienne sah Nesrine an, die zu strahlen begann.
Die Gardistin zeigte stolz den Langbogen, den sie von ihrem Vater bekommen hatte.
"Mon Pére 'at mir einön Bogän geschenkt, Weiböl.", erklärte sie.

Die kleine Amelie stellte sich neben die Waffe.
"Schau, der ist viel größer, als ich!", betonte das Mädchen.

Julienne wuschelte dem Kind über den Kopf.
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"Stimmt, ist er." antwortete Francois an das Kind gewandt. "Aber ich glaube, im Gegensatz zu ihm wächst du noch."
"Bon, das entlastet dann ja die Waffenkammer, wenn die Gardisten sich ihre Ausstattung selber mitbringen. Dann weisst du ja, was du demnächst in deiner dienstfreien Zeit machen kannst. Aber ich würde gerne einmal den Überbringer dieses Geschenkes sehen."
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Nesrine nickte, immer noch lächelnd.
Sie wandte sich um und trat zur Türe.
"Papá, bittö komm 'erein!", sprach sie.
Renoir betrat die Schreibstube und begrüßte den Weibel respektvoll.
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Francois stand auf und  begrüßte Renoir mit Handschlag. Er holte einen Stuhl für den Mann und zwei Becher.
Dem Fähnrich, der ebenfalls in der Schreibstube anwesend war, gab er zu verstehen, das er sich etwas zu essen besorgen sollte.
Die anderen, die in der Tür standen, komplimentierte er weniger freundlich, aber ebenso verständlich hinaus.
Er wollte sich mit Nesrine´s altem Herren allein unterhalten. So wie er es im Hinterkopf hatte, saß da nun ein Veteran der Garde, der auch mit seinem Vater gedient hatte...
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Die anderen verließen die Schreibstube und Nesrine schloss die Türe hinter sich, damit die beiden Männer ihre Ruhe hatten.
Renoir nahm Platz und sah sich um.
"'at sisch nischt viel verändärt...", meinte er ruhig.
Er war ein besonnener Mann mit grau-silbrigen Haaren und vielen Lachfältchen im Gesicht. Er strahlte eine innere Ruhe und Zufriedenheit aus, wie man sie bei Leuten fand, die glücklich alt wurden.
An seinen Händen waren die Schwielen der täglichen Arbeit zu sehen und für sein Alter schien er sehr kräftig und gesund zu sein.
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Francois füllte die Becher und nahm gegenüber seines Gastes Platz.
"Ich freue mich,euch kennen zu lernen. Eure Tochter erzählte,ihr hättet selbst auch einmal die Goldbacher Farben getragen?!"
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"Die Freudö ist ganz meinärseits, Weiböl. Oui, es stimmt. In jungön Ja'rön trug isch das A'ornblatt. Das war noch untär dem altön Weiböl...", antwortete Renoir bedächtig
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Offline Francois

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"Es ist immer schön,Altgediente zu treffen. Der Feldwaibel zu eurer Zeit müsste mein Grossvater Othar gewesen sein,wenn ich nicht irre?!"
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