Alamar ist der Hüter über Recht und Ordnung und der Schutzherr der weltlichen Herrschaft. Er ist die Sonne, die in ihrem geordneten Lauf über das Firmament jede Untat sieht und jedes Übel mit seiner brennenden Kraft ausmerzt. Er ist das Licht, das durch dunkle Zeiten leitet und die Flamme, die in kalten Nächten wärmt. Die ihm geheiligten Tiere sind der Adler und der Löwe sowie – als Synthese aus beidem – der Greif. Sein ewiger Feind sind das sich windende Chaos und die finsteren Mächte, verkörpert durch seinen gestaltlosen Widerpart im Pantheon, dem Gott Szivar.
Alamar ist unter anderem der Reichsgott Caldriens. Der Adel beruft sich auf ihn als Schutzgott und bestätigt so dessen erhöhte Stellung, denn die Standesordnung wird als gottgegeben und von Alamar ausdrücklich erwünscht dargestellt.
Im Namen Alamars darf kein Unrecht geschehen, in seinem Namen wird das Böse vertrieben. Deshalb wird er von den Rittern, für die Ehre kein hohler Begriff ist, noch vor Tior, dem Kriegsgott, verehrt. Alamar ist auch der Gott des Gesetzes, daher sind Alamarpriester immer auch Rechtsgelehrte und werden heutzutage gerne um Rat bei juristischen Angelegenheiten gefragt. Ihr Wort gilt in diesem Punkte bei Vielen sogar als gewichtiger als das des örtlichen Machthabers. Für einen Alamarpriester ist das Recht der Welt etwas, was Gerechtigkeit bringt und ohne die Befolgung des Rechts kann es keine Gerechtigkeit geben. Sie achten auf die Einhaltung göttlichen und weltlichen Rechtes und kennen ihn diesem Punkte auch keine Nachgiebigkeit gegenüber dem Freund. Bei der einfachen Bevölkerung wird er als Schutzgott verehrt, der das Böse mit hellem Schein vertreibt und dessen Gebote die Herrscher zum Schutz ihrer Untertanen auffordert. Alamarpriester sind dafür bekannt, böse Magier und finstere Kreaturen aufzustöbern und zu bekämpfen. Die Tempel Alamars sind in finsteren Zeiten und bei Angriffen durch Szivar Zufluchtsorte für das einfache Volk.
Magie ist Alamar kein Greuel, aber wie jedes Werkzeug kann es zum Schlechten genutzt werden. Alamar und seine Priester schauen missbilligend auf die grenzenlose und ethisch ungebundene Forschung, die viele Magier antreibt. Das führt jedoch nicht zu einer prinzipiellen Ablehnung der zaubernden Zunft, aber zu einer kühlen Haltung zwischen den weltlichen Akademien und den Priestern Alamars.
Totenglaube:
Die lichtdurchfluteten Marmorhallen des Sonnengottes sind Bestandteil mancher Schriften. Alamar erhebt die Seinen an seine Seite, auf dass sie ihn unterstützen in der ewigen Rechtsprechung und sein Licht begleiten an jedem neuen Tag. Man erzählt sich, dass in der Anwesenheit Alamars seine Diener sich auf ewig der Wahrheit der Welt annähern, und so irgendwann unter Alamars Krone die ganze Welt auf ewig in Wahrheit und Licht festschreiben.
Symbole:
Sonne! (in zweiter Linie auch: Greif, Fackel)
Farben:
Gelb, Weiß, Rot
Opfer:
In den Opferdiensten werden immer Wasser, Brot und Salz geopfert.
Ansonsten werden kleine und große Tiere geopfert, je nach Wichtigkeit des Anliegens.
Wichtige Tempel und Orte:
Der Alamartempel von Engonia.
Der Alamartempel von Donnerheim.
Der Säulenschrein am Ahrnwall.
Der Tempel zu Barebury.
Heilige:
Ajan, Schutzherr der geistigen Streiter Alamars
Steht für: Tapferkeit, Intelligenz, Bedächtigkeit, Weisheit, Demut
Nelor, Schutzherr der weltlichen Streiter Alamars
Steht für: Mut, Stärke, Eifer, Kampf, Einigkeit
Kelos, Schutzherr des Adels
Steht für: Gerechtigkeit, Strenge, Väterlichkeit, Schutz, Stolz
Halia, Schutzherrin der Frauen, die in Alamars Namen leben
Steht für: Bescheidenheit, Kampf, Mut, Stärke, Schutz
Sirasa, Schutzherrin des gemeinen Volkes
Steht für: Demut, Bescheidenheit, Eifer, Friedlichkeit, Gerechter Zorn
Ein Artikel über die Alamarkirche
Dies ist ein Artikel einer neuen Reihe aus der Hand von Magister Alexej Tischenko vom Bund zu Ayd’Owl. Den Anfang wird der Alamarkult machen, der seit jeher eine der einflussreichsten Kulte Engoniens ist und erst in jüngerer Zeit durch das Erstarken des Tiorskultes an Einfluss verloren hat. Aber nun übergeben wir dem Magister das Wort:
Der Alamarkult ist in ganz Engonien verbreitet, vom nördlichen Firngard bis hin zu Fanada, von der Baronie Feuerklinge bis nach Caer Conway. Einzig und allein die Barbaren sind keine grossen Freunde des Alamarkultes, vertritt er doch eine geordnete Herrschaftsstruktur, die in Silvanaja in dieser Form nicht zu finden ist. Die Verehrung durch den Adel ist, neben anderen Dingen, der Grund, dass die grössten und prachtvollsten Tempel sowie viele Klöster in Caldrien zu finden sind. Daher lenkten mich meine Schritte in die grossen Tempel in Engonia und Donnerheim, aber auch in kleinere Tempel in Tangara.
