– Auszug aus „Macht und ihre Auswüchse“, Barnabas Zweistift, 30 n.J. –
“[…] der Fels vom Zweifall, im Volksmund auch „Stein vom Fall“:
Ich habe schon viel gesehen auf meinen zahlreichen Reisen durch die Mittleren Lande. Die vergangenen Kapitel mögen das ausreichend belegen, die Nachfolgenden diesem Anspruch noch Stütze verleihen. Doch der Stein vom Zweifall ist ein Wunder. ‚Wie anders sollt‘ das Aug‘ erschau’n der Götter heil’ge Hand?‘, dichtete dereinst ein Mann über den Stein vom Fall. Doch als ein guter l’Historien, wie die Caldrischen sagen, halte ich hier fest das Ausseh’n und die Form des Steines…“
Der „Fels vom Zweifall“ ist der Grund, weshalb der „Zweifall“, ein Arm der Droor, „Zweifall“ heißt. Der Zweifall fließt an dieser Stelle rasch und schnell, es gibt Stromschnellen und Untiefen, bis der Zweifall schließlich ein langes, flaches, aber nur wenige Meter enges Becken durchfließt – das unvermittelt an einem Steilhang endet.
An diesem Steilhang stürzt das Wasser des Zweifalls ca. 150 Meter in die Tiefe. Der Steilhang liegt genau nach Osten gerichtet, sodass bei Sonnenaufgang das Wasser aus eigener Kraft zu leuchten scheint. Lange Zeit blieb diese reißende Schönheit mitten im Wald unbemerkt, doch galt der Ort als ein Tipp für Liebespaare, Kinder und Romantiker im Allgemeinen. Bis zu dem Moment, als der Zweifall Teil einer neu erschlossenen Binnenhandelsroute wurde. Die Stelle des Steins vom Fall war unpassierbar, sodass findige Händler sich einen Weg am Fall selbst vorbei bahnten.
Heutzutage gilt der „Stein vom Fall“ als ein Wunder Nadurias. Örtliche Legenden sprechen davon, dass Tiotep selbst die Felsen erschuf, um Naduria zu beindrucken, doch dass Naduria der trockenen Stein allein nicht gefiel. So ließ sie den Zweifall fließen.
Im Frühling wirkt der gesamte Fels wie eine Wand aus Blumen. Aus jeder Spalte, jeder Felsritze steckt eine Blume ihren Kopf Richtung Sonne – und da, wo keine Blumen sind, ist wilder Efeu über den Fels gewachsen, der im Herbst in schillerndsten Farben leuchtet.