Vor vielen, vielen Jahren lebte einst ein Dieb in diesen Landen.
Dieser Dieb war einer der besten seiner Zunft. Schon von Kindesbeinen an verstand er sich in der Kunst, Menschen Dinge zu entwenden ohne dabei eine Spur zu hinterlassen. Er konnte einem das Geld aus dem Beutel entwenden, während man sich nett mit ihm unterhielt.
An der Tafel stahl er das Esssilber, die Speisen und dem Gastgeber noch das seidene Taschentuch und selbst in der Zweisamkeit war kein Mädchen und keine Frau vor ihm sicher. So baute er sich eine komfortable Existenz in den Schatten der Gesellschaft auf und sein Ruf zog als Flüstern durch die Straßen.
Der Schatten, so nannte man ihn und bald kamen die Menschen zu ihm um ihn für Aufträge zu gewinnen. Er nahm an was ihm gefiel und bestahl seinen Auftraggeber zum Schluss noch oben drein. Seine Gier nach glänzendem Metall, funkelnden Steinen und wertvollen Dingen war einfach zu groß.
Eines Tages gelangte er auf einem seiner Streifzüge in den Besitz einer Karte.
Aber nicht irgend einer Karte, sondern einer Karte zu den Gewölben in Tailon Orikon. Eine ganz bestimmte Stelle war gekennzeichnet und aus den Runen die die Karte umgaben konnte man ablesen, dass den Finder und Bezwinger der Fallen und Rätsel ein großer Schatz erwartete. Das Herz des Diebes jubelte vor Freude und schnell war er auf und davon diesen riesigen Schatz zu bergen.
Die Gewölbe waren tief, dunkel und gefährlich. Unzählige Fallen und manches Ungetier bewachten den Weg und wollten beschlichen und überwunden werden. Der Dieb gelangte zum ersten Mal in seinem Leben an seine Grenzen, aber schlussendlich gelangte er in einen Raum in dem es nur zwei Türen gab. An der Wand stand, dass er nur den Inhalt hinter einer Tür würde mitnehmen dürfen. Die eine enthielt etwas für die Hände, die andere etwas für die Augen und beides war von unschätzbarem Wert.
Der Dieb lachte sich ins Fäustchen, als ob er sich von einer Wand Vorschriften machen lassen würde.
Ohne zu überlegen wandte er sich der Tür mit dem Schatz zu und öffnete sie. Dahinter fand er auf einem Tisch drei diamantene Schädel. Sie waren groß und massiv und schwerer als der erschöpfte Dieb es sich eingestehen wollte. Dennoch verschwanden sie in seinem Bündel und sein Herz jubilierte vor Freude.
Er verließ den Raum und aus einer tiefen Neugier heraus öffnete er auch die zweite Tür die kein Gold versprach. Auch in diesem Raum fand er einen Tisch auf dem einige Blätter Pergament lagen. Neugierig beugte sich der Dieb herüber. Solange er sie nicht nahm war er in Sicherheit.
Aber was seine Augen sahen und lasen, brannte sich in seinem Kopf.
Denn diese Dokumente die dort vor ihm lagen enthielten verloren geglaubtes Wissen über ein gefährliches Geheimnis des Täuschers selbst. Ein gewaltiges Portal direkt in seine Welt, eine Pforte die seine Armeen direkt in diese Welt führen konnte. Das Herz des Diebes erstarrte vor Furcht und er begriff, dass die Menschen dieser Welt von diesem Portal erfahren mussten.
Dieses Wissen durfte nicht hier in diesen Gewölben bleiben wo es vielleicht nie wieder gefunden werden würde.
Und ohne nachzudenken griff der gierige Dieb nach dem Pergament und nahm es an sich. Da erbebte die Erde. Die Gewölbe krachten in einem ohrenbetäubenden Geheul und Risse zogen sich durch die Steinende Decke. Der Teil des Gewölbes in dem der Dieb sich befand begann einzustürzen und mit schrecken erkannte der arme Dieb, dass er und das Wissen hier unten verschüttet würden, wenn er es nicht rechtzeitig an die Oberfläche schaffte.
Aber der Hinweg hatte ihn erschöpft und forderte seinen Tribut und die drei Schädel lagen schwer auf seiner Tasche. Und während er lief zog er den ersten Heraus und warf ihn unter Schmerzen fort in den Staub der einstürzenden Welt. „Zwei werden reichen.“, dachte sich der gierige Dieb.
Aber er war immer noch viel zu langsam und das Gewicht der Zwei Schädel zog an ihm. Und so holte er den zweiten heraus.
„Ein Schädel wird mich immer noch unendlich reich machen.“ Und so warf er den Zweiten fort. Er lief weiter, konnte schob fast den Ausgang sehen, das Licht der aufgehenden Sonne. Aber der Letzte Schädel schien immer schwerer zu werden, zog ihn unaufhaltsam in den Abgrund der sich hinter ihm auftat.
Und der weise Dieb besiegte sein gieriges Herz und Schnitt sein Bündel ab. All seiner Habseligkeiten beraubt, mit den Pergamenten in den Händen hechtete er an die rettende Oberfläche als sich mit einem lauten Getöse der Stollen hinter ihm für immer schloss.
Als der Staub sich um ihn gelegt hatte und er wieder frei atmen konnte sah er vor sich im Staub einen kleinen Blauen Vogel sitzen. So perfekt und schön anzusehen wie kein lebendes Tier sein konnte.
„Du hast eine schwere Entscheidung getroffen und damit die Waagschale der Welt wieder ins Gleichgewicht gebracht. Anstatt für weltliche Reichtümer hast du dich für das Wissen entschieden welches sehr lange verschollen ward. Ein Geheimnis welches gut gehütet werden muss.“, sagte seine Stimme in seinen Gedanken, so klar wie das Wasser eines Gebirgsbaches.
Der Dieb erschrak und sah sich um.
„Wer bist du?“, rief er aus.
„Ich bin das Wissen selbst, die Macht des Geistes. Aber du und deine Art nennt mich Aine.“, sagte die Stimme. So wurde dem Dieb klar, dass er sich in Gegenwart einer Göttin befand.
Aine trug ihm auf die Informationen sicher zu einem ihrer Tempel zu bringen und durch ihre Gegenwart wurde der einfache Dieb zu etwas höherem. Aine selbst erhob ihn zu einem Heiligen. Ihrem Heiligen der Geheimnisse und des verborgenen Wissens und er nutzt seine Fähigkeiten um in ihrem Namen die Waagschale der Welt zu beeinflussen.
Und so wurde aus Iskja dem Dieb, Iskja der Hüter der Geheimnisse.