Dort fallen einem unter anderem die Reichtümer auf, die offen in den Tempeln zur Schau gestellt werden. Man erklärte mir, dass Alamar jeden strafen würde, der hier einen Diebstahl begehen wolle. All diese Pracht, die auch in kleineren Tempeln zu finden ist, soll dem dort angebeteten Gott zur Ehre gereichen. Die Tempel selbst sind oft durch geschickt angebrachte und polierte Metallflächen und grosse Glasfenster sehr lichtreich. Ein zentral angebrachtes Licht brennt Tag und Nacht, es wird zum rituellen Entzünden des Opferfeuers während der regelmässig stattfinden Opferrituale verwendet.
Die Tempel Alamars haben oft einen Vorraum, der von der Dunkelheit Reisenden einen sicheren Ort geben soll. Die meisten Tempel bieten neben ihrer religiösen Funktion auch zahlreiche weltliche Dienste an: Novizen, die als Schreiber tätig sind, Beglaubigungen für Verträge, Vermittlungen für strittige Fälle sowie Hilfen bei übernatürlichen Problemen.
Was jedem Beobachter auffällt, sind diejenigen, die Alamars Wort in der Welt verbreiten, angefangen bei ihrem Titel „Flamen Solis Alamariani“, der laut Aufzeichnung des Kultes bis in graue Vorzeit, zu dem ersten und grössten alamarianischen Heiligen, Ajan, zurückreicht. Laut der Sage gab Alamar selbst diesen Titel an Ajan und erst in historischer Zeit wurde der Beiname Magnus – Der Große – verwendet, um eine hierarchische Unterscheidung zu erhalten. Sehr auffällig ist die Kleidung der Flamines Solis Alamariani. Man sieht sie eigentlich nur in weiß-rot-goldenen Gewändern, sichtbar verziert mit dem Symbol Alamars, der Sonne sowie dem obligatorischen Sonnenanhänger. Wie mir in Engonia versichert wurde, ist dies nicht nur in Friedenszeiten üblich. Im Kampf verlassen sich nur Novizen auf Rüstung, insbesondere die Flamines verlassen sich nahezu immer auf die wundertätige Hand ihres Gottes.
Viel interessanter, auch wenn es weniger ins Auge fällt, ist das Verhalten der Flamines. Die folgenden Zeilen haben keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit: Unter den Flamines wird sehr viel Wert auf die sogenannte Dignitas, die Würde, gelegt. So ist dem Novizen noch viel erlaubt, von den Flamines wird ab dem Zeitpunkt der Ernennung aber ein gewisses Verhalten erwartet. Ich habe einmal eine Liste mit den wichtigsten Eigenschaften eines Flamen angelegt:
- Ehrlichkeit: Dies ist die absolut grundlegende Tugend für einen Vertreter des Kults
- Bekenntnis: Hiermit ist vor allem gemeint, dass sich ein Flamen niemals beugt und niemals seinen Kult verleugnet
- Demut, insbesondere gegenüber Alamar. Es gibt viele Heiligengeschichten, die sich gegen zu stolz gewordene Flamines richten, offenbar eine oft erlebte Gefahr in diesem Kult. Natürlich hat jeder von uns auch schonmal den sprichwörtlichen stolzen Flamen erlebt, mir wurde jedoch versichert, dass Alamar nicht allzu wohlgefällig auf diese Flamines herabblickt
Es gibt auch die praktischeren Vorschriften, die insbesondere die Vorbildfunktion der Flamines unterstreichen sollen:
- Mässigung in allen Genüssen. Vor allem sind hier Alkohol und andere berauschende Substanzen, aber auch die Völlerei, gemeint
- Abkehr von jeglicher Promiskuität. Der ideale Flamen lebt ein gesittetes Leben mit einer ehrenwerten Frau. Man sollte hier anmerken, dass der Alamarkult ein Zölibat kritisch betrachtet, vermutlich auch wegen der Nähe zum Laviniakult
- Barmherzigkeit, insbesondere denen gegenüber, die sich nicht selbst helfen können. Dies ist eine Tugend, die sich bei weitem nicht überall findet. Insbesondere in den stärker der Szivarsbekämpfung gewidmeten Klöstern und natürlich der Inquisition wird diese Tugend eher als Schwäche angesehen
- Reinlichkeit. Diese Tugend wird vor allem in Tempeln hochgeschätzt
Es gibt noch eine Reihe weiterer Tugenden, die aber entweder kaum beachtet werden oder nur regionale Verbreitung finden. All diese Tugenden zusammen bilden die – leicht diffus anmutende – Dignitas. Leider fehlten mir die Jahre, um diesen Aspekt des Alamarkultes so weit zu untersuchen, dass ich einen erschöpfenden Überblick bieten könnte, aber diese grobe Zusammenfassung hilft dem geneigten Leser sicherlich, den nächsten Flamen, dem er begegnet, besser einzuschätzen.
Um noch ein paar Worte zur Struktur des Kultes zu verlieren: Trotz aller rigiden Vorschriften und positiven Einstellung ist der Alamarkult doch zersplittert. Vielleicht hat ein grosser Tempel die Möglichkeit, Einfluss auf die kleineren Tempel seiner Umgebung zu nehmen, aber de jure sind sie unabhängig. Es existiert nach dem, was ich vielerorts erfahren habe, nur eine Möglichkeit, alle Tempel zu koordinieren: Ein sogenanntes Consilium. Zu dieser Veranstaltung sind wohl alle Flamines geladen und jeder unter ihnen hat für die endgültige Entscheidung über einen Punkt eine Stimme. Solche Treffen sind wohl sehr selten und angeblich immer durch Alamar selbst inspiriert.
Grund für diese Zersplitterung ist wohl die hohe Unabhängigkeit der einzelnen Flamines, da jeder von ihnen dem Vernehmen nach von Alamar selbst zum Flamen ernannt wird und daher auch nur ihm verantwortlich sind.
Dies führte natürlich in Verbindung mit der hohen Ehrerbietung, die Flamines dem weltlichen Gesetz gegenüberbringen, dazu, dass nach Konars Machtergreifung viele Alamarpriester sich Barad Konar unterwarfen. Erst zu Beginn des Pilgerzuges und der offenen Kriegserklärung der fünf Götter an Konar wechselten sie, wie viele andere, die Seiten.
Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die Ernennung des Flamen Magnus im Vergleich zum Flamen. Ein Novize wird Flamen, wenn er sich Alamar mit voller Seele widmet und der Weiheritus vollzogen wurde. Um aber den Beinamen Magnus zu erhalten, sind wohl mir leider unbekannte Vorbedingungen zu erfüllen. Aus verschiedenen Berichten und Gesprächen, die ich gelesen und geführt habe, lässt sich aber vermuten, dass eine besondere Hingabe und Heiligkeit des Flamen deutlich werden muss. Dies erklärt auch die relativ geringe Zahl an Flamines Magni.
Eine Sonderrolle nimmt die sogenannte Inquisition von Barebury ein. Entstanden aus dem noblen Wunsch, üble Magie zu bekämpfen ist die Inquisition inzwischen dafür bekannt, Magiermördern und zwielichtigen Hexenjägern Unterschlupf zu gewähren. Besonders eklatant wurde dies vor der Machtergreifung Konars: Sie griffen in eine Verfolgung durch die Reichsgarde ein und verhinderten die Ergreifung von Mördern an einem Novizen der Ayd’Owl.
Massiv geschwächt durch die Eroberung Ahrnburgs durch den Lupus Umbra sind nur noch die fanatischsten und verbohrtesten Inquisitoren über, die Magiern insgesamt die Schuld an Konars Machtergreifung geben. Leider finden sie damit bei einigen fehlgeleiteten Bauern massiven Anklang. Entscheidend für den heutigen Umgang mit der Inquisition ist für den restlichen Kult die Tatsache, dass sich nur sehr wenige Flamines in der Inquisition finden und kein einziger Flamen Magnus. Inquisitoren selber sind oft eher Kämpfer und Magierjäger, aber sie wirken für gewöhnlich keine Wunder.
Die Flamines des Kultes sind im Allgemeinen sehr standesbewusst. Sie sehen sich im Lichte ihres Gottes stehen und verhalten sich auch dementsprechend. Der normale Flamen ist zwar kein Adeliger oder reicher Kaufmann, sollte aber wie ein solcher behandelt werden. Auch als einflussreicher Bürger sollte man einen Flamen nicht einfach ignorieren oder gar bedrohen, der Kult als Ganzes kann sehr energisch reagieren und hat nicht wenig Einfluss. Natürlich gilt dies erst recht bei einem der selten Flamines Magi. Diese seltenen Vertreter des Kultes haben grosse persönliche Macht und einen grossen Einfluss im gesamten Kult.
Abschliessend bleibt mir zu sagen: Bis auf die Inquisition sind die Vertreter des Alamarkults durchaus angenehme Gesprächspartner. Sie sind allerdings oft bis an die Grenzen des für mich Erträglichen regelversessen und detailgenau. Wenn man sich aber gesetzestreu verhält und sie höflich und zuvorkommend behandelt, helfen einem die Flamines Solis Alamariani in vielen Notlagen.